Fotos: Martin Kess Aufmacher Özlem Sögüt
Özlem Sögüt

„Nichts würde ich heute anders machen“

Es ist eine Erfolgsgeschichte. Özlem Sögüt hat mit Ehemann Cihan seit 2014 zwei „Black Apron“-Bäckereien, sieben „Codos“-Cafés, eine Kaffeerösterei sowie zwei „Bestia“-Pizza-Restaurants eröffnet. Angefangen haben sie in Hamburg, weiter ging es im Geburtsort von Özlem, in Hildesheim, dann in Berlin und Hannover. Seit einigen Monaten sind die Bäckereien Bio-zertifiziert. Özlem ist weiterhin auf Expansionskurs und hält die Qualität ihrer Produkte hoch. Und das eher unspektakulär. Das ist nur ein Grund, die Gründerin zu befragen

1. War dein Berufsweg geradlinig?
Özlem Sögüt: Nein, keineswegs. Ich habe mit einem Jurastudium angefangen, ziemlich schnell abgebrochen, um eine Textilfirma zu gründen und ca. 10 Jahre später dann meinen Weg in die Gastronomie gefunden.

2. War von Anfang an klar, wohin es mit deinem Berufsleben gehen soll? Welche Ideen gab es noch?
Wie gesagt habe ich mich relativ früh in der Textilindustrie wiedergefunden und auch wohlgefühlt. Ich hätte damals mit Anfang Zwanzig nie gedacht, dass ich mal in die Gastronomie gehen würde. Klar war, dass ich schon immer ein Foodie war, ich habe mich schon immer für Essen und andere Kulturen bzw. Esskulturen interessiert – die Gastronomie als Ganzes sowie die Hotellerie. Ich bin viel gereist und Essen und Trinken stand und steht bis heute immer im Mittelpunkt. Wenn ich irgendwo hinreise, suche ich erst mal nach den besten Cafés, nach den besten Restaurants usw. Kurz bevor die Idee mit Black Apron geboren wurde, habe ich verschiedene Patisserie-Kurse belegt und habe auch für einige Wochen im ICE – Institute of Culinary Education – in New York gelernt.

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3. Was würdest du aus heutiger Sicht anders machen?
Ich bin total froh, dass ich in dieser Branche bin. Nichts würde ich heute anders machen. Grundsätzlich bin ich kein Mensch, der etwas bereut. Für mich gilt die Philosophie, dass man Entscheidungen innerhalb der Gegebenheiten, der aktuellen Situation angemessen trifft – und es ist gut so. Vielleicht würde ich mit dem jetzigen Blick einige Kleinig­keiten anders machen: z.B. Investi­tionen, die man zu schnell oder zu spät getätigt hat, oder auch perso­nelle Entscheidungen. Wie gesagt, grundsätzlich ist soweit alles gut.

4. Was oder wer hat dich bei deiner beruflichen Karriere am meisten beeindruckt oder inspiriert?
Keine bestimmte Person, ich gucke mir viele unterschiedliche Menschen und Karrieren an und versuche zu lernen. Grundsätzlich spielt mein Mann eine große Rolle, der mich täglich dazu inspiriert, kreativ und neugierig an alles ranzugehen und auch den Spaßfaktor nicht zu vergessen. Wir tun, was wir tun, um den Menschen eine Freude zu bereiten, Menschen zu verbinden, Emotionen und Erlebnisse zu schaffen. Da ist es sehr wichtig, dass man selbst immer noch, nach 10 Jahren und so vielen Krisen, die in den letzten Jahren passiert sind, den Spaß nicht verliert.

5. Was muss man wissen, wenn man Gründerin eines Unternehmens wie Black Apron ist?
Es gibt Fehler, die man macht, die ich gemacht habe und bestimmt auch noch machen werde. Egal, was man gründet: Grundsätzlich ist es wichtig, wer man ist, wofür man steht und warum man das macht. Letztendlich muss man wissen, dass man am Anfang wirklich alles selbst macht und die Tätigkeiten und Herausforderungen als Founder sich ständig ändern. Darauf muss man gefasst sein!

Codos Coffee Invalidenstraße 1, Mitte, www.codos.com

Black Apron www.blackapron-bakery.com

BESTIA Vera Pizza Napoletana www.bestia.pizza