Sizilianisch legendär
Das italienischen Restaurant Il Moro hätte jeder gerne bei sich um die Ecke. Nun profitiert der Kiez rund um die Wühlischstraße davon, aber auch eine längere Fahrt dahin lohnt sich
Die anfängliche Skepsis ist groß. In Friedrichshain, in der Wühlischstraße, soll es ein gutes italienisches Restaurant geben? Da, wo sonst junge Menschen mit Bierpullen von der Bar zum Imbiss und zurück pilgern? Der erste Eindruck ist nicht unbedingt vielversprechend, aber die Tische und Sitzgelegenheiten machen einen gastfreundlichen Eindruck. Und auch die Weinempfehlung von Franceso Ragusa, dem Chef von Il Moro, lässt die Erwartung steigen. Der Rosé aus Montepulciano aus der Toskana ist ein leichter, dezent fruchtiger Sommerwein, der zudem Charakter besitzt. Wie alles an diesem Ort, wie sich peu à peu herausstellt.
Wer also den Weg dorthin gefunden hat, sollte ausführlich speisen. Also Antipasti, Pasta, die Spezialität des Hauses oder Pizza und Dessert. Passt gegrillter Pulpo zu cremiger Burrata? Unbedingt ist diese Vorspeise zu empfehlen, der Tintenfisch ist selten butterzart und die Burrata umschmeichelt mit seiner Cremigkeit die rauchigen Aromen. Die gefüllten Auberginenröllchen auf Minzpesto können locker mithalten. Dabei stimmt auch das Zusammenspiel von gegrillten Auberginen und dem würzigen Pesto. Das Pastagericht, das Ragù mit Trottole, ist genau so wie es sein soll. Das Ragù, die zarten größeren Fleischstückchen in Tomatensauce mit frisch geriebenem Parmesan, begleitet die außergewöhnliche Pastavariante. Und eigentlich ist das für ein Mittagessen genug – das übrigens musikalisch begleitet wird. Auf dem Plattenspieler vom Vater Ragusa drehen sich Schallplatten der 80er und 90er Jahre. Denn er arbeitete beim Radio.
Der Sohn Franceso ist nun Restaurantbesitzer in Berlin und eigentlich hat er mal als Keramiker gearbeitet. Deshalb auch seine Vorliebe für den Kopf von Il Moro, dem Namensgeber des Restaurants. Il Moro, ein Spitzname für einen dunkelhäutigen Mann, hat in Palermo eine junge Frau verführt. Die erfuhr, dass er bereits verheiratet war und zwei Kinder hat. Kurzerhand schnitt sie ihm beim nächtlichen Tête-à-Tête den Kopf ab und machte daraus einen Blumentopf für ihren Basilikum. Der wuchs dann so gut, dass die Nachbarn auch so einen Kopf aus Ton nachbauen ließen. Und so ein Topf steht auch auf dem Tresen in Berlin.
Einige Jahre, so erzählt Franceso Ragusa, hat er an dem Rezept für spezielle Pagnottas getüftelt. Diese Spezialität ist eine Art gefülltes Fladenbrot. Vulcano nennt sich die, die mit in Whiskey eingelegten Zwiebeln, Avocadocreme und Käse bestückt ist. Ragusa hat damit auf historische Wurzeln, auf maurische mit sizilianischer Esskultur, zurückgegriffen. Und es macht satt.
Trotzdem darf Tiramisu als Dessert nicht fehlen. Es ist so wie es sein soll, ohne Chichi ganz klassisch mit einer selbstgemachten Schokoladencreme. Die Erinnerung bleibt, an ein gutes italienisches Restaurant, in einer Ecke, in der man es nicht erwartet hätte. (emh)
Il Moro – Cucina Popolare
Wühlischstraße 39 A, Friedrichshain,