Versteckte Feinheit
Eine japanische Freundin lädt ein, und zwar ins Otsuka. Das ist beim ersten Mal nicht ganz leicht zu finden, am Osteingang von Denns BioMarkt im Nordbahnhof
Wir sind gerade mal sieben Personen. Mehr Plätze gibt es bei Sushi-Meister Daisuke Ishige nicht. Es ist ein puristisch eingerichteter Raum, in dem nur Platz für den Koch ist und für seine Gäste, die er direkt an der kleinen Theke bedient. Um gleich jedem Vorurteil entgegenzutreten: Nein, es ist kein Ort, der mit ehrfurchtsvollem Ernst betrieben und betreten wird. Hier ist entspannte Entdeckung von feinstem, frischestem, zartestem Sushi garantiert.
Es wird jedes Sushi einzeln zubereitet und nacheinander vor jeden einzelnen Gast gestellt, im typischen Omakase-Stil. Das bedeutet, dass die Gäste dem Koch volle Kontrolle über das Essen geben und ihn das Sushi-Menü zusammenstellen lassen. Jede und jeder isst dann das, was nach und nach serviert wird. Deshalb ertönt auch in unregelmäßigen Abständen ein genussvoller Seufzer.
In Japan gibt es zwei Sushi-Schulen, einmal Kansai-Style (Osaka) und Edo-Style (Tokyo). Beim typischen Tokio-Stil werden keine Fische aus Flüssen eingesetzt, also z.B. kein Lachs und keine Forellen. Daisuke Ishige hat in Ginza, einem Stadtteil von Tokio, seine Ausbildung absolviert und arbeitete in Berlin im früheren Zenkichi. Es kommen nacheinander verschiedenste Cuts vom rohen Thunfisch, Seeteufel und Makrele auf leicht säuerlichem, wunderbarem Sushi-Reis. So weit, so traditionell. Doch unorthodox ist die Verwendung von frisch geriebenem Meerrettich statt Wasabi und leicht eingelegtem Weißkohl statt Ingwer.
Dazu gibt es eine Tee-Begleitung. Den Beginn macht ein kalter Hōjicha, ein gerösteter grüner Tee, der erdig-nussig schmeckt, dann schenkt Daisuke Ishige einen sogenannten Mugicha ein, das ist heiß aufgebrühter Gerstentee, der schmeckt wiederum leicht getreidig-süßlich.
Otsuka
Gartenstraße 86, Mitte, Reservierungen auf Instagram möglich,