Zwei-Mann-Betrieb
Hinter Bob & Thoms stehen zwei Männer, der eine garantiert legeren und professionellen Service, der andere erstaunlich kreative Kochkunst
Was es mit dem Namen Bob auf sich hat, erzählt Oliver Körber gerne selbst. Er ist der Gastgeber und sorgt für souveränen, legeren Service. Er ist Solist, genauso wie Felix Thoms, der steht auch alleine am Herd und in der Küche. Das ist das Konzept. Die beiden heißen pro Abend 12 bis 15 Gäste willkommen, mehr nicht. Die sogenannten Berliner Avantgardisten wie Nobelhart & Schmutzig haben Platz für rund 25 Gäste, im Ernst sind es gerade mal 12. Das Personal in der Küche und am Gast ist in beiden Restaurants weitaus größer.
Fährt das Duo eine zukunftsfähige Strategie? Was schon mal für ihren Erfolg spricht: Die beiden sind keine Newcomer in der Berliner Restaurantszenerie. Oliver Körber hat im Alt Luxemburg fast 30 Jahre lang gearbeitet, es war eine Berliner Institution, die das Ehepaar Wannemacher bis letztes Jahr betrieben hat. Er muss es also wissen, wie das funktioniert, mit kleiner Mannschaft Erfolg zu haben.
Im Alt Luxemburg haben sie sich auch kennengelernt. Felix Thoms war zwar nicht so lange dort, er hat seine Erfahrungen in verschiedenen Stationen gemacht wie z.B. im Berliner Skykitchen sowie in der Bleiche im Spreewald.
Reich werden kann keiner davon, aber für die beiden gibt es diesen Job, der ihnen Spaß macht. Das ist nicht zu übersehen. Mit jedem Glas Sekt oder Wein und mit jedem Menü-Gang wird deutlich, dass sie auf einen Fundus aus Kenntnis und Kreativität zurückgreifen und dabei auf der Höhe der Zeit agieren.
Die Inneneinrichtung ist in ihrer Kargheit ungewohnt, auf der Terrasse aber wohltuend aufgeräumt. Entsprechend der sommerlichen Temperaturen schenkt Körber einen kühlen Crémant 2017 von Jülg ein. Verschiedene eigens gebackene Brotsorten kommen auf den Tisch, das Amuse ist an diesem Abend ein Potpourri aus dem, was der Garten von Thoms so hergibt. Neben den klassischen Geschmäckern von Rübe, Bete und Kräutern besticht das Aromenspiel mit einem Saucenspiegel aus Salat.
Drei Vier-Gänge-Menüs sind im Angebot. Selbstverständlich ein vegetarisches, ein kontemporäres und ein klassisches. Der Saison entsprechend sind die Gerichte Kombinationen vollmundiger Aromatik des Hauptdarstellers auf dem Teller mit einem entsprechend herben, dezenten oder fruchtigen Gegenpart sowie Kräutern. Sei es beim Ziegenkäse als Vorspeise, der mit Gurke und Estragon daherkommt oder die Agnolotti mit Lauch, Grana Padano und Liebstöckl. Beim kontemporären Menü ist es das Tatar vom Wolowina-Rind, das für einen Überraschungsmoment sorgt. Das Radieschengelée, das das Fleisch ummantelt, sorgt für eine leicht scharfe Note.
Beim Hauptgang, dem Havelländer Apfelschwein mit Erbsen und Fregola Sarda, eine Nudelspezialität aus Sardinien, sowie einer Roscoff-Zwiebel – eine rosafarbene Spezialität aus Frankreich – ist das Fleisch mit knusprig knisternder Kruste versehen. Ein Beweis, dass der Koch sein Handwerk versteht. Beim Gemüse-Hauptgang zeigt er deutlich seinen Instinkt für Aromen, Farben, Texturen – Queens Lace eben.
Die Desserts sollte sich niemand entgehen lassen. Die Porcelana Schokolade samt Erdbeere sowie der Joghurt vom Hof Brodowin mit Rhabarber, Brennnessel, Dulce de Leche und der blumig schmeckenden Tagetes sind ein gekonnter Abschluss einer Speisenfolge voller Anregungen und Spielvarianten eines Sommers. Eine spannende Adresse. (emh)
Bob & Thoms
Welserstraße 10-12, Schöneberg,