Fotos: Margareta Rogulski / Jemenitisches Restaurant Aufmacher Jemenitisches Restaurant
Jemenitisches Restaurant

Salta, Bamia und Zurbian-Lamm

Die nahezu unbekannte jemenitische Küche hält Einzug in der Berliner Restaurantwelt. Und erweist sich als überraschend deftig

Ja, wenn man das erste und einzige jemenitische Restaurant der Stadt und wohl auch des ganzen Landes ist, dann kann man sich eben auch ganz generisch „Jemenitisches Restaurant“ nennen. Seit Jahresbeginn gibt es dieses in der Neuköllner Karl-Marx-Straße. Dass im Jemen Krieg herrscht, dass dort täglich Menschen verhungern – fast vergisst man es, wenn man das Jemenitische Restaurant betritt. Denn es ist ein Ort des Genusses, schon am frühen Abend pickepackevoll und laut, die Tische biegen sich unter dem vielen Essen. Arabische Familien, deutsche Familien, Neuköllner oder von-wo-auch-immer angereiste Hipstergrüppchen – das typische Bild der hiesigen Kiezrestaurants.

Hinten in der Ecke ist ein Fußbodentisch frei geworden, also Schuhe aus und Platz genommen auf den dicken Matratzenkissen. Der Service hat zu wenig Leute, es dauert folglich, bis der mit Speiseresten volle Tisch abgeräumt und mit einer neuen Einweg-Plastikdecke bezogen wird.

Jemenitisches Restaurant 1

Doch dann geht es bald los: Das Tabouleh nach libanesischem Rezept ist schön frisch und ein guter Start. Warum es auch einen griechischen Salat auf der Vorspeisenkarte gibt, bleibt unergründet. Jetzt wird der Tisch voll. Es kommen: Salta, eines der Nationalgerichte, ein Tontopfgericht mit gehacktem Rindfleisch, gemischtem Gemüse, Reis und Eiern. Bamia, ein Eintopf aus Okraschoten, Zwiebeln und Chilis und Zurbian-Lamm – mit Joghurt und Gewürzen langsam gegartes und mit Reis gekochtes Lammfleisch. Das Lamm ist butterweich, eine Riesenportion – ganz ordentlich, aber eher unaufgeregt, und leider fehlt die normalerweise dazu gereichte würzige Sauce. Nicht so schlimm, denn pikant sind die beiden anderen Speisen allemal und gefallen uns geschmacklich deutlich besser. Deftig-würzig scheint sie zu sein, die jemenitische Küche. Und sie ist, lehrt uns das Internet, anders als die anderen Küchen der Region, auch stark von der indischen Küche beeinflusst. Unser Tipp: Schmorgerichte wählen; es sind Midsize-Portionen und sie lassen sich gut zum Teilen ordern, da kann man gleich mehrere probieren. Es gibt übrigens auch ein ganzes Lamm, zubereitet nach gewünschter Art, mit Beilagen für 300 Euro. Zum Vorbestellen natürlich. Dann sollte man auch anfragen, ob das hübsche, mit Teppichen ausgelegte Separee rechts neben dem Eingang noch frei ist. (Jan-Peter Wulf)

Jemenitisches Restaurant
Karl-Marx-Straße 172, Neukölln, Tel. 030 98 39 35 79, www.jemenrestaurant.de, Vorspeisen ab 3,90 €, Hauptspeisen ab 9,90 €, Getränke ab 1,50 €, arabischer Kaffee 5,90 €