Unterm Glasdach

Das Rotlichtviertel gibt es hier nur noch dem Namen nach. Im Hotel Amour war früher wohl ein Bordell untergebracht, heute ist es ein gemütliches Hotel, in dem alle Zimmer anders gestaltet sind. Nicht nur Touristen, sondern auch Pariser Modemenschen treffen sich im Restaurant im Erdgeschoss – eigentlich besteht es zum größten Teil aus einem überdachten Hinterhof mit vielen rankenden Pflanzen. Auf weißen Metallstühlen bezogen mit rotem Leder sitzt man unter dem halb durchsichtigen Glasdach, besonders romantisch wird es, als noch ein leichter Sommerregen einsetzt.

Das Essen ist dagegen gar nicht so diffizil, eher deftiges Wohlfühlfood mit viel Fleisch und für Paris sehr vernünftigen Preisen. Das Rindertartar mit dünnen Pommes und ein Makkaroni-Gratin kommt mit so viel Käse daher, dass man nach der Hälfte satt ist. Auch mal eine angenehme Überraschung in Paris. Ein Dessert mit Meringue und Himbeeren muss aber trotzdem sein.

Hotel Amour
8, rue de Navarin, 75009 Paris, Tel. +33 1 48 78 31 80, www.hotelamourparis.fr

An der Straßenecke

Alles hier strahlt gute Laune aus: die zusammengewürfelten Holzstühle, die bunte Kreideschrift, mit der die Tagesgerichte auf die Tafel gemalt sind, oder das Schild an der Theke: „Unattended children will be given Espresso and a puppy!“ Der perfekte Ort für ein Mittagessen auf dem Weg nach oben zur Sacré-Cœur. Man sitzt draußen auf kleinen, wackeligen Stühlchen an der Straßenecke am Platz und lässt sich die einfachen, aber gut gemachten Tagesgerichte schmecken. „Bol du Phoenix“ besteht aus gegrilltem Gemüse, Quinoa und rotem Reis mit Cashewsauce, Misopaste und Ingwer. Die Foccacia der Begleitung ist reich belegt, mit gerösteten Auberginen und Kürbisscheiben, Rucola-Pesto und Sesampaste. Nur dass man danach weiter den Berg hinaufsteigen muss nervt.

Soul Kitchen
33, rue Lamarck, 75018 Paris, Tel. +33 1 71 37 99 95, www.soulkitchenparis.fr

Bistro-Gerichte

Eine Fassade dominiert von mintfarbener Markise, Wand und großen Glasfenstern, drinnen dunkle Wände kombiniert mit honigfarbenem Holz. Das kleine Restaurant La Laverie in Montmartre sieht von außen schon so hübsch aus, dass es zum spontanen Ausprobieren reizt. Die Macher sind jung und offensichtlich noch ziemlich begeistert von ihrem Projekt, auf sympathische Weise merkt man die Aufregung, wenn sie erklären, was die einzelnen Gerichte genau beinhalten. Zum Beispiel Lammschulter mit Schwarzwurzelpüree und Schwarzwurzelchips sowie Zitronenmousse. Die Portion ist französisch klein, sonst gibt es aber rein gar nichts auszusetzen. Die vegetarische Begleitung hat nicht ganz so viel Auswahl auf der kleinen Karte und wählt verschiedene kleine Bistro-Gerichte. Besonders hübsch ist die Variation verschiedener blanchierter und angebratener Gemüsesorten (Spargel, verschiedenfarbige Rüben und Karotten). Geschmacklich überzeugt das Ganze ebenfalls. Dazu wird vin naturel aus der Auvergne getrunken und der Nachtisch ist ein Muss: Schoko-Ganache mit Kirschen, sahnig und nicht zu süß. Erstaunlicherweise ist auch hierbei der Teller schnell leer.

La Laverie
122, rue Caulaincourt, 75018 Paris, Tel. +33 1 44 85 73 15, www.facebook.com/restaurantlalaverie

Sommernächte

Zugegebenermaßen hätte man sich sicherlich auch mehr aus dem direkten Umfeld der Rue Coulaincourt wegbegeben können. Aber wenn man abends auf dem Weg zur U-Bahn direkt neben La Laverie einen Platz ganz vorn in dem etwas hipperen Café-Bistro-Bar-Hybrid Francis Labutte bekommt, macht das wenig Sinn. Schon die Gastgeberin hat das Francis für den Abend empfohlen, mehr Paris geht eigentlich nicht. Direkt neben einer der unzähligen Montmartre-Treppen sitzt man auf typischen Bistrostühlen und beobachtet das Treiben. Auf der Karte stehen diverse Snacks für den kleinen Hunger, verschiedene Burger und Tartines, wir trinken Petit Chablis von Weingut Domaine d’Elise, aber eigentlich sind alle nur hier, um diese besonderen Montmartre-Sommernächte zu genießen.

Francis Labutte
122, rue Coulaincourt, 75018 Paris, Tel. +33 1 42 23 58 26, www.francis-labutte.fr