Donnerstag ist Ruhetag
Die Fischerklause am Lütjensee hat ein Makeover erfahren. Die Gastgeber Claudia und Gerhard Retter haben das Haus am See ins Hier und Jetzt verfrachtet
„Mit ein bisschen Teppich reinigen war es nach 30 Jahren nicht getan. Wir haben komplett und grundlegend renoviert.“ Klare Aussage von Gerhard Retter, in Berlin als Weinkenner und Chef der Cordobar, bundesweit als Jurymitglied der Kochsendung „Grill den Henssler“ bekannt. Der gebürtige Österreicher hat in das Familienunternehmen eingeheiratet, wie man so schön sagt. Seine Frau Claudia hat er in Berlin kennengelernt. Wahrscheinlich im Adlon? Jedenfalls hat der eloquente Mann heute eine gute Balance zwischen idyllischer Seenlandschaft und nervösem Großstadtreiben gefunden.
Das Idyll hat seit einiger Zeit nicht mehr den Ansprüchen entsprochen. „Wir haben Unzufriedenheit produziert“, damit meint der gebürtige Steirer die Widersprüchlichkeit von sehr guter Gasthausküche und sehr einfachen Übernachtungsmöglichkeiten. Es passte irgendwie nicht mehr zusammen. Jetzt ist es geschafft. „Jetzt ist es ein ganz anderes Hotel“, so Retter.
Alles sei wie aus einem Guss. Kein Chichi, Geradlinigkeit ist angesagt, und die neuen Parkettböden komplettieren das nordisch anmutende Design. Unterstützt hat die Retters bei der Innenausstattung Freundin und Bühnenbildnerin Ute Rohrbeck. In Berlin ist sie als Macherin von Kunst & Käse, einer Käsemanufaktur bekannt.
Auch das Restaurant hat eine Schönheitskur erhalten – die Speisekarte hatte das jedoch nicht notwendig. Aal und Hecht sind immer noch die Spezialität des Hauses. Beide Fische kommen aus dem Lütjensee. Für den geräucherten Aal reisen auch schon mal Kollegen wie Kevin Fehling an. Der gehört seit Urgroßvaterszeiten zum Familienbesitz und der Fischbestand wird beständig kultiviert von Schwager und dem „Hausmeister Jürgen“. Aber auch das Schnitzel gehört zu den Favoriten.
Die Retters pflegen einen familiären Umgang mit ihren Mitarbeitern, die zum Teil schon jahrelang dabei sind. Frischer Wind und Unterstützung wird zum Thema Weinkennerschaft gesucht. Denn bei 800 Weinposten ist es für manche Gäste angenehm, wenn ihnen jemand bei der Auswahl hilft. Und die Retters müssen sich auch noch um andere Dinge kümmern.
Wie zum Beispiel Claudia Retter. Sie produziert ein hervorragendes Eis. Das wird im Bootshaus angeboten. Das dient für Ausflügler, Radler und Spaziergängern bei gutem Wetter als willkommener Rastplatz. Ein Fischbrötchen oder Kaffee und Kuchen gehen immer. Auch das Bootshaus hat Jahrzehnte auf dem Buckel.
Der Donnerstag als Ruhetag hat Tradition. Und er hat sich als geradezu ideal entwickelt, denn dann ist am Wochenende auch wirklich alles frisch. (emh)
Fischerklause am Lütjensee
Am See 1, 22952 Lütjensee, Schleswig Holstein,