Während man in Berlin noch bei kühlen Temperaturen und grauem Himmel den Alltag verbringt, locken die Kanarischen Inseln mit Sonne, beeindruckender Landschaft und gutem Essen. Der Guide Michelin hat das schon länger entdeckt und etliche Sterne vergeben. Aber auch eine Kategorie darunter und in trendigen Tapasbars wird man sehr gut bekocht. Martina Marx war eine Woche in der Wärme und hat Gran Canaria und La Palma kulinarisch erkundet
1. Qual der Wermut-Wahl
Wenn man auf die Kanaren fliegt und auf der namensgebenden Insel Gran Canaria landet, ist man 30 Minuten später schon in der Hauptstadt Las Palmas und natürlich hungrig. Als Auftakt sei eine Wermutbar empfohlen, mitten in der Altstadt, die Manuela Jimena Bar, im hippen Ausgehviertel Vegueta. Wermut ist gerade ultra angesagt und die Location könnte auch locker in Barcelona bestehen.
Das Design ist angelehnt an die Bars der 70er-Jahre. Im vorderen Raum gibt es Stehtische und Barhocker, die zum Plaudern und Genießen einladen. Wer es ruhiger mag, kann im hinteren Teil einen Speisesaal mit niedrigen Tischen nutzen. Zu trinken gibt es 30 verschiedene Wermut-Sorten, man hat die Qual der Wahl. Die Empfehlung ist ein regionaler roter Wermut, kräuterig und würzig, der natürlich hungrig macht. Das ist der Sinn eines Aperitifs. Daher werden köstliche Tapas gereicht.
Besonders empfehlenswert, obwohl eigentlich unspektakulär, ist die Tortilla, bestehend aus Eiern, Kartoffeln und Zwiebeln. Sie ist unglaublich saftig und cremig, sie zerfließt fast auf der Zunge. Sie ist der ganze Stolz von Kike Espino, dem Besitzer, der damit versucht, sein Heimweh nach Madrid zu heilen. Beeindruckend ist auch der Ensaladilla Rusa (russischer Salat), zu dem noch eine gegrillte Garnele und Thunfisch-Tataki hinzukommen. An der Bar tauchten immer wieder Häppchen auf: Kroketten mit iberischen Pilzen und Gänseleber, marinierter Dornhai, frittierter Kabeljau, rote Garnelen, Austern und Riesenmuscheln aus Vigo. So kann man den ganzen Abend im Schlaraffenland verbringen.
Manuela Jimena Bar
Calle de la Pelota, 14,
2. Ideal für einen Lunch
Eine weitere, interessante Adresse in der Altstadt von Las Palmas ist das Dorotea, ein kleines Restaurant, ideal für einen Lunch. Ein Platz an der Bar gibt den Blick in die Küche frei. Die liebenswerte Betreiberin Ana Fernández (Foto, rechts) empfiehlt tagesaktuelle Gerichte oder berät bei der Wahl aus der Speisekarte. Die kreativen kleinen Gerichte wollen erklärt werden. Am besten, man teilt alles, dann kann man mehr probieren.
Zum Beispiel Nigiri mit gereiftem Jamon Iberico, eine wunderbare Komposition, es folgen leicht asiatisch anmutende Teigtäschchen gefüllt mit Langustinos, Knoblauch und Chili, ein Ceviche vom Schwertfisch, gebratene Minikrabben mit Spiegeleiern und Nori-Algen Crunch, geflämmte Lauchröllchen und ein legendäres Schokoladenmousse. Dazu einen Drink aus der umfangreichen Wermutkarte.
Dorotea
Calle General Bravo, 14,
3. In den Bergen
Zeit für einen Ausflug? Vom Süden der Insel führt der Weg ins Landesinnere, nach Mogán, und dort ins gleichnamige Restaurant Valle de Mogán. Mitten in den Bergen liegt die ehemalige Finca, welche seit über 200 Jahren in Familienbesitz ist. Auf der Terrasse genießen die Gäste den Blick auf das Tal. Es ist so idyllisch, dass man völlig entspannt dort den ganzen Nachmittag verbringen kann.
Valle de Mogán Restaurante
Calle los Pasitos, número 2,
Wenn man auf die Kanaren fliegt, bietet sich durchaus Inselhopping an. Eine Insel mit ganz anderem Flair als Gran Canaria ist La Palma. Diese ist vulkanisch geprägt, man sieht noch die Spuren des Vulkanausbruchs vom letzten Jahr.
4. Schwerpunkt frisch
Wenn man zum südlichsten Ende der Insel durch schwarze Lavamassen fährt, gelangt man zu den beeindruckenden Salinen von Fuencaliente. Abgelegen, neben zwei Leuchttürmen, direkt dort am Meer zwischen weißen Salzhügeln, befindet sich seit 10 Jahren das Restaurant El Jardín de la Sal. Das moderne Gebäude fügt sich mit seinem dunklen Lavagestein und großen Panoramafenstern zum Meer hervorragend in die Umgebung ein.
Der Küchenchef Juan Carlos Rodríguez Curpa arbeitet überwiegend mit traditionellen und lokalen Produkten. Der Schwerpunkt liegt auf frischem Fisch und Meeresfrüchten. Die Garnelen in Salzkruste sind außergewöhnlich saftig. Zu empfehlen ist auch der Reiseintopf mit Meeraal und Meeresfrüchten. Als Begleitung eignet sich das handwerklich gebraute ortseigene Bier. Zum Dessert werden Birnen in Rotwein, ganz old school, am Tisch zubereitet. Auf jedem Tisch stehen verschiedene Salze aus den Salinen und in einem kleinen Shop nebenan kann man das Salz als Souvenir erwerben.
El Jardín de la Sal
Ctra. La Costa-El Faro, 5 (Las Salinas),
5. Idyllisch
Bei einem weiteren Ausflug über die Insel sollte man im El Rincón de Moraga einkehren, in ein altes Herrenhaus mit idyllischem Hinterhof. Die zeitgemäß-traditionelle Küche bringt frischen Wind in die örtliche Gastronomie, die doch häufig von Grillgerichten dominiert wird. Miriam Cruz, Inhaberin und, gemeinsam mit ihrem Bruder Jorge, Küchenchefin, hat eine große Liebe für die lokalen Produkte. In ihren Gerichten finden sich Anklänge an die orientalische Küche.
Als Vorspeise gibt es Pulpocarpaccio mit einem leichtem Käseschaum und Avocadoeis, wunderbar zart und durch das Eis ungemein erfrischend. Der Hauptgang besteht aus Cannelloni, gefüllt mit einheimischem Zicklein sowie Auberginencreme und Kardamom. Ein gelungener Twist aus europäischem und arabischem Einfluss. Als Nachtisch folgt eine Art Armer Ritter mit in Butter und Milch gebratenem Brioche auf Vanillecreme. Die Weinbegleitung bot Weine von Winzern von La Palma, die durch den vulkanischen Boden etwas eigenwillig schmecken, aber hervorragend zu dem Essen passten.
El Rincón de Moraga
Calle San Antonio, 4,