Fotos: Kfir Harbi Aufmacher Mirari
Mirari

Selbstbewusste Levante-Küche

An einer eher unbekannten Ecke der Friedrichstraße hat das Mirari eröffnet. Küchenchef Uri Triest demonstriert, was zeitgemäße mediterrane Küche und deren Aromen sein können

Es ist überraschend in zweierlei Hinsicht: Diese Ecke der Friedrichstraße kennt kaum jemand und dass Levante-Küche in Berlin noch mal was Neues auftischt, hat auch niemand ernsthaft erwartet. Doch beides hat seinen Reiz. Und es wird nicht lange dauern, bis kluge Tourist*innen diese Adresse entdecken, die liegt zwar ein paar Schritte vom Checkpoint weg, ist aber noch gut zu Fuß zu erreichen.

Der Blick durch die große Fensterfront fällt auf den Besselpark, drumherum stehen moderne Bürogebäude und eher lieblose Wohnkomplexe, dazwischen einzelne Altbauten. Der Innenraum ist angenehm unkompliziert gestaltet. Wände und Mobiliar sind in hellen dezenten Grau- und Beige-Tönen gehalten, ein Ort der sowohl tagsüber wie auch abends einen lässigen Charme entwickelt. An einer Seite des lang gezogenen Raumes sind runde Tische für zwei eingedeckt, an der Fensterfront für größere Gruppen. Die sind an einem Dienstagabend fast alle belegt.

Mirari 1

Mit mehreren das Mirari zu besuchen, ist durchaus ratsam. Zu zweit funktioniert das zwar auch, aber dann sollte man ein Doggy Bag mit einkalkulieren. Denn es schwindet schon zu Beginn die Vernunft. Das Linsen-Tahini ist eine aromatische Wucht, das Labneh mit Aprikose und Zatar-Dressing ebenso, die Panisses mit Safran-Aioli besänftigen den Gaumen wiederum, der Fenchelsalat erfrischt mit Kumquats – vielleicht ein wenig overdosed – die Burrata erscheint in ihrer dezenten Cremigkeit fast bedeutungslos. Die Entenleber-Paté mit einer Karamellschicht und Granatapfel sowie Pistazien obenauf – ein Gedicht. Dazu ein softes Kubana. Und das ist nur Mezze, also sind die Vorspeisen.

Als Hauptgänge kommen die eigentlichen Spezialitäten des Mirari auf den Tisch. Auf einem Holzbrett reiht sich nacheinander ein Spieß nach dem anderen. Knusprige Austernpilze mit verbrannter Zitronen-Gremolata, Hanger Steak, Kalb- und Lamm-Kofta, herrlich mutig mit Zimt gewürzt. Ein Fischgericht kam auch noch, das blieb leider wenig in Erinnerung. Das sollte man bei der Wahl der Gerichte beachten: feine, zarte Aromen first! Zum Schluss gab es noch Loukoumades und Mousse au Chocolat. Auch bei der Wahl des Weines sollte man zu der mutig interpretierten Küche von Uri Triest den kräftigen Weißwein Greek Islands White, Ariousios 2021 trinken.

Einen Ableger hätte man gern auch um die Ecke vom Redaktionsbüro. Denn das Lunch-Angebot würde für Abwechslung sorgen. Für gerade mal 20 Euro gibt es eine Zatar-Limonade, eine Mezze nach Wunsch, zwei Spieße und eine Beilage aus einer großen Auswahl auf der Speisekarte. (Eva-Maria Hilker)

Mirari
Friedrichstraße 30, Kreuzberg, Tel. 030 64 46 92 49, www.mirariberlin.com, Di-Fr 12-15 + 18–22.30 Uhr, Sa 18–22.30 Uhr, Mezze: 3 für 14 €, 5 für 18 €, alle mit Nachfüllung 16 €, Spieße ab 8 €, Fl. Wein ab 34 €