Fotos: Paula Birnbaum Aufmacher Sylt
Sylt

Unsere Autorin Paula Birnbaum fährt jedes Jahr ein paar Tage nach Sylt und erntet irritierte Blicke, wenn sie von ihrer Reiseplanung in den hohen Norden erzählt. Sie wundert’s nicht: Sylt eilt der Ruf der Schickimicki-Insel voraus. Hier fahren die alten deutschen Familien-Dynastien in ihre Kampener-Sommer­residenzen und natürlich lassen auch die neureichen Poser nicht auf sich warten. Berühmt sind die Läden, in denen die Euro-Scheine schon beim Blick auf die Karte geradezu aus dem Portemonnaie fliegen: die Sansi-Bar, das Go-Gärtchen oder auch das Pony. In diesem Sylt-Assoziations-Rausch wird aber das unglaubliche Panorama, die herrliche Luft und auch die geschmackvolle und bezahlbare Gastronomie von Sylt häufig vergessen

Society-Snack am Strand

Bei schönem Wetter geht’s natürlich an den breiten Sandstrand. Hier könnte das Wort Sommerfrische geradezu erfunden worden sein. Wer zwischen Wellenbaden und Strand­spaziergang noch ein wenig Sylt-Klischees schnuppern möchte, ist für einen Mittagssnack in der Buhne 16 genau richtig.

Buhne 16

Direkt am Meer, zwischen List und Kampen, kann der Gast Ofenkartoffel mit Quark (wer will nimmt dazu Lachs, Matjes oder Cocktailgarnelen), Flammkuchen oder auch den hauseigenen Buhne 16-Burger vom Sylter Weiderind mit hausgemachter Sauce und Trüffel-Pommes als kleinen Imbiss snacken. Zusätzlich verführt die Buhne mit einer eigenen Weinmarke, die mit einem Repertoire von Riesling, Rotwein, Rosé, Weißwein und natürlich – wir sind auf Sylt – Champagner keine Wünsche offen lässt. Aber auch ein einfaches Köpi, Fritz Kola, Lemonaid oder schnöder Kaffee finden sich auf der Karte neben der 1,5-Liter-Flasche Ruinart. Hier ist tatsächlich von Essen bis hin zu den Getränken für jeden Geldbeutel was dabei. KleinerTipp: Abends wird es in dem schönen Strandlokal wesentlich leerer und die untergehende Sonne taucht den Himmel und das Meer in ein Farbenspektakel.

Buhne 16
Listlandstraße 133 b, 25999 Kampen, Tel. 04651 49 96, www.buhne16.de, Mo-So 10-2 Uhr, Getränke ab 3 €, Speisen ab 2,50 €


Gosch am Kliff

Klassiker: Fischbrötchen bei Gosch

Die Regel ist: Ohne ein Fischbrötchen bei Gosch ist man nicht auf Sylt gewesen! Natürlich bietet das große Restaurant in Wenningstedt – das nach Besitzer und Sylter Jürgen Gosch benannt ist – auch weitere frische Fisch-Spezialitäten. Der Laden ist aber überfüllt, teuer und riesig. Als Gast fühlt man sich ein wenig wie samstags in der Kantine von Ikea. Nur eben mit Fisch und Wein statt Hotdogs und Pepsi. Trotzdem: Nicht davon abschrecken lassen, sondern ein frisches Fischbrötchen an der Theke zum Mitnehmen kaufen, an der anderen Theke ein Glas Wein bestellen und sich damit ausgerüstet nach draußen auf die breite Promenade verziehen, eine Bank suchen und von dem Dünenvorsprung auf den Strand und das Meer schauen.

Gosch am Kliff
Dünenstraße 17 a, 25996 Wenningstedt-Braderup, Tel. 04651 995 94 90, www.gosch.de, Mo-So 11-1 Uhr


Café Kupferkanne

Kuchen für die Seele

Wem die Bilderbuch-Landschaft nicht ausreicht und wer vom wilden Meer genug hat, dem ist ein Spaziergang am Wattenmeer nahe des Café Kupferkanne zu empfehlen. Im Anschluss geht es in den Kaffee-Garten der Kupferkanne. Hier isst der Gast hausgemachten Kuchen und trinkt Kaffee der eigenen Rösterei umgeben von den inseltypischen Kiefern mit Blick aufs Watt! Gleich beim Eingang des ehemaligen Flakbunkers – in dem Ende des Zweiten Weltkrieges Flüchtlinge unterkamen – läuft der Gast durch den großen Garten des Lokals und kommt auf der Suche nach einem passenden Teakholz-Tisch an der Kaffee- und Kuchenstation vorbei. Hier gleich einen Blick auf die großen süßen Stücke werfen, die aussehen wie von Oma gebacken, und schon mal überlegen, welches einem am meisten zusagt! Denn einfach fällt die Entscheidung nicht bei diesen herrlichen Teilen und die Kellner sind meistens im Stress, so dass eine schnelle Bestellung erwünscht wird.

Nach dem Motto „Wenn schon, denn schon“ raten wir zu einer Portion der selbst geschlagenen Sahne. Das Stück Kuchen ist so groß, dass die Gäste es auch zu zweit essen könnten, aber auch so lecker, dass das wahrscheinlich selten vorkommt. Dazu eine Schale Milchkaffee oder ein Kännchen dampfenden Tee und die Seele fliegt über die himmlische Umgebung.

Café Kupferkanne
Stapelhooger Wai 7, 25999 Kampen, Tel. 04651 410 10, www.kupferkanne-sylt.de, Mo-So 10-18 Uhr, Kaffee ab 3,90 €, Kuchen ab 3,90 €


Klappholttal

Das andere Sylt

Das Klappholttal ist das Gegenteil von dem, was sich die Menschen vorstellen, wenn sie an Sylt denken. Klappholttal ist nicht wirklich ein Hotel. Es sind kleine mausgraue Hütten mitten in den Dünen zwischen List und Kampen. Drinnen: Tisch, Bett, Schrank und Wasch­becken. Die Duschen und die Toiletten sind außerhalb. Ein großes Gemeinschaftshaus, in dem es morgens ein Frühstücks-Buffet an Gemeinschaftstischen gibt, also Brötchen, Aufschnitt, Marmelade und Müsli, Eier nur sonntags. Mittags werden die Gäste mit deutscher Hausmannskost verpflegt. Zum Beispiel Heringe mit Kartoffeln, Königsberger Klopse oder am Sonntag Schweinebraten. Zu keiner Zeit gibt es Wein oder Bier zum Essen! Stattdessen Tee, Saft und Wasser. Die „Akademie am Meer“ ist ein sehr spezi­eller Ort, ohne jegli­chen Luxus oder Schnickschnack.

Eine große Holztreppe führt direkt aus dem kleinen Tal in den Dünen an den breiten Strand von List. Ein Kulturprogramm steht für die Gäste – die sogenannten „Klappholttaler“ – als Abendprogramm zur Auswahl.

Klappholttal
25992 List, Tel. 04651 955-0, www.akademie-am-meer.de, Pro Nacht (Vollpension) 92 €