Foto: Jellyfish Aufmacher Jellyfish
Hamburg

Hamburg hat nicht nur die Elbphilharmonie, die Reeperbahn und den Hafen, sondern auch eine Vielzahl hochinteressanter Restaurants, für die es sich als Berliner durchaus lohnt, ein Wochenende dort zu verbringen. Martina Marx hat einige davon getestet

Foto: Golden Golden

Authentische chinesische Küche

Ein wahrer Geheimtipp verbirgt sich hinter dem unscheinbaren Restaurant Golden, seit 24 Jahren geführt von dem Ehepaar Wong. Von außen wirkt es alles andere als einladend. Wenn man die Räumlichkeiten betritt, meint man, man wäre in ein typisches chinesisches Restaurant der 70er Jahre gelangt, mit Kitsch an den Wänden, recht rümpelig, eigentlich wenig verführerisch. Auffallend ist jedoch der hohen Anteil an chinesischen Gästen. Und das hat seinen Grund. Hier wird tatsächlich original chinesisch gekocht. Die Qual der Wahl bei der recht großen Auswahl der Gerichte fällt schwer. Letztendlich entschieden wir uns für drei Gerichte: einen Sezuan-Fleischtopf mit Chili, Lorbeer und Malapfeffer, welcher die gebührende Schärfe hatte, Heilbutt mit schwarzer-Bohnen-Sauce, sehr saftig gedünstet, und ein Drei-Tassen-Huhn, wobei die Sauce zu gleichen Anteilen aus Sojasauce, Sesamöl und Reiswein besteht; dieses Gericht ist klassische Hausmannskost. Alle Speisen waren ungewöhnlich und äußerst schmackhaft. Fans der authentischen chinesischen Küche sollten das Golden unbedingt aufsuchen.

Golden
Wartenau 4, 22089 Hamburg, Tel. 040 254 32 94, www.china-restaurant-golden.de, Hauptgerichte ca. 9 bis 14 €


Foto: Jellyfish Jellyfish

Unprätentiöse Sterneküche

Eimsbüttel ist ein bürgerlicher Bezirk, der langsam trendiger wird, ohne dabei ins Hipstertum zu verfallen. So ist es nur logisch, dass sich dort das Jellyfish angesiedelt hat, ein schlicht eingerichtetes, lockeres Fine-dining-Sternerestaurant. Von der Einrichtung würde man keinesfalls auf die elaborierte Küche von Laurin Lux schließen. Doch diese beeindruckt. Fünf bis sieben Gänge erwarten den Gast. Eine weitere Wahl hat er keine, es gibt nur ein Menü. Das ist kostengünstiger und nicht schlimm, da alle Speisen ansprechend sind. Als ersten Gang gab es eine dekonstruierte Borschtsch, dann butterweichen Pulpo mit Birne und einer sehr intensiven Creme aus Makrelen, gefolgt von Steinbutt mit schwarzem, also fermentiertem Knoblauch, welcher leicht nach Lakritze schmeckte und eingelegter Zitrone, schließlich zarte Hochrippe mit Pilzjus und als Dessert Zitrusfrüchte mit Quark, sehr frisch. Die Küche folgt unaufgeregt ein wenig dem Trend der Nordic Cuisine mit vielen regionalen Produkten und Gemüse aus dem eigenen Gewächshaus, ohne missionarisch zu wirken. Kein Gericht überforderte den Gaumen, trotzdem gab es immer wieder neue Impulse.

Jellyfish
Weidenallee 12, 20357 Hamburg, Tel. 040 410 54 14, www.jellyfish-restaurant.de,
Fünf-Gänge-Menü 98 €, Sieben-Gänge-Menü 134 €


Foto: Izakaya Izakaya

Kleine japanische Häppchen

Im Izakaya, einer Kette aus Amsterdam, im Boutiquehotel Sir Nikolai, kann man sehr angenehm seinen Sonntag verbringen. Auch an einem verregneten Sonntagmittag kann man dort sehr gemütlich auf Sofas sitzen und vorzügliche Kleinigkeiten verspeisen. Nachmittags gibt es dort einen speziellen japanisch-britischen Afternoon Tea, mit vielen kleinen Häppchen. Der Kamin knistert dazu und man fühlt sich wie in einem englischen Landhaus. Das ist Samstagabend sicher anders. Serviert wird Nikkei-Küche, japanische Küche mit südamerikanischem Einfluss, sehr trendig. Es entspricht einer kulinarischen Tradition, da Einwanderer aus Japan nach Südamerika diese Art von Küche prägten. Sharing is caring, denn so kann man eine unendliche Vielfalt kleiner ungewöhnlicher Gerichte probieren: Thunfischtatar in einem Iglu, Sashimi von der Gelbflossenflunder mit Chili, Koriander und Yuzu Sojasauce, Königskrabbenbällchen, Garnelen Tempura mit Currysauce, Aal und Entenleber mit grünem Apfelbalsamico … Die Liste könnte endlos weiter geführt werden. Alles exquisit! Izakayu bedeutet übrigens Kneipe, aber die Bezeichnung trifft auf diesen High-End-Japaner eher nicht zu.

Izakaya
Katharinenstraße 29, 20457 Hamburg, Tel. 040 29 99 66 69, www.izakaya-restaurant.com/hamburg, Sieben-Gänge-Tasting-Menü 85 €


Fotos: Rye & Dry Bar Rye & Dry Bar
Rye & Dry Bar 1

Barchef im Altbau

In einem ruhigen Wohngebiet in Eimsbüttel, aber unweit der Schanze, findet sich seit neuestem eine trendige Bar in einer großbürgerlichen Altbauwohnung mit hohen Wänden und großen Fenstern. Kein Klingelknopf hält die trinkfreudigen Gäste ab. Das Interieur ist durchaus stylisch, ohne übertrieben edel zu wirken. Gemütliche Sessel und Sofas aus Leder laden zu munterem Plaudern ein und vermitteln eine gediegene Wohnzimmer-atmosphäre. Auch die Barhocker sind sehr bequem. Von hier aus kann man den Barchef Ted Marcuse bei seiner Arbeit beobachten. Marcuse, mit internationaler Erfahrung, hat sich jetzt den Traum von einer eigenen Bar erfüllt. Gerne berät er die Gäste. Die Cocktailkarte ist also nur eine Inspiration. Wir wählten einen tatsächlich perfekten Sidecar und den in Hamburg obligatorischen Basil Smash, hier mit Tequila und nicht mit Gin gemixt, welcher hervorragend ausbalanciert war.

Rye & Dry Bar
Bismarckstraße 10, 20259 Hamburg, Tel. 0176 62 27 58 05, www.ryeanddry.de, Cocktails ca. 10 €