Foto: © Marco Scataglini Aufmacher Sanremo, Italien
Sanremo, Italien

Das Farbspektakel, das die Mittelmeerküste an der französischen Côte d’Azur und der italienischen Costa Azzurra zu bieten hat, offenbart sich denjenigen, die per Flugzeug anreisen, schon aus der Luft. Im Landeanflug auf Nizza dreht das Flugzeug eine große Schleife hinaus aufs Meer. So als sollten die Besucher*innen schon vor dem ersten Bodenkontakt die Schönheit der Region bewundern: blauer Himmel, blaues Meer, weiße Tupfwolken, sattes Grün soweit das Auge reicht. Während Cannes oder Saint Tropez hier fast synonym für die Versprechung eines mondänen Lebensgefühls stehen, läuft das kleine Sanremo auf der italienischen Seite ein wenig unter dem Radar – und das ganz zu Unrecht. Wer, wie Annika Schönstädt, von Nizza die knapp eineinhalb Stunden zusätzliche Fahrzeit entlang der Küste in Richtung Osten auf sich nimmt, wird mit einer entspannten, aber nicht weniger spektakulären Seite dieses schönen Stücks Erde belohnt

Fotos: © Andrea Getuli / Royal Hotel Royal Hotel Sanremo

Klassisch und opulent

Am luxuriösesten lässt sich der Charme des Kurortes an der italienischen Riviera im Royal Hotel Sanremo genießen. Das erste Haus am Platz ist ein klassisches Grandhotel mit opulenter Stuckfassade, Meerblick und großem Garten mit Meerwasser-Pool. Eröffnet wurde das Hotel schon 1872 und so waren in der Vergangenheit bereits zahlreiche Prominente mit Hollywood- oder royalem Hintergrund zu Gast. Die Einrichtung ist klassisch mit schweren Vorhängen und Teppichen, Parkett und ausladenden Polstermöbeln. Das Hauptrestaurant, in dem morgens auch das Frühstück serviert wird, gleicht einem Ballsaal mit Panoramafenstern, runden Tischen mit bodenlangen, weißen Tischdecken und uniformiertem Servicepersonal, das behandschuht mit Gloschen hantiert. Das Buffet am Morgen reicht von Antipasti über vegane Alternativen bis zum Full English Breakfast.

Moreno Picchietti

Am Abend kann à la carte aus einer Auswahl von Suppen, Pasta und Risotto als Vorspeise sowie Fisch- und Fleisch­gerichten als Hauptgang bestellt werden. Auch hier gibt es immer zahlreiche vegetarische Optionen. Küchenchef Moreno Picchietti (Foto) konzentriert sich auf die Geschmäcker und Produkte der Umgebung – alles andere wäre an diesem Ort aber auch eine Sünde. Als Specials werden Menüs inklusive Olivenöl-Tasting angeboten, bei denen die Geschmacksvielfalt der lokalen Taggiasca-Olive die Hauptrolle spielt. Eine unbedingte Empfehlung!

Royal Hotel Sanremo
Corso Imperatrice 80, 18038 Sanremo, www.royalhotelsanremo.com


Fotos: @ Spaghetteria Il Mulattiere Spaghetteria Il Mulattiere 1
Spaghetteria Il Mulattiere 2

Unauffällig und gut

Obwohl die Versuchung groß ist, sich – einmal eingecheckt – ganz dem Grandhotel-Gefühl des Royal Hotels hinzugeben, sollte man Sanremos klassische Trattorien, die sich in den verwinkelten Gassen der Altstadt verstecken, auf keinen Fall verpassen.

Eine davon ist die Spaghetteria Il Mulattiere. Das Restaurant hat weder eine Webseite, noch einen Instagram-Account, die Facebook-Seite liegt seit drei Jahren brach. Diesen Ort kennt man – oder man bekommt ihn empfohlen. Von außen ist das Restaurant unauffällig, der Eingang versteckt sich in einem Hausdurchgang. Beim Eintreten in den kleinen, rümpeligen, eng bestuhlten Gastraum sind alle Blicke auf die Neuankömmlinge gerichtet und für einen Moment fühlt es sich so an, als würde man in ein privates Abendessen platzen. Die beherzt-freundliche Bedienung ist sofort zur Stelle, um den wirklich allerletzten, rotkariert bedeckten Tisch anzubieten.

