Fotos: emh Aufmacher Beef Grill Club by Hasir
Beef Grill Club by Hasir

Kein billiges Vergnügen

Im Beef Grill Club by Hasir müssen die Gäste stark sein. Der erste Blick in die Karte lässt so manchen zusammenzucken

Damit hat keiner gerechnet. An einem Feiertag ist in Berlin gastronomische Unberechenbarkeit angesagt. Die sonst zuverlässigen Adressen haben geschlossen: „Wir freuen uns, Sie am …“ Doch jetzt knurrt der Magen und heute hat man sich mit der Freundin verabredet. Und ihr ist ausgerechnet nach Fleisch. O.k., dann geht es aufgrund der aktuellen Lage dahin, wo man sonst eher misstrauisch vorbeigeht. In den Beef Grill Club by Hasir am Leipziger Platz. Die Tür klemmt, auf einem Schild steht, dass der Gast ordentlich drücken soll. Danach sorgt ein Kellner schnell für einen Tisch und für die Speise- und Weinkarte. Schnappatmung!

Bei den Preisen wäre das Grill Royal durchaus eine adäquate Alternative gewesen. Contenance wird gewahrt und erst mal ein chilenischer Cabernet Sauvignon 2015 bestellt. Und mit mathematischer Akribie rechnet man nun die einzelnen Posten der imaginären Wunschliste zusammen. 100 Euro, so der Etat. Erst scheint es aussichtslos, im Rahmen zu bleiben. Die Steaks fangen mit einem 200 Gramm schweren Filet bei 29 Euro an, die Master Cuts, ein 600-Gramm-Lammkarree bei 52 Euro. Ohne jegliche Beilagen, die kosten extra.

Beef Grill Club by Hasir 2

Am Nebentisch trinkt ein junges Paar nach dem Studium der Karte den Wein und das Wasser aus, zahlt und geht. Ein Fehler, wie sich herausstellt. Denn die Portionen sind generell üppig bemessen, auch die der Vorspeisen. Pastırma und das Kalbsfumé sind wunderbar zart und aromatisch. Der Rucolasalat ist nicht angemacht, dafür stehen Essig und Öl auf dem Tisch. Die Burrata ist genau so wie sie sein soll. Das Tomatentatar verdient mehr Salz und Pfeffer, das steht auch für die Gäste griffbereit parat.

Nach dem Verspeisen dieser beiden Gerichte wird einem etwas mulmig. Hungrig ist danach niemand mehr. Wie üppig ist die Grillplatte bestückt? Geordert ist die für eine Person. Auf einem Holzbrett liegen saftig zarte Lammkoteletts, Köfte, Entrecôte und Filets – immer zu zweit, dazu kommt eine einfache Steakhause-Sauce, eine Portion Pommes sowie ein zu vernachlässigender Salat.

Bei einem zweiten Glas Rotwein fällt der Blick zum Nebentisch, dort hat eine Gruppe von Japanern das Tomahawk – ein Kilo schwer – bestellt, an einem anderen sitzen junge Basecap-Träger und verleiben sich Beef- und Lachstatar als Vorspeise ein, danach werden ordentliche Steaks verdrückt. An einem anderen Tisch ist das Steak nicht medium rare wie gewünscht, sondern well done. Das wird umgehend neu und wie gewünscht gebracht.

Die Rechnung beträgt 96 Euro und beim Rausgehen wird der Dry-Age-Reifeschrank begutachtet. Darin wird das Fleisch unter anderem mit Himalajasalz gepökelt und damit der Schimmelbildung Einhalt geboten. Beeindruckend. Vielleicht das nächste Mal doch ein Master Cut bestellen? Oder in eine der günstigeren Filialen von Hasir gehen? In Schöneberg oder in Kreuzberg. Damit hat es nämlich 1984 angefangen. Heute sind es sechs Läden, die immer noch als Familienbetrieb geführt werden. (emh)

Beef Grill Club by Hasir
Leipziger Platz 12, Mitte, Tel. 030 20 64 43 90, http://hasir.de/beefclub/1, Speisen ab 7,50 €, Getränke ab 3 €