Foto: Selina Schrader Aufmacher Julia Böning
Julia Bönings Weinempfehlungen

Julia Böning ist eine der Vorreiterinnen, was den Handel mit Naturweinen betrifft. Und eigentlich wollte sie Cafés und Restaurants beraten. Andere sollten von ihrem Weinwissen und ihren Kontingenten profitieren. Doch meistens kommt es anders …
Jedenfalls betreibt Julia mit ihrem Team heute zwei Weinläden in Berlin, einmal in Neukölln, einmal in Schöneberg.
Importiert werden biodynamische und Naturweine aus ganz Europa, das Augenmerk liegt auf Nachhaltigkeit und auf feine, einzigartige Weine. Zum Wein ist sie durch privates Interesse gekommen. Ihr Vater, ein begeisterter Weinliebhaber, hat immer ein paar Flaschen bei seinen Besuchen mitgebracht. In der damaligen Hamburger Wohnung gab es im Treppenhaus eine Kammer, in der hat Julia Böning die Flaschen gelagert.
Mit der Zeit bestellte sie je nach Vorlieben die Weine nach, bis die Kammer zu einem Weinkeller wurde. Das bekamen die Nachbarn mit und das Ganze hat sich damals zu einem vertrauensvollen privaten Weinhandel verselbstständigt

Foto: Kira Möller Böning 2312

„Chat Fou“

Die aus dem Französischen übersetzte „verrückte Katze“ ist genau das richtige für lange graue Wintertage, wenn es leicht, unkompliziert und entspannt sein soll. 45 Prozent Grenache, 30 Prozent Cinsault und Clairette, Grenache Blanc und Marsanne findet man in diesem Wein.

Ein Naturwein, der nicht so wild ist,
wie der Name vielleicht vermuten lässt

Dieser Wein ist vielseitig einsetzbar, er passt zu vielen Gerichten, bringt aber auch als Solist Trinkfreude. Und guter Wein muss nicht immer teuer sein, gerade zum Jahresende. Ob zu cosy Pizza-Abenden auf dem Sofa oder für selbstgemachten Glühwein – die Katze ist ein treuer und hervorragender Wegbegleiter durch diese Jahreszeit.

Rezept für Natural Glühwein

Zutaten für 8 Personen:
2 Liter Rotwein (Chat Fou)
4 Bio-Orangen
Schale von 2 Bio-Zitronen
4 Zimtstangen
14 Gewürznelken
2 Vanilleschoten
6 EL Rohrzucker
4-6 Sternanis, je nach Geschmack

Zubereitung:
Die Orangen auspressen. Von den Zitronen nur die Schale verwenden. Je nach Geschmack kann auch etwas Saft der Zitrone zum Glühwein hinzugegeben werden, aber weniger ist mehr.
Das Mark der Vanilleschoten mit einem Messer vorsichtig auskratzen – sowohl Mark als auch Schote werden mitgekocht. Alle Zutaten in einen Kochtopf geben.
Den Rotwein in einem möglichst schmalen, hohen Topf langsam und bei geschlossenem Deckel erwärmen. Der Glühwein darf nicht kochen, da der Alkohol ansonsten verkocht. Anschließend durch ein feines Sieb gießen und genießen.
Wer davon nicht genug kriegen kann, kann das nächste Mal mit den Zutaten etwas rumspielen und optional mit Gewürzen wie z.B. Ingwer, roten Pfefferbeeren oder Kardamonkapseln experimentieren.

Mit toller Frucht von Pflaumen, Erdbeeren, Kirsche, Hibiscus- und Orangen-Noten und einem leichten, würzigen „finish“ präsentiert sich der Wein vor uns. Samtig eingehüllte Tannine und eine Süffigkeit und Eleganz zugleich machen diesen Wein unwiderstehlich.

Dieses Kätzchen sitzt auf Granit- und Gneis-Hängen am Nordufer des Ouvèze-Tals. Ausgebaut wird der Wein später mit einheimischen Hefen in offenen Betontanks und ohne die Verwendung von Sulfiten vor der Abfüllung. Nach 12 bis 18 Monaten reift Chat Fou geduldig auf der Feinhefe und wird freigelassen ohne Schönung und Filtration.

Éric Texier ist ein angesehener Winzer im Rhônetal, der bekannt ist für sein Engagement für Tradition und Innovation. Anfang der 1990er Jahre beschloss er, seiner Leidenschaft nachzugehen und wurde so vom Nuklearingenieur zum Winzer neu geboren. In der rauen Landschaft des Rhônetals fand er seine Berufung und begab sich auf die Mission, Weine zu produzieren, die das Terroir der Region wirklich widerspiegeln.

