Paris muss man einfach lieben. Vor allem, wenn man Essen liebt. Autor Michael Hetzinger war für den EssPress vor Ort und hat vorab eine ausgeklügelte Strategie entwickelt, um möglichst viele Restaurants besuchen zu können: Früh aufstehen und wenig frühstücken, damit er viel mittagessen kann. Früh zum Mittagessen gehen, damit am Nachmittag noch genug Petit Fours reinpassen. Und eher spät zum Abendessen, damit er dann wieder Hunger hat. Einen Bruchteil von dem, was er probiert hat, stellt er vor
Produktküche Deluxe
Drei Michelin-Sterne, Platz 8 auf der 50 Best Restaurants-Liste – das Arpège ist selbst in der an Superlativen reichen Restaurant-Szene der französischen Hauptstadt ein besonderer Ort. Der Besuch zumindest eines der berühmten Pariser Haute-Cuisine-Tempel gehört für anspruchsvolle Gastrofans auf jeden Fall dazu. Das Arpège ist dafür aus zahlreichen Gründen eine gute Wahl: das Ambiente ist nicht wie oft üblich überladen mit großen Lüstern und anderem Pomp, sondern angenehm entspannt und fast bodenständig. Lebhaft und entspannt die Gäste, aufmerksam aber unverkrampft der Service.
Und das Essen? Legt den Fokus auf Gemüse, das größtenteils im eigenen Garten angebaut wird. Und verzichtet weitestgehend auf klassische Luxusprodukte. Beste Zutaten und das Bestreben, ihren typischen Geschmack unverfälscht und perfekt auf die Teller zu bringen, zeichnet die Küche des Inhabers und Küchenchefs Alain Passard aus. Er serviert eine Produktküche, die ihresgleichen sucht auf der Welt. Mein Tipp: Zum Mittagessen reservieren und das Überraschungsmenü ordern. So bekommt man fast die gleichen Gänge wie beim großen Menü, aber für deutlicher weniger Schnappatmung beim Begleichen der Rechnung.
Arpège
84, rue de Varenne, 75007 Paris,
Für Hirn und Herz
Seit einigen Jahren revolutionieren junge Gastronomen die Pariser Restaurant-Szene mit ihren Neo-Bistros. Die Idee dahinter: Raus mit Tischdecken, steifen Oberkellnern und überteuerten Preisen und das Essen in den Mittelpunkt stellen. Mit Fokus auf die Produkte und eine leichtere Küche, die sich an der Saison und der Region orientiert. Und klassische Gerichte innovativ und undogmatisch neu interpretiert. Zu einem der Vorreiter gehört die Clown Bar im 11. Arrondissement, der Heimat dieser Gastrobewegung. Im entspannten Bistro-Ambiente werden Gerichte zum Teilen serviert, die – wie man beim Namen erwarten kann – richtig viel Spaß machen: Carpaccio von rohen Jakobsmuscheln mit Erdbeeren und Meerrettich oder gebratener Spargel mit Mango und Petersilie.
Ein Muss sind die beiden Signature Dishes Kalbshirn mit Ponzu-Dressing und gehackten Frühlingszwiebeln sowie das Pithivier von Gans und Ente. Ersteres hat das Zeug dazu Innereien-Gegner in Fans zu verwandeln, durch die Kombination aus der samtigen, gehaltvollen Weichheit des Gehirns und der Frische des Dressings. Letzteres ein Wohlfühlgericht, in das man sich schon vor dem ersten Bissen verliebt: Entenbrust und Foie gras werden in Blätterteig gebacken und mit Dattel-Dip serviert. Innen saftig, außen buttrig-kross, rundum perfekt.
Clown Bar
114, rue Amelot, 75011 Paris,
Austern satt
Pflichtbesuch in Paris: eine typische Brasserie. Jeder hat doch dieses Bild einer glamourösen französischen Familie vor Augen, die sich beim Mittagessen gemeinsam über Muscheln, Krebse, Hummer und natürlich Austern hermacht, die auf gigantischen Platten voller Eis auf dem Tisch stehen. In der Brasserie Bofinger sieht man genau das. An einem normalen Montagmittag. Einfach zwei Dutzend Austern bestellen, französisch gestikulieren, genießen – und schon gehört man dazu. Nebenbei ist die Familie Bofinger auch für ihre Sauerkraut-Gerichte berühmt.
Brasserie Bofinger
5-7, rue de la Bastille, 75004 Paris,
Syrien meets Frankreich
Die klassische französische Patisserie ist zu Recht weltberühmt. Macarons und Petit Fours kennt schließlich jeder. Ungewöhnlicher und einzigartig sind die Kreationen in der Maison Aleph. Die Inhaberin Myriam Sabet wuchs im syrischen Aleppo auf und mixt Einflüsse aus dem Mittleren Osten mit französischen Techniken. Was dabei herauskommt? Kleine Baklava- oder Kadaif-Happen, gefüllt mit Cremes aus Zutaten wie Rosenwasser, Pistazie-Mastic, Schokolade-Sumach oder Erdbeer-Orangenblüte. Eine Sorte ist besser als die andere und alle sehen richtig hübsch aus. Perfekt als kleiner Nachmittags-Snack zum Kaffee oder als Mitbringsel für die Daheimgebliebenen.
Maison Aleph
20, rue de la Verrerie, 75004 Paris,
Pas de Croissant
Auch wenn das typische französische Frühstück aus einem Café au Lait und Croissant besteht, gibt es auch in Paris Frühstückslokale nach internationalem Vorbild, die moderne Gerichte anbieten. Zu den besonders zeitgemäßen gehört das Echo im Stadtteil Marais. Serviert wird eine kalifornisch-mexikanische Fusionküche, die nicht nur gut schmeckt, sondern auch besonders Instagram-tauglich ist. Der obligatorische Avocado-Toast wird mit Sauce Pistou und hausgemachtem Graved-Lachs serviert. Mexikanischer ist die Ranchero Crispy Rice Bowl mit Chorizo, Eiern und Koriander. Süßes gibt es auch, zum Beispiel warmen Kokosnuss-Kuchen mit Guaven-Sirup oder einen Mehrkorn-Bananen-Pancake. Für alle, die zwischendurch mal etwas un-französisches möchten.
Echo
95, rue d’Aboukir, 75002 Paris,