Ein kleiner Ort
Shabnam Syed liebt die Küche Pakistans. In ihrem kleinen Restaurant Mama Shabz beweist sie wie hervorragend das Essen sein kann
Solch herrlich unkonventionelle Farbkombinationen können nur Südasiaten. Pink, gelb, leuchtend türkisfarbene Kacheln mal an der Wand, mal als Tischplatte, beweisen Stilempfinden der besonderen Art. Auch bei der Zubereitung der pakistanischen Gerichte zeigt Shabnam Syed eine eigene, deutliche Handschrift. Sie zeigt, dass diese Küche alles andere sein kann, als nur schnelles, überwürztes Fastfood. Was zur Auswahl steht, sind gute, aromatisch vielschichtige Speisen.
Vor fast einem Jahr hat die gebürtige Londonerin eine feste Adresse in Kreuzberg gefunden. Davor hat sie Erfahrungen bei Pop-ups, Streetfood-Festivals, mit ihrem Streetfood-Stand in der Markthalle Neun sowie durch zahlreiche Caterings gesammelt.
Mit einem Koffer und ohne Plan, so sei sie 2015 nach Berlin gekommen. Kochen war eher ihr Hobby. In Berlin angekommen, hätte sie in einem indischen Restaurant gegessen und sich geschämt für das, was da serviert wurde. „Das hat nicht im entferntesten mit der indischen oder pakistanischen Küche zu tun.“ Die gebürtige Londonerin, deren Eltern aus Pakistan kamen, hat sich an die Rezepte ihrer Mutter erinnert und für Freunde gekocht. Auch um zu testen, ob das überhaupt den hiesigen Geschmack trifft. Das hat es und ihr Repertoire an Rezepten erweiterte sich, die gesamte Familie vererbten ihr alle Erfahrungen, Spezialitäten und Zubereitungsweisen.
„A small place“ nennt sie ihren Laden. Und mit sechs Gästen ist er dann auch schon ausgebucht, es gibt aber auch einen Außenbereich. Zudem sollte man wissen, dass es am Wochenende ein reduziertes Angebot gibt. Als Snacks bezeichnet, findet der Gast zum Beispiel Samosas, Pakoras, und Ghol Guppe. Die frittierten Teigtaschen sind außen knackig und innen würzig mit Kartoffeln und Gemüse gefüllt, Pakoras sind eine Art Kartoffelklöße. Beide zwar ähnlich von den Zutaten, aber unterschiedlich in der Würzung. Ghol Guppe sind gepuffte Grießbällchen, die vorsichtig geöffnet werden und mit einem Kichererbsensalat und Sauce befüllt und verspeist werden.
Kichererbsen spielen eine große Rolle im Mama Shabz. Der sonntägliche Hauptgang ist Punjabi Chole mit Spiegelei und Keema Matar. Bei ersterem, dem Kichererbsencurry ist Vorsicht geboten, es ist richtig scharf und beim letzteren, dem Hackfleisch-Erbsengericht, sollte man die Chilis nicht unbedingt mitessen. Das Paratha, ein ungesäuertes Fladenbrot, der Joghurt und der pikant gewürzte Obstsalat mildern die Schärfe etwas ab. Serviert wird in den üblichen, aber gemusterten Metallschalen und Tellern, zwei hausgemachte Saucen kommen auch immer noch dazu.
Nur der Nachtisch, der pakistanische Reispudding, Kheer genannt, ist bereits ausverkauft. Aber Kulfi, ein spezielles Eis am Stiel ist eine angemessene Alternative. Der Weg lohnt sich, gerade unter der Woche. Denn das Hühnchengericht aus Kaschmir und die marinierten Hackbällchen müssen natürlich unbedingt probiert werden. (emh)
Mama Shabz
Reichenberger Straße 61a, Kreuzberg,