Foto: Martina Marx Aufmacher Edinburgh
Edinburgh

Die Queen liebte Schottland, sie wurde täglich von einem Dudelsackpfeifer geweckt, und bereiste es jeden Sommer. Charles schaut häufig bei Whisky-Destillerien vorbei. Prinz William studierte bekanntlich in St. Andrews. Insofern befindet man sich in guter Gesellschaft, wenn man in der schottischen Hauptstadt Edinburgh die Royal Mile entlang spaziert und das eine oder andere Pint probiert. Entgegen allen Vorurteilen lässt es sich in der Hauptstadt vorzüglich speisen und trinken. Das Meer ist nah und die zotteligen Hochlandrinder auch, zu trinken gibt es genug, besonders Whisky, aber auch die schottischen Ales sind nicht zu verachten. Haggis, die schottische Nationalspeise aus Schafsinnereien, kann vorzüglich schmecken, aber die regionale Küche hat noch vieles mehr zu bieten. Edinburgh ist definitiv eine Reise wert. Martina Marx hat sich auf der Suche nach kulinarischen Highlights durch die engen Gassen geschlemmt, ist auf Hügel gewandert, an Flüssen entlang spaziert und hat auf Hipster-Barhockern gesessen

Foto: The Devil’s Advocate The Devil’s Advocate 1

1. Durch windige Treppenfluchten

Edinburgh hat eine lange Geschichte und auch eine kriminelle Vergangenheit. Ein Pub namens Dr. Jekyll and Mr. Hyde erinnert daran, dass hier der schottische Schriftsteller Robert Louis Stevenson seine düstere Novelle schrieb. Die dunklen Winkel der Altstadt inspirieren dazu. Die historisch belegten Taten der Serienmörder William Hare und William Burke, welche hier ihr Unwesen trieben, indem sie arme Mieter ihrer Pension töteten und die Leichen an die Anatomie verkauften, tragen zum düsteren Mythos bei. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, wenn man durch die dunklen Gassen geht, die von der Altstadt Richtung Neustadt führen, bergab durch windige Treppenfluchten. Dabei stößt man auf den Anwalt des Teufels, genauer gesagt dem sehr versteckt liegendem Lokal The Devil’s Advocate.

Foto: The Devil’s Advocate / Till Britze Photography The Devil’s Advocate 2

Dieses ist jedoch im Gegensatz zum Namen und der Außenwelt sehr anheimelnd und bietet ein einladendes Ambiente. In der ehemaligen viktorianischen Pumpstation mit Ziegelsteinen, goldenen Lampen und Schieferböden geht es freundlich zu. Zum Entspannen, nach der Anstrengung durch die vielen Treppen, die einem Edinburghs Altstadt abverlangt, bestellen wir erst einmal einen Whisky, natürlich schottisch und ohne „e“ geschrieben. Es gibt eine beeindruckende Anzahl von über 300 verschiedenen Flaschen. Die gute Beratung verleitet zu einem zweiten Dram.

Damit man nicht gleich von Stuhl fällt, empfiehlt es sich, Charcuterie dazu zu bestellen, ein Käse auf der Platte heißt dabei passend blue murder. Sollte man noch hungrig sein, kann man gleich zum Dinner bleiben und Steaks von einheimischen Rindern bestellen, welche hervorragend auf den Punkt gebraten sind. Für weniger ausgeprägte Karnivoren sind die Fischgerichte zu empfehlen.

The Devil’s Advocate
9 Advocate’s Close, Edinburgh EH1 1ND, www.devilsadvocateedinburgh.co.uk


Fotos: The Scran & Scallie The Scran & Scallie 1

2. Ausgezeichneter Fraß

Friedlicher geht es im The Scran & Scallie zu. Hinter dem, mit einem Michelin Bib Gourmand ausgezeichnetem, Gastropub stehen die schottischen Köche Dominic Jack und Tom Kitchin, gleich zwei Sterneköche aus Edinburgh. Das Lokal liegt in einer idyllischen Gegend, in Stockbridge, einem der wohlhabendsten Viertel Edinburghs. Den Restaurantbesuch kann man mit einem kleinen Spaziergang entlang des Flusses Leith verbinden, der sich durch Edinburgh schlängelt.

