Fotos: Michael Shuker Aufmacher Brasserie Dandelion
Brasserie Dandelion

Ein Pluspunkt für die Warschauer Straße

Direkt neben dem Michelberger hat seit einiger Zeit die Brasserie Dandelion eröffnet. Ein Grund, diese Ecke mal wieder zu besuchen

Alles strahlt eine gewisse Lässigkeit aus: Bunte Leuchtstoffröhren und ein ansonsten clean gehaltener, dafür aber luftig-großzügiger Gastraum verbreiten urbanen Flair, die offene Küche dominiert den Raum und gleicht aufgrund ihrer leicht erhöhten Platzierung einer Bühne. Sie zeigt, dass man hier nichts zu verstecken hat. Im Gegenteil: Die japanisch inspirierte Speisekarte verspricht schmackhafte und kreative kleinere Gerichte und Hauptspeisen. All das erzeugt ein geschmackvoll gestaltetes Ambiente, das man zugegeben in unmittelbarer Nähe des Technostrichs der Warschauer Straße so nicht erwartet.

Katsu Curry

TanTan Ramen

Dass Inhaberin Qingqing Hu in ihrer Ursprungsprofession Architektin ist, leuchtet sofort ein. Gut gegessen habe man in ihrer Familie schon immer und so war die Orientierung zur Gastronomie für sie ein logischer Schritt, war doch schon ihr Vater Gastronom. Und trotzdem geht sie die Sache pragmatisch und ohne allzu große Gefühlsduselei an: „Wir müssen das Rad nicht neu erfinden“, erklärt Qingqing, „wir besinnen uns auf erprobte Techniken und gute Zutaten“.

Dass sie und ihr Küchenteam sich dabei grundsätzlich auf saisonale Produkte stützen – Ehrensache. Ebenso, dass die wunderbar zarten Dumplings nach einem Rezept von Qingqings Mutter selbstredend selbst gefaltet werden. Hausgemacht wird auch das Chiliöl, das den frittierten Enoki-Pilzen einen köstlichen Schärfekick verleiht.

Katsu Sando

Und wo wir beim Thema Frittieren sind: So versiert frittiert wird in der Brasserie Dandelion das knusprige Chicken Karaage (Kombination aus einer herzhaften, leicht süßlichen Marinade und einer minimalis­tischen Panade) sowie das auf den Punkt zubereitete Gemüse in einem leichten Tempurateig, dass beides im Mund luftig leicht erscheint, auch wenn die Kalorienbilanz wohl eher Gegenteiliges sagte. Aber zum Kalorienzählen geht man ja auch nicht ins Restaurant.

Gut so, sonst verzichtete man womöglich auf das fantastisch saftige und aromatisch perfekt ausbalancierte Katsu Sando (Sandwich, Foto) mit knusprig gebackenem Schwein. Favorit unter lauter Favoriten sind jedoch ohne Frage die Aubergine Brulêe mit Gochujang (scharfe, fermentierte Gewürz­paste aus Klebreismehl, Sojabohnenmehl, Chili und Meersalz sowie Gerstenmalzpulver und Reissirup) und Misoglasur – eine groß­artig schlotzige Umamibombe.

Zu trinken gibt’s übrigens einen herrlich erfrischenden, weil ungesüßten Eistee und ebenfalls nicht zu süße Limonaden – hausgemacht versteht sich. Etwas ungewöhnlich und damit eine echte Bereicherung für diese Ecke Berlins. (Ronja Kolls)

Brasserie Dandelion
Warschauer Straße 36, Friedrichshain, www.instagram.com/brasserie_dandelion, Di-Sa 12-22 Uhr, Speisen ab 10 €