Zugegeben, die rumänische Hauptstadt hängt den restlichen europäischen Metropolen in einigen Dingen noch hinterher, holt aber so ziemlich überall rasend schnell auf. Unsere Autorin Isabel Herwig hat sich mal umgesehen, wie der kulinarische Stand der Dinge ist
Aus dem Stegreif
Hier ist der Name Programm, denn auch bei brummendem Lunch-Geschäft werden im Ad-hoc-Bistro noch spontan alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Gäste, die eigentlich keinen Platz mehr finden, irgendwie am Tisch unterzubekommen. Dort einmal angekommen, könnte man auf den Platzdeckchen, die aufgebaut sind wie ein Ausschnitt einer Zeitung, viel über traditionelle rumänische Gerichte erfahren – vorausgesetzt man spricht Rumänisch. Wer das nicht tut, muss dem Kellner vertrauen, der die große mit Kreide vollgeschriebene Tafel mit dem Menü bringt, und mit Händen und Füßen die Gerichte erklärt.
Neben modernen Black-Angus-Burgern mit Foie Gras, Wachtelei und Trüffeln sowie gemischten Fischplatten, Pasta und Salaten findet jeder Gast auf der Karte auch das traditionelle rumänische Gericht, das er schon immer mal probieren wollte. Mămăligă z.B. ähnelt der italienischen Polenta, ist ein aus Maisgrieß hergestellter fester Brei und rumänisches Nationalgericht. Im ad hoc wird das raffiniert serviert, mit Pilzen und Gorgonzola. Weiterhin werden diverse rumänische Fleischgerichte serviert, von denen man auf jeden Fall das Kalbsfleisch in Biersauce auf Pommes probieren sollte. Wer dann noch ein Dessert schafft, hat die Auswahl zwischen vielen verschiedenen Kalorienbomben, von der Oreo-Torte bis hin zu riesigen Windbeuteln. Aber Vorsicht, typisch günstige rumänische Preise braucht im ad hoc niemand zu erwarten.
ad hoc Bistro
Strada C. A. Rosetti 10, 010281 Bukarest,
Backwaren to go
Wer eine ausgiebige Sightseeing-Tour durch die Innenstadt Bukarests unternimmt, wird der Simigeria Luca ganz unweigerlich begegnen. Irgendwo findet man immer einen der sechs stadtweiten Läden, die zwischen Bäckerei, Street- und Fastfood rangieren. Am besten holt man sich dann eine der hauseigenen und typisch rumänischen Backwaren auf die Hand und schlendert weiter durch die Stadt.
Wer es aber aus irgendwelchen Gründen eilig haben sollte, ist bei Luca zu Stoßzeiten fehl am Platz, denn dann können sich schon einmal lange Schlangen bilden. Dafür hat man Zeit um sich zu entscheiden: herzhaft oder süß, Schokolade oder Frucht, traditionell oder modern. Am besten isst man sich einfach an verschiedenen Stationen durch die Karte und beginnt mit dem „Luca Traditionell“, eine Art Brezelteig, gefüllt mit Schinken und Käse. Die gibt’s auch als Hot Dog, mit Wurst drinnen und Sesam oben drauf. Oder man bleibt ganz nach rumänischer Mundart bei Covrigi, klassische Brezeln mit Sesam und Mohn. Süß wird’s vor allem mit den verschiedenen Strudel-Varianten von Schoko über klassisch Apfel bis hin zu Kirsch. Und das zu unschlagbaren Preisen von umgerechnet weniger als 1 Euro!
Simigeria Luca
u. a. Splaiul Unirii 14, 030167 Bukarest,
Hip essen und trinken von früh bis spät
Das Entourage könnte eins zu eins auch in Neukölln existieren. Es zeigt Bukarest von seiner modernen aufstrebenden und europäischen Seite. Hier starten Mittzwanziger bei Dates oder mit ihren Freunden in den Partyabend, essen, trinken und socializen an der Bar, an großen Tafeln und auf Ledersesseln.
Wer später weiter durch die Clubs und Tanzbars ziehen will, hat im Entourage die perfekte Ausgangslage, denn zentraler geht es kaum. Und dennoch betritt man in dem hippen Restaurant mit amerikanisch inspirierter Fusionküche seinen ganz eigenen Kosmos mit warmer Atmosphäre und gleichzeitig anregendem Barfeeling. Die Stimmung im Laden selbst ist ausgelassen, die Kellner sind aufmerksam und wissen auch bei großen Gruppen mit dem ein oder anderen Witz zu bestehen.
Am Wochenende hat man es allerdings recht schwer, einen Platz zu bekommen. Deswegen: lieber reservieren. Das gilt aber vor allem auch für das Frühstück und den Brunch, der mindestens genauso lange an das Lokal fesselt wie die Drinks am Abend. Dass es regelmäßig so voll ist, obwohl die Preise für rumänische Verhältnisse recht teuer sind, liegt sicher an der gelungenen Kombination aus kreativer Küche mit u. a. Pasta- und Burger-Varianten und einer unverschämt hohen Anzahl Cocktails, die gepaart mit jeder Menge Holz und schummrigem Licht aus Lampen im 70er-Stil zum Bleiben animieren.
Entourage
Centrul Vechi, Strada Eugeniu Carada 7, 030057 Bukarest,
Alt Shift Control Alt Shift
Das ist nicht etwa die Tastenfolge, mit der man seinen Computer neu startet, sondern die Reihenfolge, mit der man einen fantastischen Abend in Bukarest erlebt. Denn es könnte auch lauten: Essen, Trinken, Feiern, Essen.
Innerhalb der Backsteinwände im
Dann, etwa ab 0 Uhr, beginnt auch oben drüber, im wortverspielten Alt Shift eine neue Schicht. Denn in der Night Shift (dt. Nachtschicht) wird der Laden zum Auffangbecken für alle hungrigen Nachtschwärmer, die sich während oder nach dem Feiern nichts sehnlicher wünschen als eine Pizza: Dann endet das normale Menü und die Special-Pizzakarte liegt auf den Tischen.
Alt Shift
Strada Constantin Mille 4, 010142 Bukarest,