Foto: Patrick Gharapetian / Neptune Studios Aufmacher Tina’s Superfood Deli
Tina’s Superfood Deli

Lateinamerika-Fusion

Es ist schon fast eine Selbstverständlichkeit in Berlin. In Tina’s Superfood Deli muss niemand streng vegan eingestellt sein

Es ist ein komplexer Teil des Neuköllner Kiezes. Die Emser Straße entwickelt sich gefühlt stündlich und graduell weg vom Wettbüro und hin zur Bar und Yoga-Räumlichkeit. Von daher passen Tina und Omar mit ihrer originellen und liebevollen Küche voller weitestgehend veganen, laktose- und glutenfreien Gerichten hervorragend hinein. Omar ist Küchenchef und dass er mit einer dominikanischen Mutter, die gern die heimatlichen Herdlöffel schwang, aufwuchs, schmeckt man. Vor zehn Jahren haben sich der New Yorker und die Berlinerin in Miami kennengelernt, aus Berlinbesuchen wurden handfeste Pläne und „Tina’s Superfood Deli“ wurde geboren. Die Tür haben sie im April vergangenen Jahres geöffnet.

Fotos: Izzy Dempsey Arepa Plantains

Der Raum ist klein und von Makrame und Monstera geziert, die Portionen sind üppig und kommen ohne viel Drumherum aus. Definitiv ist es zu empfehlen, mit mehreren Menschen dort aufzukreuzen, sodass alle Beilagen bestellt werden können und weder auf die Sauteed Yuca mit Koriander-Knoblauch-Sauce, die Kochbananen oder die Bohnen verzichtet werden muss – letzteres übrigens ein sehr klassisches Gericht Omars Mutter. Die gibt es auch in „Tina’s Classic Bowl“ mit Kochbananen, Brokkoli, würzig gerösteten Pilzen, Reis und einer Chipotle-Mandarinen-Sauce.

Brownie

Überhaupt wird viel mit Brokkoli gekocht, dessen Strunk mit Blick auf die Vermeidung überflüssigen Abfalls zu wahnsinnig würzigen, appetitanregenden und einfallsreichen Kimchi verarbeitet wird, die mit „Arepa“ gereicht werden. Das sind runde Maisfladen aus Südamerika, die praktischerweise glutenfrei sind. Wer es nicht ganz vegan haben will, greife auf die „Mushroom Steak & Eggs“ zurück, die Eier dabei sind echt, die Steaks aus Pilz. Überdies muss auch keiner auf Alkohol verzichten, es gibt Cidre, Bier und Wein. Biolimonaden, Tee und Kaffee sowieso, in letzterem Fall auf Wunsch sogar mit natürlichem 7-Power-Pilz-Komplex oder MCT-Öl.

All diese Entscheidungen sind rein fakultativ. Ein absolutes Muss jedoch ist das „Oat Bake“, eigentlich als Wochenendfrühstück konzipiert, für uns als Dessert serviert – vermutlich funktioniert beides. Ein knusprig-fruchtig-fluffiger Kuchen aus Haferflocken, Karotte, Birne mit einem Topping aus Kokos-Kardamom-Joghurt, gebettet zwischen cremiger Blaubeer-Sauce und gebackener Banane. Klingt üppig, ist es auch, doch schmeckt der Brownie aus Kakao, Erdnussbutter und Banane kurz später bereits wieder.

Man braucht weder vegan oder diätisch eingestellt zu sein, um es hier zu mögen. Was man aber braucht: das von Omar hergestellte Chiliöl für zuhause. (Juliane Eva Reichert)

Tina’s Superfood Deli
Emser Straße 46, Neukölln, Telefon, www.tinasberlin.com, Do 13-19 Uhr, Fr, Sa+So 12–19 Uhr, Speisen ab 8 €