„Wir wollen noch frischer, leckerer und vor allem humorvoll rüberkommen“
Sie ist seit Anfang an dabei. Mit viel Herzblut und einem engagierten Team zeigt Alexandra Laubrinus jedes Jahr mit der Berlin Food Week (BFW), was die Stadt kulinarisch zu bieten hat. Es ist ein bemerkenswert experimentierfreudiges und undogmatisches Foodfestival für Berliner
Interview: Eva-Maria Hilker • Fotos: Tom Wagner
Was macht die BFW einmalig?
Alexandra Laubrinus: Berlin ist die spannendste Food-Metropole Deutschlands und lebt von seinen vielen Facetten. Unser Ziel ist es, diese Vielfalt widerzuspiegeln und eben alles in einem Festival zu präsentieren: Das etablierte Hotelrestaurant genauso wie das Start-up, den Sternekoch und überzeugten Food-Aktivisten gleichermaßen, junge Manufakturen und Industrie ebenso wie Blogger und Gemeinschaftsverpfleger. Wir kennen kein anderes Festival, das einen solch umfassenden Ansatz verfolgt.
Alexandra Laubrinus als Weltreisende Restaurantbesucherin, wo steht Berlin im Vergleich?
Berlin kann sicherlich im Bereich der Zwei- und Drei-Sterne-Restaurants nicht mit Metropolen wie London, New York und Paris mithalten. Aber was sich in den letzten Jahren im mittleren Segment getan hat, ist extrem vorzeigbar und inzwischen sicherlich vergleichbar mit großen Vorbildern. Und vor allem: experimentierfreudig und bezahlbar.
Das Team, das die Berlin Food Week organisatorisch auf die Beine stellt, war letztes Jahr ein anderes?
Ja, richtig. Die BFW wird von einem Verbund mehrerer Agenturen auf die Beine gestellt, die jeweils Personal für die Umsetzung stellen. Ich bin bei Schröder + Schömbs PR und arbeite seit 2013 intensiv an der Berlin Food Week mit. Aufgrund vieler anderer Aufträge mussten wir letztes Jahr aus Kapazitätsgründen bei der BFW pausieren. Daher wurden die Aufgaben im Jahr 2016 unter den beteiligten Agenturen anders aufgeteilt.
Dieses Jahr sind es wieder die gewohnten Namen? Mit unterschiedlichen Funktionen?
Unser Ziel, gerade als Start-up, ist es, die Expertise der Teammitglieder bestmöglich für das Projekt einzusetzen. Wir glauben, dass wir das in diesem Jahr sehr gut schaffen werden, weil das Team ein guter Mix aus Leuten ist, die schon länger dabei sind, und welchen, die 2016 ganz frisch dazukamen. So bündeln wir in diesem Jahr erstmals die Themen Programm und Produktion bei mir als neuer Geschäftsführerin. Sponsoring wird weiterhin von meinem Geschäftsführungs-Kollegen Sandro von Czapiewski verantwortet. Und der BFW-Initiator Alexander van Hessen fokussiert sich auf den Ausbau von Kooperationen und Partnerschaften.
Wie sieht das Programm aus?
Wir starten wie gewohnt am Samstag und Sonntag mit dem House of Food im Jandorf, haben dann am Montag unseren Fachbesucher-Tag mit dem House of Food Business und der Berlin Food Night inkl. Verleihung des Gastro-Gründerpreises. Beim Kuratieren des Fachbesucher-Events arbeiten wir übrigens mit Partnern zusammen wie dem Nomy Blog, der Sustainable Food Agency und Next Generation Food. Dienstag bis Freitag gibt es im Kaufhaus Jandorf abends die Food Clash Canteens. Zum Abschluss dann am Samstag den Good Food Market im Bikini und das Gala-Diner der Berliner Meisterköche im Kaufhaus Jandorf. Die ganze Woche über läuft das Stadtmenü – unter dem diesjährigen Motto „Pilzparade“ – sowie Dinner und Workshops in der Miele Gallery.
Gibt es neue Visuals?
Absolut! Es ist ja eines unserer Markenzeichen, dass wir unseren visuellen Auftritt jedes Jahr neu gestalten. In diesem Jahr wollten wir noch frischer, leckerer und vor allem humorvoll rüberkommen. Bei Instagram sind wir auf eine Künstlerin aus London gestoßen – Charlotte Love – die echte Lebensmittel mit Gesichtern aus Knetmasse arrangiert und fotografiert. Für uns hat sie fünf ganz eigene Visuals entworfen. Alle Leute, die sie bisher gesehen haben, finden sie sehr witzig.
Thema Streetfood – ihr hattet immer eine Restaurantstreet. Wie sieht es dieses Jahr mit der kulinarischen Versorgung aus?
Wir wollen in diesem Jahr im House of Food Gerichte anbieten, die für Berlin stehen – die Signature Dishes der Stadt sozusagen. Es sollen Gerichte sein, die man so nur bei uns bekommen wird. Mehr wird noch nicht verraten.
Es gibt verschiedene Foodmessen: Stadt Land Food, Eat! Berlin, kleinere wie das Africa Food Festival, seit diesem Jahr Terroir, Eat Art Food Festival – verdient man denn überhaupt Geld mit so einer Veranstaltung?
