Fotos: Selina Schrader Aufmacher Miranda Zahedieh
Miranda Zahedieh

„Durchgehend viele Bälle in der Luft halten …“

Sie machen Mut, sie machen auf Risiken aufmerksam und sie sind ehrlich. Wir fragen Frauen und Männer aus der Branche in unterschiedlichen Positionen, was sie an ihrem Beruf fasziniert und was sie heute anders machen würden. Miranda Zahedieh hat vor zehn Jahren den Foodie-Abenteuer-Spirit mit dem Berliner Party-Flair zusammengebracht. 2013 gründete sie mit Tommy Tannock den Bite Club. Bis heute liegt für Miranda Zahedieh ein Schwerpunkt auf Start-ups, die es durch ihren speziellen kulturellen Ansatz oder durch ihren Migrationshintergrund nicht so leicht haben, in Deutschland Fuß zu fassen

1. War dein Berufsweg geradlinig?
Miranda Zahedieh: Ehrlich gesagt, gab es auf meinen Berufsweg mehr Irrungen und Wirrungen als eine klare Linie. Ich dachte immer, ich werde Akademikerin oder arbeite in einem Museum. Deshalb habe ich in meinen 20ern in London am Royal College of Art Design-Geschichte studiert und später eine Zeit lang an der Bauhaus Universität in Weimar unterrichtet. Wenn ich zurückblicke, entspricht meine Arbeit in der Event- und Gastronomiebranche definitiv mehr meinen Fähigkeiten als die Wissenschaft. Ich bin gerne Gastgeberin, arbeite am besten unter Zeitdruck und liebe es, Menschen mit gutem Essen zu versorgen.

2. War dir von Anfang an klar, wohin du willst?
Den Bite Club haben wir eher aus Spaß gegründet: Wir hatten Lust, auf einen Streetfoodmarkt zu gehen, wie wir ihn aus anderen Ländern kannten, und weil es den in Berlin nicht gab, haben wir das Konzept so übersetzt, dass es hierher passt – mit Clubfeeling und Festival-Atmosphäre. Schon im zweiten Jahr wurde uns klar, dass wir das hauptberuflich machen könnten und nicht nur als Nebenerwerb. Und so wurde unser Traum wahr. Seither nutzen wir die Chance, internationale Küchen in hoher Qualität und mit authentischen Aromen nach Berlin zu bringen, aber vor allem auch neue gastronomische Ideen und junge Köche zu unterstützen und zu fördern.

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3. Was würdest du aus heutiger Sicht anders machen?
Es heißt ja, hinterher sei man immer schlauer oder dass man aus seinen Fehlern lernt. Wenn ich heute noch mal so ein Festival starten würde, würde ich wahrscheinlich von Anfang an mehr darauf achten, Vereinbarungen schriftlich festzuhalten. Verträge sind im Veranstaltungsgeschäft wirklich sehr wichtig: Das wissen wir nun auch.

4. Wer hat dich am meisten beeindruckt oder inspiriert?
Ich bin immer wieder von unseren Streetfood-Anbietern beeindruckt: Sie arbeiten so hart und leidenschaftlich, dabei machen sie ständig Überstunden und leisten auch körperlich schwere Arbeit, sie gehen ein hohes Risiko ein und sind trotzdem stets mit dem Herzen dabei. Wir haben im letzten Jahrzehnt mit so vielen wunderbaren und talentierten Gastronomen zusammengearbeitet, und das wird wohl auch in Zukunft so bleiben, denn ich finde immer wieder neue Stars, die sich den Herausforderungen stellen und mir bei den Events beständig imponieren!

Was muss man wissen, wenn man als Organisatorin eines Food Festivals arbeiten möchte?
Wer ein Food Festival organisieren möchte, sollte wissen, wie man jongliert! Unsere Events haben sehr viele bewegliche Elemente und verschiedene Mitwirkende, also muss man quasi durchgehend viele Bälle in der Luft halten können. Außerdem stehen bei uns ja die unterschiedlichsten, kleinen Unternehmen im Mittelpunkt, die brauchen jede Menge Aufmerksamkeit, Unterstützung und Anleitungen. Die Basis für unseren Job ist aber natürlich das Gespür für Köstlichkeiten, verbunden mit einer grundsätzlichen Leidenschaft für gutes Essen, Menschen und die Gastronomie. Uns alle treibt der Wunsch an, den Gästen eine sehr gute Zeit zu bereiten.

Bite Club
www.instagram.com/biteclubberlin