The Scran & Scallie 2

Zum Auftakt eignet sich ein traditionell gebrautes Ale. Die Auswahl umfasst hervorragende Brauereien von Zentralschottland bis hin zu den Orkney-Inseln, bevor man sich im gemütlichen Ambiente großartigem schottischen Scran zu deutsch „Fraß“ widmet. Inspiriert von den Speisekarten des 18. Jahrhunderts und dem Robert-Burns-Supper, bei welchem jährlich am 25. Januar mit Suppe, Haggis und Trifle mit diversen Trinksprüchen und viel Whisky dem Dichter gedacht wird, bietet die Speisekarte schottische Klassiker, ergänzt durch saisonale Gerichte. So zum Beispiel Haggis, bei dem alle Vorurteile revidiert werden. So cremig, würzig und saftig schmeckt er. Als weitere Vorspeisen kommen Jakobsmuscheln und Austern, deren Frische wirklich sensationell ist, auf den Tisch. Die traditionellen Hauptspeisen Steak Pie und Fish and Chips werden in guter Qualität serviert, sodass ein weiterer Besuch zum Burns-Supper im Januar sehr wahrscheinlich wird.

The Scran & Scallie
1 Comely Bank Road, Stockbridge, Edinburgh EH4 1DR, www.scranandscallie.com


Foto: Eleanore Eleanore

3. Hippes Konzept

Edinburgh hat auch seine hippen Seiten. Das Eleanore liegt im Herzen des Feinschmeckerviertels von Leith. Es ist das dritte Restaurant in Edinburgh, das von Roberta Hall-McCarron und ihrem Mann betrieben wird. The Little Chartroom von Roberta Hall-McCarron hat diverse Auszeichnungen erhalten.

Das Restaurant ist überschaubar, skandinavisch schlicht aber schick eingerichtet. Das Konzept: sharing is caring, wie überall auf der Welt. Doch auch als einzelner Gast ist ein Besuch lohnenswert.

Als ersten Gang gibt es zwei fleischige Austern, auf Eis, mit Mignonette-Sauce und Apfel. Als Nächstes kommen Hash Browns. Diese knusprigen Rechtecke aus Kartoffelpüree werden mit Kabeljaurogen und eingelegten Limettenflocken serviert. Es folgt geräucherter Heilbutt mit fermentiertem Pfeffer, Bonito und Sesam, und danach eine perfekt rosafarbene Rippe vom Rind, begleitet von karamellisierten Zwiebeln und Spinat, mit Szechuan-Aromen. Für Dessert ist immer noch Raum, es gibt Tirami-Choux, Schichten aus Sahne, Kaffee und Schokokuchen.

Eleanore
30-31 Albert Place, Edinburgh EH7 5HN, www.eleanore.uk


Foto: The Lookout by Gardener’s Cottage The Lookout by Gardener’s Cottage

4. Über der schottischen Akropolis

Dass schottisches Wetter eine Katastrophe ist? Ein weiteres Vorurteil. Bei strahlendem Sonnenschein geht es den Calton Hill hoch, der mit seinen Denkmälern aus dem 19. Jahrhundert der griechischen Akropolis ähnelt. Von dort hat man einen atemberaubenden Panoramablick über die ganze Stadt und den Meeresarm Firth of Fort. Und was noch viel besser ist, seit ein paar Jahren gibt es dort ein gläsernes Restaurant, The Lookout by Gardener’s Cottage.

Dies ist das dritte Edinburgher Projekt von Chefkoch Dale Mailley, der bereits das gut etablierte The Gardener’s Cottage betreibt. Das Restaurant schwebt teilweise über dem Nordwesthang des Calton Hill. Durch die Glaswände haben alle Gäste die Möglichkeit, die sagenhafte Aussicht zu genießen. Dale sagte zur Eröffnung: „Wir haben die Speisekarte so entwickelt, dass sie den Ort widerspiegelt und alles einfach gehalten ist, um nicht mit der Aussicht zu konkurrieren – mit dem Fokus auf einfachen, erdigen Zutaten, die ein Spektrum an guten, natürlichen Aromen freisetzen.“

Unser Vier-Gang-Menü besteht aus Tomaten mit Schafsquark, Heilbutt mit Blumenkohl und Portulak, Taube mit Rote-Bete und Haselnuss und Schokoladencreme mit Waldbeeren und Mandeln. Die Produkte stehen im Vordergrund, ohne viel Chichi, finden aber zu einer Harmonie zusammen. Dales Worte werden überzeugend umgesetzt.

The Lookout by Gardener’s Cottage
38 Calton Hill, Edinburgh EH7 5AA, www.thelookoutedinburgh.co