Mit großem Respekt vor biologischen und biodynamischen Praktiken verfolgte Éric einen ganzheitlichen Ansatz bei der Weinherstellung. Bei ihm steht Handarbeit ganz weit vorne und die Nutzung traditioneller Methoden sowie das Erforschen neuer Techniken, um den wahren Charakter seiner Trauben zum Ausdruck zu bringen. Seine Weinberge wurden zu einer Leinwand, auf der Natur und Können zusammenkommen und es werden Weine produziert, die eine starke Handschrift haben. Von einfachen, unkomplizierten Bistro-Weinen bis hin zu schönsten „Côte-Rôtie“- oder „Châteauneuf-du-Pape“-Weinen. Éric hat ein besonderes Talent in jeder Kategorie Weine zu produzieren.

Das Einzige, was man in seiner weiten Range nicht findet, ist Orange Wine. Das sind Weißweine, die wie ein Rotwein hergestellt werden und länger auf der Schale liegen und dadurch mehr Tannine und Farbstoffe bekommen. Éric ist kein Anhänger dieser Mode und lässt sich auch nicht von Trends beeinflussen. Er hat ganz klare Vorstellungen und dafür bewundern wir ihn so sehr. Heute wird Éric Texier von seiner Frau und Sohn Martin unterstützt, die an seiner Seite arbeiten.

Chat Fou
Zur Bestellung auf www.treat.berlin


EssPress-x-Treat xmas


Foto: Selina Schrader Böning 2310

„Girl on Fire“

Mit diesem schönen, nach der Méthode Ancestrale produzierten Pet Nat rollt es sich hervorragend in den Herbst hinein. Nicht nur für Fans, die den neuen Film von Greta Gerwig „Barbie“ geschaut haben, „Girl on Fire“ bezaubert auch alle Nicht-Kinogänger*innen.

Wie könnte es auch anders sein: Von Hand geerntet, ungeschönt, ungefiltert und ohne Zugabe von Schwefeldioxid. Das ist Julies erster – in Zusammenarbeit mit Lisanne Van Son – abgefüllter Pet Nat, der in einer limitierten Edition entstanden ist. Zwei Mikrowinzerinnen, die sich zusammengeschlossen haben. Dieser Schaumwein schmeckt nicht nur besonders ausgezeichnet, sondern erfüllt noch einen guten Zweck. Mit jeder verkauften Flasche wird ein Euro an Solidarité Femmes (www.solidaritefemmes.org) gespendet, ein Verein, der Frauen hilft, die Opfer von Gewalt wurden.

100 % Pink Cabernet Franc, Foto: Selina Schrader Girl on Fire

Normalerweise kennt man Julie allerdings vom Weingut Julie und Toby Bainbridge. Julies Heimatstadt ist Oklahoma in den USA, wo sich die beiden kennengelernt haben. Toby kommt aus England, hatte damals an einem Agraraustausch teilgenommen und arbeitete zufällig auf der Farm von Julies Eltern.

Leicht und beschwingt

Die beiden fanden nicht nur die Liebe zum Wein. Es entstand eine „Love Story“, die sie vor über 20 Jahren nach Anjou verschlagen hat, das im malerischen Loire-Tal in Frankreich liegt. Hier produzieren Julie & Toby mit bewundernswerter Bescheidenheit und Hartnäckigkeit einnehmende Weine, die wir am liebsten an jedem Tag in der Woche genießen würden. Das Ziel der beiden ist es, leichte, zugängliche Weine zu produzieren und welche, die schnörkellos sind und allen Spaß bereiten. Dies scheint gut anzukommen, denn ihre Weine sind in berühmten Restaurants wie NOMA, Relae und vielen mehr zu finden.

Die Weinberge werden biologisch bewirtschaftet, wobei auch biodynamische Prinzipien angewendet werden. Hier finden wir typisch für die Region Chenin Blanc, Cabernet Franc und Grolleau. Ungefähr 6,5 Hektar ihrer 8 Hektar sind derzeit mit Weinreben bepflanzt, auf hauptsächlich calciumreichem Boden. Die Reben sind „Buschreben“, sie sind von Gras sowie wilden Pflanzen und Blumen umgeben. Julies und Tobys Schafe sind die Rasenmäher, die die Kräuter zwischen den Reben kürzen. Ein sogenannter „Weingarten“ voller Insekten, Schmetterlingen und Vögeln.

Rosa is the new black!

Die Cabernet-Trauben werden direkt in Glasfaser- und Edelstahltanks gepresst und mit Wildhefen vergoren sowie über den Winter kältestabilisiert – ohne Temperaturkontrolle. Eine Woche vor der Abfüllung wird dem Wein gefrorener Most für die zweite Gärung zugesetzt.

