Zahlenspiel
Exklusive japanische Küche mit peruanischen Einflüssen im 893 Ryōtei
Vermeintliches Glück! Am Freitagabend ist noch ein Tisch für Vier im derzeit angesagten Hotspot des Gastronomen The Duc Ngo zu haben. Doch die Vorfreude verfliegt schnell, denn am Empfang findet die sehr freundliche Hostess die Reservierung nicht.
Ein kurzer Blick über die voll besetzte Bar zum ebenfalls dicht gefüllten Restaurantteil regt gedanklich schon einmal die Suche nach umliegenden asiatischen Suppenküchen auf der Kantstraße an. Doch die souveräne Empfangsdame bittet, an der Bar zu warten. Zumindest eine gute Gelegenheit um einen Drink zu genießen. Die Karte bietet neben einer kleinen Auswahl klassischer Cocktails auch Sake und ungewöhnlichere Kreationen wie den Sake Martini. Der Martini ist überraschend stark, überzeugt aber durch sein feines Yuzu-Aroma und ist eine angenehme Abwechslung zu herkömmlichen Aperitifs.
Und dann beginnt doch der geglückte Teil des Abends. Die Service-Crew hat noch letzte Plätze am Tresen frei. Dieser erstreckt sich imposant über die gesamte Länge des Restaurants. Unterhaltungen in einer Vierer-Gruppe, nebeneinander gereiht, sind zwar nicht ganz einfach zu führen, doch der exklusive Blick in die offene Küche entschädigt alles.
Wir halten uns an die Empfehlungen des Küchenchefs und starten mit der Seeteufel-Leber, die wie eine Terrine aufgeschnitten, mit Rettich und Ponzu-Sauce serviert wird. Sehr speziell, aber geschmacklich ein Erlebnis, wenngleich die Schärfe des Rettichs dominiert. So finden der pochierte Lachs mit Pak Choi und die Thunfisch Sashimi Taquitos mit Yuzu-Trüffel-Mayonnaise mehr Anklang. Von hervorragender Qualität ist der Salat vom gegrillten Oktopus mit Avocado und Tomate. Auch das Tatar mit Saiblingskaviar und das Tenderloin mit japanischen Pilzen sind gut gemacht, aber doch durchschnittlich.
Die Küche schickt uns Tempura von Nordseekrabben, die wir auf der Karte überlesen hatten, dann aber nicht genug davon bekommen können. So einfach und gut sind sie. Zum Abschluss probieren wir die Spaghettini (es handelte sich tatsächlich um italienische Pasta), die in Butter geschwenkt und mit Kabeljau-Rogen und Nori-Algen abgeschmeckt werden. Ein leiser, aber sehr feiner Ausklang mit wunderbar buttrigem Aroma.
Ein Abend im 893 Ryōtei macht Spaß. Man bekommt bekannte Gerichte in guter Qualität, teilt und probiert Neues, wird bewirtet und entertained, da schmerzt es weniger, dass es nicht ganz günstig ist, sich durch die Karte zu essen. Die japanische Küche mit peruanischen Einflüssen erinnert an das international erfolgreiche Nobu-Konzept. Es empfiehlt sich eine Auswahl an Gerichten zu bestellen und zu teilen, Family-Style-Konzepte sind ja gerade ohnehin sehr angesagt.
893 Ryōtei
Kantstraße 135, Charlottenburg,