Der scharfsinnige Opernsänger
Wir stellen vor: Blogger, Journalisten, Foodies, Restaurantkritiker und Menschen, die die Food-Szene Berlins unter die Lupe nehmen. Den Anfang macht Adam Margulies
Adam Margulies liebt gutes Essen. Er steckt hinter dem jüngsten Blog namens eatler. Bereits nach ein paar Monaten sorgt Margulies für eine gewisse Aufmerksamkeit. Als „Restaurant Shit“ umschreibt der Mann aus New York den inhaltlichen Stil. Es geht um Gossip, um Intrigen, um Neueröffnungen und Schließungen und um ganz normale Geschichten aus dem alltäglichen Gastro-Leben. Margulies' Spezialität ist seine Offenheit und unverblümte Schreibe. Er fühlt sich niemandem verpflichtet – bis auf seinen Bruder Shaul. Der nämlich hat das House of Small Wonder und das japanische Restaurant Zenkichi hier eröffnet. Beide gibt es auch in New York.
Warum Berlin? „Um zu singen“, Margulies ist hauptberuflich Opernsänger, und aus diesem Grund auch nach Berlin gekommen. In Deutschland und eben auch in der Hauptstadt sind die beruflichen Möglichkeiten weitaus größer als in den Staaten. „In den USA sind es gerade mal 1000 Opern-Inszenierungen am Tag, in Deutschland alleine 8000.
Er hätte auch nach Frankreich gehen können oder nach Italien. Aber mit Berlin verbindet ihn seine persönliche Geschichte – nicht nur Shaul, sondern noch ein anderer Bruder leben hier – und seit rund 15 Jahren besucht er die Hauptstadt in unregelmäßigen Abständen. „New York ist mein erstes Zuhause, Berlin mein zweites.“ Seit nunmehr anderthalb Jahren war er nicht mehr dort. „Ich habe ein bisschen Heimweh.“ Berlin und New York seien sehr ähnlich. New York sei ein Solitär in den USA, auch Berlin hätte eine ganz andere Energie als der Rest der Bundesrepublik.
Und die Food-Trends, die Restaurantszene? Berlin ist das, was New York in den 1990er Jahren war. „Viele Highend-Restaurants, sehr sehr teuer, viele experimentelle Küchenkonzepte und viel Quatsch im Mittelfeld.“ In New York wie auch in Berlin ginge man nicht mehr zum Tanzen, um sich mit Leuten zu treffen. „Du gehst gemeinsam etwas essen oder trinken. Du kannst dir aber nicht jeden Tag alles leisten. Und so entstanden Gastro-Pubs mit gutem Essen, casual, leger und mit entspannter Atmosphäre.
Nach seinen persönlichen Vorlieben gefragt, schätzt er amerikanisches BBQ, wie es das im Chicago Williams gibt. Den Koch Christopher Kümper vom ehemaligen Schwein schätzt er sehr. Er sei zurzeit einer der Besten. Größter Feind des guten Essens sei für ihn Schaumschlägerei und seelenlose Kochattitüde.
Sein Lieblingsrestaurant weltweit? Le Grand Véfour – das besucht er mit seinem Cousin. Der liebt nämlich dieses Restaurant und verdient das nötige Kleingeld. Adam Margulies haben es die Ravioli mit Foie gras und Trüffeln angetan. „Es sind zwar nur Ravioli, aber perfekt zubereitet.“
Und was geht immer? Weißer japanischer Reis, so die Antwort. Damit könnte er eine Ewigkeit auf einer einsamen Insel überleben.
„Es ist eindeutig amerikanisch, es ist international, es macht alles besser, es ist scharf, aber nicht unangenehm, es ist vergleichbar mit meiner Art von Humor.“ (emh)
eatler
House of small Wonder
Johannisstraße 20, Mitte,
Zenkichi
Johannisstraße 20, Mitte,
Chicago Williams BBQ
Hannoversche Straße 2, Mitte,
Le Grand Véfour
17, Rue de Beaujolais, 75001 Paris,
www.grand-vefour.com