Wenn der Winter in Berlin mal wieder den Boss raushängen lässt, macht man sich am besten gen Süden aus dem Staub. Unsere Autorin Isabel Herwig war deshalb im November für ein paar Tage in Lissabon und hatte am Ende nicht nur ein paar Kilo zu viel in ihrem Handgepäck, sondern auch auf der Hüfte
Wein mit Aussicht!
Wer dem kalten Wetter zuhause demonstrativ ins Gesicht lachen möchte, nimmt auf einem der unzähligen Plätze mit grandioser Aussicht Platz! Auf den sogenannten Miradouros kann nicht nur entspannt mit Sonnenbrille auf der Nase und Wein in der Hand auf Lissabon geblickt werden, sondern auch zur Ruhe gekommen werden.
Die portugiesische Hauptstadt ist wie Rom auf sieben Hügeln gebaut und das merkt man auch nach kürzester Zeit. Muskelkater in Waden und Hintern sind ein Klassiker für all diejenigen, die gern Laufen. Fahrradfahrer gibt es in dem hügeligen Stadtbild fast keine, dafür aber historische Trams, die sich durch die engen Gassen des Bezirks Alfama schlängeln.
Dort finden sich auch die schönsten Aussichtspunkte. Jeder von ihnen ist mit diversen Sitzmöglichkeiten und kleinen Kiosken versehen. Heißt: Es kann gesnackt und Wein getrunken, sich an wunderschönen Farben erfreut und einfach mal gepflegt in der Sonne gesessen werden, während in Deutschland schon lange gefroren wird.
Absoluter Spitzenreiter, was Aussicht und Wein angeht, ist das Castelo de Sao Jorge. Dort kann auf der dicken Burgmauer gesessen und ein „Wine with a View“ wörtlich genommen werden. Der kommt aus portugiesischen Anbaugebieten, ist ziemlich teuer, aber in dem Ambiente absolut sein Geld wert.
Miradouro de Santa Luzia
1100-117 Lissabon
Castelo de Sao Jorge
R. de Santa Cruz do Castelo, 1100-129 Lissabon
Absolutes Dreamteam: Blätterteig & Pudding
„Iss’ diese Törtchen mit Pudding“, haben all diejenigen gesagt, die schon einmal in Lissabon waren. „Die gehören zu Lissabon wie die Currywurst zu Berlin.“ Und tatsächlich gibt es die Blätterteigtörtchen oder Pastel de Nata, wie sie auf portugiesisch heißen, an jeder Ecke, wirklich jeder. Aber es gibt nur die eine Pastelaria (Patisserie), nämlich die Casa Pastéis de Belém.
Die Blätterteigtörtchen, die unscheinbarer nicht aussehen könnten, sind mit einer Creme aus Eigelb, Zucker und Sahne gefüllt. Sie sollen angeblich schon im 18. Jahrhundert von den Mönchen des Hieronymus-Klosters im heutigen Lissabonner Stadtteil Belém gebacken worden sein. Seit der Schließung des Klosters wurden die Törtchen unter dem Namen „Pastéis de Belém“ von der Casa Pastéis de Belém weiter hergestellt und in ganz Portugal und darüber hinaus bekannt. Sie wurden sogar so berühmt, dass jeder Reiseführer die Adresse der Pastelaria dick im Reiseführer markiert. Übersetzt heißt das: Touri-Hotspot und Schlange stehen! Und wirklich lange kann angestanden werden, um Törtchen zum Mitnehmen zu kaufen, um einen begehrten Sitzplatz zu ergattern, um auf die Toilette zu gehen, ... Aber genau das wird gern in Kauf genommen, um eins bis viele der begehrten kulinarischen Highlights der Stadt zu probieren.
Die Pastel de Nata, die es in der gesamten Stadt zu kaufen gibt, sind gut. Aber das, was die Casa Pastéis de Belém da auftischt, ist Foodporn in seiner ganzen Fülle. Süß und knatschig - genau das Richtige, wenn en masse zwischen Hieronymus-Kloster und Museen hin- und hergesprungen wird. Und ganz nebenbei ist es auch das perfekte Mitbringsel für nur knapp über einem Euro pro Stück.
Casa Pastéis de Belém
Rua de Belém 84-92, 1300-085 Lissabon,
Die etwas anderen Hipster-Burger
Wer aus Berlin kommt, aber auch in Lissabon das gewisse Hipster-Etwas nicht vermissen möchte, ist im Viertel Principe Real gut aufgehoben. Dort findet sich dann auch der Burgerladen „O Prego Da Peixaria“. So nennt sich eine kleine Burger-Kette, die auf Fischburger und Steak-Sandwiches spezialisiert ist. Krabbe, Dorsch, Lachs oder Krebs landet zwischen Salat, fluffigem Brötchen sowie Mayo, Algen, Zwiebeln und Salat. Wer es doch lieber fleischig mag, ist mit einem Sandwich im Steak-Himmel. Die hauchdünnen Rinder-Steaks im Knoblauchbrot sind so zart, dass sie fast auf der Zunge zergehen. Dazu gibt es wild zusammen-gefruchtete Smoothies, aber auch hochwertige Cocktails. Das alles kann in einem Interieur-Traum aus Holz und Fabrikstyle erlebt werden. Die Wände sind kreativ gestaltet – zum einem mit einem stylischen Kräutergarten, zum anderen mit einem Graffiti, das Lissabon zeigt.
O Prego Da Peixaria
Rua da Escola Politécnica 40, 1250-096 Lissabon,
Don’t judge a book by it’s cover
Es gibt viele Sprichwörter, die auf dieses Restaurant mitten in Lissabons trubeligem Viertel Bairro Alto zutreffen. Das Erste, was dazu einfällt: „Don’t judge a book by it’s cover“, denn das ist zugegebener Weise ziemlich hässlich. In dem traditionell portugiesischen Restaurant treffen sich Einheimische und Touristen, sitzen gemeinsam an engen Tischen dicht an dicht und lassen sich riesige Portionen einfacher portugiesischer Köstlichkeiten servieren.
Indisch ist in der „Casa da India“ nichts. Der Name führt etwas aufs Glatteis. Statt Chicken Korma und Curry wird am besten Iberisches Schwein oder alles gegessen, was das Meer vor der Haustür zu bieten hat. Unbedingt sollte auch die Alheira probiert werden, eine Art portugiesische Wurst. Die Portionen sind groß genug, um die Gerichte zu teilen. Sogar die halben Portionen, die auf der Karte stehen reichen, um mit drei verschiedenen Gerichten zwei hungrige Mäuler vollends zu stopfen. Bleibt dann noch etwas Luft zum Reden, kommt man leicht mit seinen Tischnachbarn ins Gespräch – die können übrigens nicht ausgesucht werden. In der „Casa da India“ ist keine Zeit und kein Platz für große Sitzansprüche. Hier wird platziert, wo der Kellner gerade einen freien Platz sieht. Auch spannend.
Casa da India
Rua do Loreto, 1200-241 Lissabon,