Alle Weine werden in recycelten Champagner-Flaschen abgefüllt, die mit Kronenkorken verschlossen sind. Dieser hellrosa Pet Nat ist zu jeder Tageszeit und als Aperitif zu genießen. Und wer dann irgendwann Hunger dazu bekommt? Wie wäre es mit einer dünnen, knusprigen, lauwarmen Ziegenkäse-Quiche mit einem Klecks Preiselbeeren on top?

Es ist ein „Sparkling“, der fast leichter als Luft ist und zugleich eine trockene, prickelnde Rosé-Variante, die vor Lebendigkeit strotzt. Mineralisch-elegant treffen die Noten von weißen Pfirsichen auf die von Erdbeeren. Eine feine Säure, die tanzt und den Gaumen runterrollt.

Mein Fazit: Rosa is the new black für die Saison!

Girl on Fire
Zur Bestellung auf www.treat.berlin


EssPress-x-Treat 3


Foto: Kira Möller Böning 2308

„Who let the cats out …“

Etwas Natur, etwas wild und trotzdem geschmeidig – so die Vorstellung eines idealen Sommertages! Als perfekte Begleitung und in gleicher Stimmung spielt Kätzchen „Nina“ von Weinmacher*innen Sara Dionísio und Antonio Ribeiro auf der Zunge. Die beiden produzieren seit 2000 in der Dão-Region in Portugal besondere Naturweine, die unter dem Label „Planet Mouraz“ aka Casa de Moura angeboten werden.

Als Erstes vorweg: Es gibt sie wirklich! Die Katze, die auf dem Label porträtiert ist

Als Erstes vorweg: Es gibt sie wirklich! Sara und Antonio haben diese Katze, die auf dem Label porträtiert ist, in einem verlassenen Feld gefunden. Beide, das Feld und die Katze, nahmen sie in ihre Obhut. Um zu würdigen, wer hier eigentlich der Chef ist, wurde nach ihr das Weinfeld getauft. Und so wurde „Nina“ zur wahren Weinmacherin erkoren.

Planet Mouraz – Nina 2020, Foto: Kira Möller Nina 2020

Antonio und Sara haben für dieses Projekt ihre Jobs in Lissabon aufgegeben und eine Familientradition weitergeführt. Das Paar hat sich in dieser Weinregion, in der Region Dão, mit ihrem Hauptsitz direkt neben den Weinfeldern niedergelassen. Genau dort, wo seine Familie seit vielen Generationen Weinberge auf ganzheitliche und ökologische Weise bewirtschaftet hat.

Ein Ort, an dem die Landschaft und das Terroir von den Menschen und der Geographie geprägt sind und: Alte und neue Weinberge koexistieren mit Pinien, Eichen, Kastanien- und Korkbäumen in einem wilden Wald. Die Wälder haben für die Weinberge des Dão einen weiteren Vorteil: Sie schützen sie vor dem Wind der nahe gelegenen Atlantikküste und die umliegende Bergkette hält extremere Wetterfronten ab. Der Dão liegt glücklich in der Mitte mit ausreichend Winterniederschlägen und warmen, trockenen Sommern und wird auch gerne als „das Burgund Portugals“ bezeichnet.

Viel Arbeit steckt im Weinberg, sodass im Weinkeller nicht mehr großartig etwas passieren muss. Alle Weinberge – Sara und Antonio bewirtschaften weitere in anderen Regionen – erhielten 1997 die Bio-Zertifizierung. Neun Jahre später wurde biodynamisch gearbeitet, was die finale Umstellung auf Demeter ermöglichte. Und auch diese Weiterentwicklung fand internationale Anerkennung und so wurde Casa de Mouraz 2009 Mitglied der renommierten biodynamischen Weingruppe „Renaissance des Appellations“ und ist längst nicht nur bei Insidern bekannt.

Für mich ist der Wein so facettenreich wie ein bunter Blumenstrauß. Man findet immer etwas Neues an Aromen, am Geruch, an Geschmack. Weiß oder Rot? Klar ist, es ist ein Wein für Weiß- und Rotwein-Liebhaber*innen.

„Field blend“ nennt sich die Methode, bei der man wie Sara und Antonio z.B. 20 verschiedene autochthone Rebstöcke nebeneinander pflanzt. Die Trauben werden zur gleichen Zeit geerntet, nach Rot und Weiß getrennt, daraufhin findet die Vinication statt. Zum Schluss wird jeweils zu 50 Prozent Rot und Weiß gemischt.

