Knusperseelen und Schlürfsegen
Ganz einfach Koreanisch und doch mal anders. Im NaNum serviert die Crew um Keramikerin Jinok Kim typische Gerichte nach eigener Familienrezeptur
Erinnert sich noch jemand, was gegenüber vom Jüdischen Museum existierte? Heute beeindruckt dort jedenfalls die W. M. Blumenthal Akademie des Jüdischen Museums. Daneben stehen ein paar Wohnhäuser und in einem ist das Restaurant, dem eine Keramikwerkstatt angeschlossen ist. Gründerin Jinok Kim ist nämlich nicht nur leidenschaftliche Köchin, sie ist Keramikerin und Altistin. Bis auf den Gesang kann der Gast beides in feiner Form genießen.
Die Quereinsteigerin konzentriert sich auf das Wesentliche. Die Speisenkarte ist überschaubar. Es sind immer drei Speisen im Angebot. Mittags kommt Bibimbab auf den Tisch, mal ohne, mal mit Fleisch. Auf einem tiefen Keramikteller platziert. Und nicht in einem gusseisernen Topf, „das ist gar nicht authentisch koreanisch“, so Jinok Kim. Das erzählt auch Jörn Kabisch, der zufällig dort gerade zu Mittag isst. Kabisch ist Journalist und Gastro-Kolumnist und hat vor kurzem sein Buch mit dem Titel „Mit Herd und Seele“ veröffentlicht. Er war schon öfter hier. Ein Qualitätsbeweis?
Das NaNum haben jedenfalls schon viele Mitarbeiter der Großverlage um die Ecke entdeckt, und auch die Büros anderer Unternehmen scheinen nur auf diese Mittagsgerichte gewartet zu haben. Neben dem ursprünglichen Reste-Essen mit oder ohne Fleisch – denn das ist das Bibimbab – gibt es immer noch ein drittes, an einem Tag zum Beispiel die Knusperseelen. Das sind verschiedene Gemüsesorten in Teig ausgebacken, und der ist „aus Kartoffel- und Weizenmehl“, wie uns Hyeona erklärt. Sie studiert Kommunikationsdesign und ist für den Service zuständig. Außerdem gibt es koreanische Puffer als Alternative, die sind aus pürierten Mungobohnen. Und Kimchi ist natürlich obligatorisch – schön bissfest und nicht zu sauer vergoren.
Abendessen gibt es nur am Freitag und Samstag. Da ist dann ein kleiner roter Schlürfsegen als Vorspeise angesagt, das ist eine scharfe Suppe. Die Hauptspeise nennt sich Red Landing Mama und ist eingelegtes und gebratenes Schweinegeschnetzeltes oder als Alternative Rindfleisch, beides zum Einwickeln in Salatblätter.
Dass die Desserts auch nach koreanischer Rezeptur hergestellt werden, wen wundert es? Und das Tiramisu und die Cupcakes mit spezieller Bohnenpaste werden nicht auf der handgemachten Keramik von Jinok Kim serviert. Das fällt etwas aus der Reihe. Denn sonst ist jedes Gericht auch ästhetisch ein Genuss.
NaNum
Lindenstraße 90, Kreuzberg,