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Newcomer in der eigenen Stadt

Restaurants in der Oranienburger Straße sind nur was für Touristen? Für Berliner, die ihre Stadt anders erleben wollen, ist das Lawrence eine gute Adresse

Es gab schon mehrere Versuche, die Oranienburger zu normalisieren. Mit wenig Erfolg. Immer noch ziehen Heerscharen von Schulklassen, Reisegruppen und Familientrupps durch diese Straße. Die Restaurants? Naja! Ein paar gute Adressen gibt es ja, aber der Hauptanteil sind massenkompatible Gaststätten, bis eben seit jüngster Zeit das Lawrence.

Das Restaurant gehört zu Freeartus, einer gemeinnützigen GmbH, die sich Integration zum Ziel gesetzt hat. Es ist ein Zusammenschluss von Künstlern, Journalisten, Unternehmern, Galeristen, die wenig Aufhebens um ihre guten Absichten machen. Sie tun einfach etwas – und im Fall des Restaurants das ganz gut.

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In der Küche stehen Chefkoch Mustafa, er ist Kurde, der zweite Koch Nader ist Syrer. Die beiden sorgen für orientalische, sogenannte Levante-Küche. Hauptrolle spielen Gemüse, Hülsenfrüchte und wunderbar aromatische Pasten.

Draußen auf der Terrasse ist es nicht unbedingt lauschig, aber es hat was, inmitten des ungelenken Trubels der Berlin-Besucher zu sitzen – und zu wissen: das ist Berlin. Und Essen und Trinken ist das beste Beruhigungsmittel, was man hier garantiert genießen kann. Schon mal der Service ist überzeugend charmant zuvorkommend, sie kommt aus Südtirol und freut sich, einen libanesischen Wein empfehlen zu können, den Blanc de L’Observatoire, Chateau Ksara aus dem Jahr 2015. Er passt zum sommerlichen Abend und zum Essen.

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Etwas verwegen fällt die Wahl auf Mazza Al-Cham. Es ist eine große, wirklich große Platte voller Kleinigkeiten und Kostproben von dem, was die Küche alles zu bieten hat. Hummus, Falafel, Baba GanoushGanoush, Taboulé sind hinlänglich bekannt und schmecken erwartungsgemäß. Frittierter Halloumi-Käse sitzt inmitten eines Hügels aus Batat Harrar Orientale, das sind scharfe Bratkartoffeln. Vier verschiedene Teigtaschen sitzen am Rand – mit würzigem Rinder- und Lammhackfleisch oder mit Spinat sowie Schafskäse gefüllt. Die einen heißen Sambusek, die anderen Fatair und Kebbeh Hamis. Auch vier lilafarbene Bratwürstchen sind auf der Platte vertreten. Warum noch Fladenbrot serviert wird? Wahrscheinlich weil davon vier Personen und nicht nur zwei satt werden sollen. Jedenfalls geht einem irgendwann trotz feiner Saucen wie Muhamara aus geröstetem Paprika, Kischke Chadra – Joghurtpaste mit Weizengrütze, Zwiebeln und Walnüssen und Mschaddara aus Burgol, Linsen und Olivenöl – die Luft aus. Beim nächsten Besuch fällt die Wahl garantiert auf ein paar wenige Vorspeisen, denn bei so viel aromatischen Eindrücken geht manches einfach unter.

Als Newcomer können sich dabei die Gäste fühlen, die eine derart vielschichtige Küche kennenlernen können, als Newcomer bezeichnet das Freeartus-Projekt all diejenigen, die ihre Heimat verlassen mussten und nun in Berlin leben. (emh)

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Oranienburger Straße 69, Mitte, Tel. 030 55 10 44 30, www.lawrence.berlin, tgl. ab 9 Uhr, Vorspeisen ab 5,40 €, Hauptspeisen ab 10,90 €, Getränke ab 2,80 €, Wein (Fl. 0,75 l) ab 18 €