Die Karte gibt es nur auf Italienisch, aber mit ein paar Küchensprachkenntnissen und Hilfe des jungen, englisch sprechenden Kollegen sind Antipasti Misti, Tagliatelle al ragù und Spaghetti Frutti di Mare schnell bestellt. Das begleitende Weißbrot ist Italien-typisch trocken und geschmacksneutral, aber das ist dann wirklich auch der einzige Kritikpunkt. Der kleine Hauswein entpuppt sich als Viertelliter-Karaffe – darunter wird gar nicht erst verhandelt – die Pasta muss man unter der Riesenportion knackig-frischer Meeresfrüchte beinahe suchen und das alles zu überaus moderaten Preisen.

Spaghetteria Il Mulattiere
Via Palma, 11, 18038 Sanremo, Tel. +39 0184 50 26 62


Foto: @ Mercato annonario Sanremo Mercato Annonario di Sanremo

Nicht ganz normales Markttreiben

Statt ins Restaurant sollte man zum Lunch in Sanremo mindestens einmal in die Markthalle am Rande der Altstadt gehen. Auf dem Vorplatz wird echte und unechte Mode angeboten. Der Unterschied ist nicht immer ganz klar ersichtlich. Drinnen gibt es alles, was das Herz von Liebhaber*innen italienischer Wohlfühlküche begehrt: bergeweise frisches Obst und Gemüse, Fisch, Fleisch, Meeresfrüchte und das passende Glas Wein dazu, handdicke, vor Olivenöl triefende Focaccia-Stücke für einen Euro, Cannoli und Taggiasca-Oliven in jeder Darreichungsform. Das wuselige Treiben am Wochenende macht – zumindest in der Nebensaison – einen erstaunlich untouristischen Eindruck. Stattdessen lässt sich hier wunderbar in italienisches Stimmengewirr eintauchen und mit einem Glas Frizzante auf die glückbringende Dreifaltigkeit von Zucker, Fett und Kohlenhydraten anstoßen.

Mercato Annonario di Sanremo
Via Martiri della Libertà, 5, 18038 Sanremo


Fotos: @ lelouisxvmonaco Le Louis XV

Sterneküche in Monaco

Auf der Strecke zwischen Nizza und Sanremo liegt Monaco – jener unwirkliche Ort, der aus der Ferne betrachtet nur aus Rennstrecke und Grimaldi-Palast zu bestehen scheint. Für den Haken auf der Checkliste und weil man eh schon einmal dort ist, sollte man hier wenigstens einen Nachmittag einplanen. Auf wenig Platz vereint das Fürstentum nicht nur eine überdurchschnittlich hohe Dichte an Hochhäusern und Millionären, sondern auch an Sternerestaurants. Vier Mal ein Stern, zwei Zwei-Sterner und sogar ein Drei-Sterne-Restaurant gibt es hier auf rund 2,2 Quadratkilometern.

Pilon und Ducasse

Letzteres ist das „Le Louis XV“ von Überkoch Alain Ducasse (rechts), der seit 2008 monegassischer Staatsbürger ist. Gemeinsam mit seinem Küchenchef Emmanuel Pilon (links) hat der Franzose hier ein von mediterranen Spitzenprodukten geprägtes Menü kreiert. Das Restaurant spiegelt Ducasses Entwicklung hin zu einer modernen, leichten, nachhaltigen Küche wider. Wer 420 Euro für das Vier-Gang-Menü übrig hat (oder ab 90 Euro für einen Gang à la carte), der hat hier die Möglichkeit, einen echten französischen Klassiker zu erleben.

Le Louis XV – Alain Ducasse
im Hôtel de Paris, Place du Casino, 98000 Monaco, Tel. +377 98 06 88 64, www.instagram.com/lelouisxvmonaco