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Bergmanns

Die andere Berliner Bodenständigkeit

Das Bergmanns gehört zu den Adressen, die eine neue, moderne Heimatküche pflegen. Und es ist mehr als nur Kiezrestaurant

Die Zeit ist auch im Bergmannkiez nicht stehen geblieben. Auch wenn man sich erst langsam erinnert, dass man hier nicht mehr nur von einem Image aus vergangenen Jahren profitieren kann. Das Bergmanns ist nur einer der Leuchttürme, der den Weg zu modernen, gastlichen Zeiten weist. Klare Ansage: Mit regionalen Erzeuger*innen zusammenzuarbeiten und saisonale Gerichte anzubieten.

Zugänglich und gleichzeitig überraschend liest sich die Speisekarte. Es gibt kleinere kalte Vorspeisen, dann Zwischengerichte und Hauptgänge sowie Dessert. Alles liest sich irgendwie anders und verlockend. Die Entscheidung fällt erst mal auf zwei Zwischengerichte: Kichererbsen-Sokka mit Kalamata-Oliven-Tapinade, Aprikose, Friséesalat und Burrata sowie Kopfsalat mit geröstetem Buchweizen, Erbsenschoten, Basilikum, Sellerie, Erdbeere und Garnele (Foto oben). Vielleicht ahnt man schon, was eine Fülle an Zutaten und Aromen geboten werden.

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Das Kichererbsen-Sokka ist eine Art Fladenbrot und fängt den starken Eindruck der Tapinade sanft auf, Aprikose und Friséesalat spielen mit bitter-süßen Aromen, die Burrata untermalt das Ganze. Der Kopfsalat ist etwas weniger wild, aber ebenso abenteuerlich an Geschmacksnoten. Warum nur werden diese Gerichte auf so kleinen Tellern serviert? Die Gäste hätten mehr Spaß und Muße, alle Komponenten zu einem Bissen zu kombinieren und die Experimentierfreude der Küche zu goutieren.

Der Hauptgang, der Sellerie aus dem Salzteig, in Miso-Cashew-Jus mit Walnussbutter, dazu Brombeeren und Salbeiblätter, wurde geteilt. Der Sellerie mit der Walnussbutter ist ein cremiger Genuss, die Nussbutter umrundet den herben Selleriegeschmack, die Brombeeren und der Salbei geben dem Ganzen eine sommerliche Frische.

Den Abschluss machte noch ein Pfirsich-Campari-Johannisbeeren-Lavendeleis. War das wirklich ein Pfirsich in Campari eingelegt oder doch eine Birne? Jedenfalls ist auch das Dessert ein Beweis von überbordender Kreativität.

Als Weinbegleitung sind die Rosés zu empfehlen, eine günstige Version von dem, wo Brad Pitt seine Finger im Spiel hat, ist gar nicht zu verachten. Und auf der Terrasse in der Riemannstraße könnten die Sommernächte noch lange andauern. (emh)

Bergmanns
Riemannstraße 13, Kreuzberg, Tel. 030 40 05 96 31, www.bergmanns.berlin, Di-So ab 18 Uhr