Wir finden es großartig, wie viele tolle Food-Events es in Berlin mittlerweile gibt! Das bestärkt uns in unserer Idee, Berlins gastronomische Qualitäten auf diese Weise zu präsentieren. Für andere Events können wir nicht sprechen, für uns aber gilt: Bisher ist die BFW vor allem ein Herzensprojekt, bei dem kein Geld übrig bleibt.
War das nicht eure ursprüngliche Idee, als Kommunikationsplattform diese Events zu bündeln? Heute plant und organisiert ihr dieses Event komplett alleine.
Wir sind immer offen für alle Veranstaltungen, die sich bei uns integrieren möchten. Die Tatsache, dass wir unsere Events selbst planen, schließt ja aber nicht aus, eine Plattform zu sein – im Gegenteil. Wir arbeiten direkt mit den Akteuren zusammen und geben ihnen bei uns eine Bühne. In diesem Jahr werden über 300 Köche, Gastronomen, Aussteller, Manufakturen, Restaurants und Food-Start-ups Teil unseres Programms sein.
Stichwort Kannibalisierung mit anderen Veranstaltungen dieser Art?
Die Events verteilen sich ja ganz gut übers Jahr, haben ganz unterschiedliche Schwerpunkte und Zielgruppen. Insofern profitieren aus unserer Sicht eher alle davon. Wobei es natürlich nicht ideal war, dass letztes Jahr Stadt Land Food genau gleichzeitig stattfand, weil viele Foodies sich für eines der Events entscheiden mussten. Wir würden uns dazu mehr Austausch und Abstimmung wünschen, den Besuchern und Akteuren zuliebe.
Gibt es genug Sponsoren?
Wir sind dankbar, dass wir mit vielen Sponsoren schon sehr lange arbeiten, wie Miele, die seit 2013 als Partner dabei sind. Aber natürlich freuen wir uns auch über jeden weiteren Sponsor, der unseren Qualitätsanspruch teilt und es uns ermöglicht, das vielfältige Programm umzusetzen. Meine Telefonnummer steht auf unserer Homepage. (lacht)
Sind es genug zahlende Gäste und Besucher?
Wir sind jedes Jahr aufs neue überwältigt davon, wie viele Menschen unsere Events besuchen – es werden jedes Jahr mehr. Ihnen gilt unser Dank, denn ohne Besucher würde die BFW keinen Sinn machen. Allein mit den Einnahmen der Besucher lässt sich eine BFW jedoch nicht finanzieren.
Ist so eine Food Week auch für andere Städte geplant? Überhaupt denkbar?
Ganz klar: nein. Unser 12-köpfiges Team besteht aus sieben Berlinern. Wir lieben Berlin und wir kennen Berlin – das können wir nicht einfach auf eine andere Stadt übertragen. Zudem ist der Zusammenhalt und die Lust, zusammen etwas zu bewegen, in der Berliner Food-Szene sehr groß. Wir wissen nicht, ob das in einer anderen Stadt auch funktionieren würde.
Wer unterstützt euch dieses Jahr? Hat die Stadt mit ihren Organisatoren wie Visit Berlin und Partner für Berlin Unterstützung zugesagt?
Visit unterstützt uns kommunikativ. Berlin Partner ist dieses Jahr mit dem Gala-Diner der Berliner Meisterköche bereits zum zweiten Mal Teil der BFW. Das ist beides großartig! In Anbetracht der Tatsache, welche Rolle die Gastronomie für den Tourismus spielt, würde sich die gesamte Food-Szene inklusive uns mehr institutionellen und politischen Support wünschen.
Wie international ist die BFW?
Oberstes Ziel ist es, die Berliner Akteure zu unterstützen und einzubinden, und Berlins Gastronomie ist generell sehr international geprägt. Wir glauben, dass es darüber hinaus für die internationale Relevanz Berlins, aber auch für die teilnehmenden Akteure persönlich wichtig ist, Berliner mit Impulsgebern und Spitzenköchen aus Deutschland und der Welt zusammenzubringen. Das versuchen wir zum einen mit der Food Clash Canteen bereits seit 2014 und zukünftig mit dem neuen Format House of Food Business. Aber hier sehen wir deutlich mehr Potential für die nächsten Jahre.
Berlin Food Week – was ist neu, was ist wie immer?
Am Grundkonzept der BFW haben wir nicht viel geändert. Aber natürlich entwickeln wir das Programm und die Formate wie jedes Jahr weiter. Die größte Neuerung in diesem Jahr ist, dass wir nicht mehr wie in den vergangenen zwei Jahren das Kraftwerk als Hauptlocation haben, sondern einen etwas dezentraleren Ansatz verfolgen: das Kaufhaus Jandorf in Mitte beherbergt das House of Food, die Food Clash Canteen und die Berlin Food Night, das Bikini Berlin in Charlottenburg unser ganz neues Format Good Food Market, bei dem sich alles um gesunde Ernährung, Fitness und Superfoods dreht. Zudem ganz neu: Unser House of Food Business am 16. Oktober, ein reines Event für Fachbesucher aus Gastronomie, Start-ups und Industrie.
Berlin Food Week
14. bis 21. Oktober 2017,