Oslo gehört zu den teuersten Städten der Welt – und das macht sich auch gewaltig bemerkbar, vor allem beim Restaurantbesuch. Wer sich davon nicht abschrecken lässt, entdeckt eine entspannte, grüne Metropole mit einer vielfältigen Gastro-Szene. Autor Michael Hetzinger hat die Hauptstadt Norwegens besucht und keine Gelegenheit zum Austern-Vergleich ausgelassen
Nordische Teilung
Grünerløkka im Nordosten der Stadt ist gerade der angesagte Stadtteil Oslos. Designershops, viele Parks und Plätze und Cafés sowie Restaurants sind Anziehungspunkte für eine junge weltgewandte Crowd. Mittendrin liegt das Bistro Bass und serviert nordische Küche mit Fokus auf Fisch. Das Interieur ist sachlich klar, aber dennoch gemütlich mit viel Holz und dunklen Tönen, der Service aufmerksam und lässig. Die Gerichte kommen als kleine Portionen zum Teilen und überraschen durch spezielle Kombinationen: Austern mit Chili-Öl, geräucherter Aal mit Rhabarber oder „nordisches“ Ceviche mit Gurke und Algen. Mexikanisch inspiriert und ein bewusster Bruch ist das Taco Tatar mit Eisbergsalat, knusprigen Maiscrunches und Jalapeño-Mayo. Alles durchdacht, aber unanstrengend und mit dem Fokus auf das Produkt. Wie in allen Restaurants Oslos gilt auch hier: Reservierung empfohlen.
Bass
Thorvald Meyers gate 26C, 0555 Oslo,
Essen wie Gott in Oslo
Frankophile Einflüsse findet man in der ganzen Stadt beispielsweise auf den Weinkarten, die zum größten Teil aus französischen Weinen bestehen. Oder das Savoir-vivre dient als Vorbild für das Kolonialen, eine Brasserie mit nordischen Akzenten. Schwarz-weißer Mosaikboden, kleine Tische, Lederbänke – hier fühlt man sich sofort wohl. Dazu trägt auch die ruhige Lage im Stadtteil Bislett bei und die Öffnungszeiten von morgens bis abends. Vorweg ein paar Austern, dazu Sauerteigbrot und gesalzene Butter: Essen wie Gott in Oslo. Die Küche ist ausgezeichnet, die Zutaten sind saisonal, die Gerichte klassisch mit modernem Twist. Der Salat zum Entrecôte wird mit Matchapulver gekrönt, der Hühnerschenkel wird begleitet von Bärlauch, einer buttrigen Weißweinsauce und eingelegten Radieschen. Auf der Weinkarte finden sich viele seltene Tropfen.
Kolonialen
Sofies gate 16, 0170 Oslo,
Frisch aus dem Meer
Norwegen hat eine sehr lange Fischereitradition und ist die Nummer 1 in Sachen Fischerei. Mitten im Stadtzentrum, am beliebten Platz Youngstorget unweit des Regierungsviertels, ist das Fiskeriet ein Paradies für Fans von Meeresgetier. Austern, Muscheln, Shrimps und allerlei Fisch gibt es in der Kühltheke für zuhause, Fish & Chips und andere Snacks auf die Hand und eine größere Auswahl an Gerichten – Fischsuppe, Stockfisch, Meeresfrüchteplatte und mehr – zum Vor-Ort-Essen. Genau die richtige Adresse für ein schnelles, frisches Essen zwischendurch. Reservieren kann man nicht, also einfach vorbeigehen.
Fiskeriet
Youngstorget 2b, 0181 Oslo,
Life is too short ...
In Oslo ist alles teuer, aber Alkohol ist nochmal teurer als alles andere. Wenn der Preis die Quantität einschränkt, wird die Qualität umso wichtiger. Oder anders ausgedrückt: wenn schon teuer, dann wenigstens richtig gut. Das scheint auch die Philosophie der kleinen, feinen Weinbar Territoriet in Grünerløkka zu sein. Über 400 Weine aus der ganzen Welt stehen auf der Karte, darunter auch Naturweine. Fast alle gibt es dank des Weinsystems Coravin auch glasweise. Der Schwerpunkt liegt auf Frankreich. Die Bar wird dominiert von einem großen Tresen in der Mitte, rundherum gibt es eine schmale Bank mit kleinen Tischen. Rohe Betonwände, eine Theke aus Messing und wunderhübsche Weinschränke aus schwarzem Metall machen das Territoriet zu einem echten Hingucker.
Territoriet
Markveien 58, 0550 Oslo,