Ein Pop-up namens Wanda
Für Wanda bringen Marion Klammer und Moritz Schwenk den Sommer über vegane und glutenfreie Gerichte als Brunch-Pop-up auf den Tisch
Mal ehrlich: Irgendwie klingt „alles vegan und glutenfrei“ erstmal nicht allzu sexy. Und dann nimmt man hier Platz in den noch immer super stylischen ehemaligen Räumen des Lode & Stijn und schämt sich ein wenig für seine eigenen Vorurteile. Denn das, was Marion Klammer und Moritz Schwenk hier auf die schmucken Holztische bringen, ist nicht bloß ästhetisch überaus ansprechend, sondern auch noch unerhört lecker.
À propos Ästhetik: Das geschmackvolle Interieur ist geblieben und natürlich die offene Küche, in der man das Team beim Werkeln beobachten kann. Das warme Holz der Tische und Fensterrahmen entfaltet bei Tageslicht erst so richtig seine Wirkung und ein paar Bilder des befreundeten Künstlers Bastian sind hinzugekommen, auf denen sich Frauen zwischen Sahnehäubchen und Sirup räkeln. Kann man geschmackvoll finden oder nicht – zum Essen jedenfalls passen die Bilder vorzüglich.
Berlin ist derzeit dem Brunch verfallen. Und zeitgeistig geht es im Wanda nicht nur hinsichtlich des gelungenen Brunchkonzepts zu, sondern auch bezüglich der Arbeitszeiten. Geöffnet ist an vier Tagen, von Freitag bis Montag. Das ergibt für einen Brunch durchaus Sinn, wobei man natürlich auch zum Lunch willkommen ist. Man sieht das hier nicht so eng.
Und was wäre ein gelungener Brunch ohne richtig gute Drinks? Na, eben. Daydrinking ist bei Wanda ausdrücklich erlaubt. Drinks wie der Storm in a Teacup mit Rum und frischem Minzeistee oder unterschiedliche Spritz-Varianten möchten probiert werden. Selbstredend gibt es auch Mimosa, Bellini sowie einen formvollendeten Espresso Martini – nicht zu süß und mit einer dichten Schaumkrone – sowie ganz einfach sehr guten Kaffee.
Im Sinne des Zeitgeists finden jene, die auf Alkohol lieber verzichten, aber natürlich auch frische Säfte, hausgemachte Limo oder Kombucha auf der übersichtlichen Karte. Verzicht in richtig lecker und saucool, könnte man skandieren. Passend zur Küche: Pflanzenbasiert und glutenfrei, denn Marion hat Zöliakie und kennt sich demnach aus in der glutenfreien Küche. Und auch pflanzenbasiertes Kochen geht ihr nach Stationen im Horváth und im Cookies Cream leicht von der Hand.
Dementsprechend ist jeder Teller eine Augenweide und dabei so lecker, dass man immer noch einen Bissen mag. Vom Chicken 5000 etwa, bei dem sich saftiges Fried Chicken auf Pilzbasis mitsamt feuriger Chili-Sauce auf einer Scheibe Brioche türmt. Ebenso fein: grüner Spargel mit knackigen Erbsen, zartem Lauch und einem herzhaften Sud. Ach! Und das herrliche Eton Mess mit einer köstlichen Kokoseiscreme, marinierten Erdbeeren und diesen wunderbar klebrigen Baiserplatten (ohne Eischnee sei hier noch einmal betont). Oder aber die Renaissance des French Toasts, dessen Zimt-Zucker-Gemisch so herrlich zwischen den Zähnen knuspert.
Im Englischen gibt es dafür ein Wort: fingerlicking. Und das beschreibt die Küche im Wanda ziemlich treffend. Alles schmeckt wunderbar zugänglich, ohne es dabei an ernsthafter Kochkunst fehlen zu lassen. Darüber vergisst man seine anfänglichen Vorurteile und hofft insgeheim, dass dieses Pop-up länger währen mag, als nur den Sommer über.
Wanda
Lausitzer Straße 25, Kreuzberg,