Fotos: Michael Hetzinger Aufmacher Städtetrip Italien
Städtetrip Italien

Reisen in Corona-Zeiten? Theoretisch schwierig. Aber praktisch in Italien super. In kaum einem Land gibt es strengere Auflagen. So herrscht nach 18 Uhr sogar im Freien eine Maskenpflicht. Und fast alle halten sich dran. Entsprechend niedrig sind die Infektionszahlen. Michael Hetzinger hat die Gunst der Stunde für einen kulinarischen Trip durch ziemlich touristenfreie italienische Traumziele genutzt: Modena, Venedig, Florenz und Cinque Terre

Osteria Francescana 1
Osteria Francescana 2

Avantgarde italienne

Gleich zu Beginn der Reise im Norden Italiens das Highlight: das beste Restaurant der Welt. Zumindest wenn es nach der „World’s 50 Best“-Liste geht. Dort belegte die Osteria Francescana 2016 und 2018 den 1. Platz.

Osteria Francescana 3

Chefkoch Massimo Bottura serviert italienische Gerichte in modernem Gewand. Das hat ihm Anfangs viel Kritik bei seinen Landsleuten einge­bracht. Denn die sind der Meinung, dass italienische Gerichte nur perfekt sind in ihrer traditionellen Form, dass jede Modernisierung ein Frevel sei. Mittlerweile wird Bottura gefeiert – im In- und Ausland. Viele seiner Gerichte sind echte Ikonen: „Oops, I Dropped the Lemon Tart“ oder „5 Ages and Textures of Parmigiano Reggiano“.

Bei diesem Besuch fiel die Wahl aber auf das aktuelle Tasting-Menü mit 12 Gängen, inspiriert von Beatles-Songs. Kreativität und Handwerk treffen aufs Vorzüglichste aufeinander bei Gerichten wie „Cellophane Flowers & Kaleidoscope Eyes“ (ein Salat mit Sepia-Tinte und -Streifen, Blumen, Algen und Bottarga) oder „Strawberry Fields“ (ein Risotto mit Erdbeeren, Lambrusco, Garnelen und geräuchertem Mozzarella). Ein einmaliges Erlebnis!

Ohne Reservierung geht natürlich gar nichts. Was normalerweise selbst viele Monate im Voraus ein Ding der Unmöglichkeit ist, wird dank ausbleibender Touristenströme wegen Corona plötzlich machbar.

Osteria Francescana
Via Stella, 22, 41121 Modena MO, www.osteriafrancescana.it


Ristorante da Ivo

In bester Gesellschaft

Venedig, so leer wie selten. Touristen aus Asien und Amerika fehlen, ebenso die Kreuzfahrtschiffe. Das nutzen natürlich viele Italiener oder andere Europäer aus. Leer bedeutet für venezianische Verhältnisse zwar immer noch größere Menschenmengen, aber man bekommt jederzeit spontan eine Gondel oder einen Tisch im Restaurant.

So auch in einer Institution wie das Ristorante da Ivo. Die Einrichtung könnte nicht typischer sein: Tische mit rot-weißer Tischdecke. Auch alles andere ist dort sehr urig und traditionell. Die Küche einfach sehr gut mit Zutaten vom Feinsten: frischester Fisch zum Beispiel, am Tisch tranchiert, selbstgemachte Pasta, mit Hummer oder weißem Trüffel, Rinderfilet, natürlich mit Foie gras.

Irgendwie kein Wunder, dass die Osteria dafür berühmt ist, das Lieblingsrestaurant (in Venedig) von George Clooney zu sein. Und auch viele andere prominente Gäste – oder besser gesagt deren Fotos – zieren die Wände. Aber Achtung: spätestens bei der Rechnung fühlt man sich auch selbst wie ein Hollywood-Star, entsprechend große finanzielle Möglichkeiten sind da gefragt.

Ristorante da Ivo
S. Marco, 1809, 30124 Venezia VE, www.ristorantedaivo.it


Buca Lapi

National­heiligtümer

Auf dem Weg durch Florenz erblickt man sie überall in den Vitrinen der Restaurants: riesige Fleischstücke – Roastbeef am Knochen – von denen scheibenweise das berühmte Bistecca alla fiorentina geschnitten wird, Florenz’ Nationalgericht.

Natürlich behaupten viele Gasthäuser von sich, das beste Bistecca der Stadt zu servieren. Und da das Überprüfen aller Kandidaten definitiv wegen des begrenzten Aufnahmevermögens des Magens nicht möglich ist, fiel die Wahl auf das Buca Lapi. Warum? Weil zu einem schönen Stück Rind auf jeden Fall ein gutes Glas Rotwein gehört. Und das Buca Lapi ist im Besitz der berühmten Familie Antinori, ihres Zeichens eine der großen Weindynastien Italiens und berühmt für ihre Chiantis. Eine Kombination, die glücklich macht.

Buca Lapi
Via del Trebbio, 1r, 50123 Firenze FI, www.bucalapi.com


Blick auf Vernazza Vernazza
Ristorante Gambero Rosso

Pesto als Belohnung

Die Cinque Terre sind fünf entzückende kleine Dörfer an der ligurischen Küste unweit von La Spezia, die man als Tourist nur zu Fuß oder mit dem Zug erreicht. Die Hauptaufgabe der unzähligen Besucher besteht darin, die jeweils ca. 1,5-stündigen Wanderungen von einem Dorf zum nächsten zu absolvieren und sich dadurch genug Appetit zu schaffen, um abends einen großen Teller Pasta zu essen.

Natürlich mit Basilikum-Pesto, denn das wurde in Ligurien erfunden. Klassisch serviert wird das Pesto mit Trofie, einer kurzen Nudelsorte, die den Autoren ein wenig an Spätzle erinnert. Ein schöner Ort in dem schönen Ort Vernazza dafür ist das Gambero Rosso, direkt am Hafen. Man sitzt im Freien auf der Piazza, um einen herum tobt das Leben und man selbst freut sich, sich nicht mehr bewegen zu müssen. Das Restaurant serviert außer Pasta solide Gerichte aus Fisch und Meeresfrüchten sowie eine weitere Spezialität, Sardellen in verschiedenen Varianten.

Ristorante Gambero Rosso
Piazza Guglielmo Marconi, 7, 19017 Vernazza SP, www.ristorantegamberorosso.net