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Neuköllner Spitzenköche-Duo

In der Küche des eins44 herrscht kreative Leichtigkeit von gleich zwei großartigen Köchen. Und das Service-Team nimmt die Hygieneregeln sehr ernst

Der eine, der junge Küchenchef Tim Tanneberger, hat sich im Laufe seiner Zeit stilistisch bestens entwickelt. Der andere, der erfahrene Routinier Daniel Achilles, ist mit seinem ehemaligen Restaurant Reinstoff mit zwei Sternen ausgezeichnet worden. Beide stehen nun gemeinsam in der Küche. Ob und wer von den beiden den Ton angibt? Das ist bei den Gerichten nicht zu erkennen. Die beiden scheinen sich geschmacklich und vom Anspruch an eine herausragende Küche zu ergänzen.

Der Service, in diesen Zeiten der wichtigste Posten, ist im eins44 so korrekt und auf Einhaltung der Hygieneregeln bedacht, dass jeder Gast sich entspannt zurücklehnen und den Abend genießen kann. Bei einem Glas Crémant Rosé vom Weingut Winterling aus der Pfalz lässt sich die Speisenkarte studieren und schnell feststellen, dass die Crew auf Menüvorschläge verzichtet. Der Gast kann wählen. Aus jeweils drei Vorspeisen, drei Zwischen- und drei Hauptgängen. Zwei Personen kommen so in den Genuss von insgesamt sechs Gängen plus zwei Desserts, zu denen die aufmerksame Kellnerin rät.

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Die Vorspeisen sind schon Beweis des Zusammenspiels von Raffinesse und Bodenständigkeit. Die Burrata mit Brüssler Spitze, Haselnüssen und Johannisbeermarmelade ist ein Arrangement aus unterschiedlichsten Texturen und den Geschmäckern von bitter über sauer, bis nussig und cremig. Getoppt wird die Kunstfertigkeit beim Fjordforellenceviche. Ein Traum in Grün: Erbsentriebe und ein grün gepuderter Süßkartoffelchip krönen den leicht säuerlichen Fisch. Der wiederum liegt auf einem Mousse aus Kräutern wie Kerbel, Blutampfer, Brunnenkresse und Erbsensprossen. Die Makrele als Zwischengang mit den leichten Röstaromen, der feinen Säure macht aus dem sonst eher vernachlässigtem Fisch eine selten genossene Spezialität. Mehr davon! Die Hauptgänge, der Seeteufel mit Karotte und Lavendel sowie die Gnocchis mit wildem grünen Spargel reihen sich in Qualität nahtlos an. Vielleicht liegt es am konventionellen Geschmack, die Kombination Gnocchis in Orangensauce ist ungewohnt, der wilde Spargel hingegen harmoniert mit der Zitrusnote hervorragend. Der Seeteufel ist wie er sein soll: weiß und bissfest.

Wie gesagt, der Gast stellt sich sein Menü selbst zusammen, trotzdem ist eine Weinbegleitung möglich. Vielleicht unter der Woche nicht immer gut verträglich. Die fachkundige Kellnerin hat dem Wunsch nach weniger Vielfalt entsprechend auch zwei Weine zur Auswahl, die das individuelle Dinner begleiten können. Die Entscheidung fällt auf den weißen Burgunder Carsten Saalwächter, ein ausgewogener Wein, der vollmundig daherkommt, gleichzeitig lässig frische Apfel- und Pfirsicharomen vermittelt.

Die Desserts, das mit Himbeere, Estragon und Honig sowie die Erdbeerkomposition, sorgen für den finalen Tusch zu einem gelungenen Abend auf der Terrasse im Hinterhof. (emh)

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Elbestraße 28/29, Neukölln, Tel. 030 62 98 12 12, www.eins44.com, tägl. 18-23 Uhr, Speisen 12 € bis 26 €, Fl. Wein ab 38 €