Der Wein begleitet einen herrlich bis in den Herbst hinein

Leicht gekühlt bringt uns „Nina“ zurück zu unseren Sommer-Erinnerungen und man möchte nicht aufhören, weiterzutrinken. Es nimmt kein Ende, denn der Wein begleitet einen auch herrlich bis in den Herbst hinein und bietet leichten Trinkfluss und viel Freude. Im Mund zeigt dieser Wein einen lebendigen und sehr persönlichen Charakter mit viel Frische, sehr eleganten Tanninen und großer aromatischer Komplexität. Ganz viel rote Frucht kommt hier ins Spiel mit Noten von Sauerkirsche, wilden Erdbeeren, Himbeeren und Pflaumen. Beim zweiten Schluck finden wir hier Marzipan, Mandeln bis hin zu feinen Kastanien-Noten. Das Ganze ist gepaart mit einer leichten mediterranen Würze aus Rosmarin, Lorbeer und etwas Pfeffer mit einem salzigen mineralischen „finish“. Nina passt perfekt zu gegrilltem Fisch, Salaten und Pasta. Am liebsten frisch serviert.

Planet Mouraz – Nina 2020
Zur Bestellung auf www.treat.berlin


EssPress-x-Treat 2


Foto: Selina Schrader Böning 2306

„Lady almost in Red“

Wie könnten wir die kommenden Sommermonate besser starten als mit etwas frischem Spritzigem. Sei es um die Picknick-Saison zu starten oder um die ersten lauen Abende auf der Terrasse zu genießen. Ein All Star für jegliche Stimmung ist Vinha Pan, von Master-Wein-Macher Luis Pato aus der Region Bairrada, nördlich von Lissabon in Portugal und das Weingut liegt nur knappe 20 Kilometer vom Atlantik entfernt. Der sorgt für eine kühle Brise und unterstreicht die Weine mit angenehmer Frische.

Vinha Pan 2018 Espumante, Foto: Selina Schrader Vinha Pan

Luis Pato, von ganzem Herzen Rebell und Querdenker vom Feinsten, gehört mit zu den Vorreitern, die in Portugal für neuen Aufschwung gesorgt haben. Das Weingut existiert schon seit dem 17. Jahrhundert über Generationen. Als Luis das Weingut dann übernahm, brachte er 1980 einen reinsortigen „Baga“ von außergewöhnlicher Qualität und absoluter Seltenheit heraus, der von Kennern gerne als Schatz gesucht wird. Heute, mit Tochter Maria Pato an seiner Seite, stellen beide ihre eigenen Weine her, die nicht unterschiedlicher sein könnten und jeweils eine deutliche Handschrift zeigen.

Geheimtipp aus Portugal

Wer noch nie Weine aus Portugal getrunken hat, wird diesen Espumante nicht mehr so schnell wieder vergessen. Vinha Pan gehört zu den ersten Natur-Schaumweinen, die in Portugal produziert wurden. Ohne die Zugabe von zusätzlichen Sulfiten und ohne jegliche Dosage wird er in Mengen produziert, die zurecht immer schnell vergriffen sind. Dieser Tropfen wird auf Basis der „Champagner Methode“ hergestellt und reift am Ende über 30 Monate bis man ihn genießen kann. Seine Herkunft ist eine Einzel-Lage, die von kalkhaltigem Ton geprägt und typisch für die Region ist. Ein Blanc de Noirs – aus der einheimischen Rotwein Rebsorte Baga gekelterten weißen Wein / Schaumwein mit deutlich sichtbaren hellen rosa Reflexen im Glas.

Wer wissen möchte was „Pato“ heißt?
Vom Etikett einfach abzuleiten: Ente

Für mich ist dieser Espumante so vielschichtig fein, dass er wunderbar unterschiedlich kombiniert werden kann. Auf jeder Hochzeit lässt er mit so viel Leichtigkeit tanzen und übertrifft selbst größere „Bubble“-Konkurrenten mit seiner Komplexität. Schon beim ersten Schluck überrascht die feine Perlage. Selten bleibt es auch deshalb bei einem Glas. Die zarten Aromen von Trockenfrüchten, Nüssen und Orangenschalen, Brioche, Röst- und Butternoten mit einem leicht salzigem Finish schmecken nach Mehr.

Bei Treat Berlin in Neukölln servieren wir ihn als Aperitif oder in Kombination mit diversen Speisen. Sei es zu Charcuterie oder Gerichten bei unseren Pop-up-Events. Auch bei mir zu Hause gibt es immer eine Flasche davon im Weinkühlschrank. Zu diesem Schaumwein passt aktuell weißer Spargel mit selbst gemachten Tortellini. Die fülle ich mit einer Mischung aus Mortadella und Ricotta, dazu geröstete Haselnüsse und gebratene Salbei-Blätter und ganz viel braune Butter.

Vinha Pan 2018 Espumante
Zur Bestellung auf www.treat.berlin


EssPress-x-Treat 1