Fotos: Selina Schrader Aufmacher Ariel Schiff
Ariel Schiff

„Es muss doch auf der Welt auch noch irgendwelche Verrückten geben“

Die Amano Group feiert dieses Jahr zehnjähriges Jubiläum. Grund genug sich mit Geschäftsführer Ariel Schiff zu treffen, um über die Entwicklung der Hotelbranche in Berlin zu sprechen. Dabei ging es nicht nur um sein erfolgreiches Unternehmen, sondern auch um Berlins Stadtpolitik und deren Schwächen

Interview: Eva-Maria Hilker • Fotos: Selina Schrader

Wir haben uns vor fünf Jahren das letzte Mal getroffen, oben auf dem Dach vom Grand Central. Und schon damals war klar: Die erkennbare Linie bei den Hotels ist keine Linie.
Ariel Schiff: (lacht) Stimmt! Das, was ich damals gesagt habe, ist heute immer noch gültig. Wir versuchen, den Gästen ein Gespür zu vermitteln, dass sie in einem Amanohaus sind. Aber dadurch, dass wir immer andere Innenarchitekten nehmen, ist es doch immer anders.

Ihr habt keinen Architekten für die gesamte Hotelkette, der alles durchstylt?
Nein. Manchmal machen wir zwei Häuser mit dem gleichen Innen­architekten. Zum Beispiel beim Amo und dem Amano Eastside.

Von wieviel Häusern insgesamt reden wir heute?
Es gibt sechs bestehende Hotels in Berlin, mit Düsseldorf sind es sieben, mit Neumünster acht. Dann eröffnen wir am Stralauer Platz Mitte nächsten Jahres das Amano Eastside, Ende 2020 das am Hauptbahnhof, das Mio in München haben wir gerade aufgemacht, damit sind wir bei elf. Und wir fangen nächstes Jahr in Leipzig zu bauen an, und in London.

London? Ihr seid ja optimistisch. Oder sind die Pläne entstanden, als vom Brexit noch keine Rede war?
Nein, Brexit war schon ein Thema. Aber der Brexit kann unter Umständen für den Tourismus in London auch positiv sein. Sollte das Pfund fallen, sollte es der Wirtschaft theoretisch nicht mehr ganz so gut gehen, wird London billiger.

Was ist positiv an einer Krise?
In Deutschland hatten wir vor zwölf, dreizehn Jahren eine Krise. Viele Firmen, die ausschließlich in Vier-Sterne-Häusern gebucht hatten, haben auf Drei-Sterne-Häuser gesetzt. Das Buchungsverhalten bei uns ist nicht weniger geworden. Die darunter gelitten haben, waren die Fünf- und Vier-Sterne-Häuser. Und genauso könnte es in London passieren, dass es der Wirtschaft dort allgemein schlechter geht, aber dadurch auch das Pfund entwertet und dadurch London billiger und für Touristen attraktiver wird.

Nach zehn Jahren gibt es also 13 Hotels, die schon bestehen, im Bau oder in Planung sind.
Ja, aber so in Planung, dass es auch sicher ist. Uns gehören die Grundstücke und die Projekte werden realisiert.

Also ist bei euch der Dauerzustand: Eine große Zahl an existierenden, zwei bis drei im Bau und zwei bis drei in Planung befindende Hotels.
Und zwei bis drei, die ich immer noch verhandle.

Und wie lange soll das noch so weitergehen? Noch mal zehn Jahre?
Ich hoffe. (lacht) Ich hoffe, dass wir uns zumindest alle fünf Jahre treffen, uns ein bisschen was erzählen und ich hoffe, dass ich alle fünf Jahre gleich guter Laune bin, wie ich es zur Zeit bin.

Wie viele seid ihr im Moment, die die Geschäfte führen?
Zu zweit. Der Phillip Rokeach und ich.

Sind Hotels eine Gelddruckmaschine? Mit jedem Gast muss ja eine Menge Geld hereinkommen?
Ach. (stöhnt) Ich würde ja lügen, wenn ich sagen würde, wir wären unzufrieden. Niemand würde neue Hotels bauen, wenn er unzufrieden wäre. Wir sind zufrieden, eine Gelddruckmaschine ist es leider nicht, es ist ein sehr hartes Geschäft. Wir sind erfolgreich, weil unser Produkt etwas besonderes ist, aber wir kämpfen auch weiterhin um jeden Gast. Das versuche ich meinen Mitarbeitern auch als Philosophie mitzugeben. Egal wie erfolgreich wir sind, wir müssen versuchen, jeden Gast glücklich zu machen.

Wir hatten damals auch darüber gesprochen, dass es zu viele Hotels in Berlin gibt. Bist du immer noch dieser Meinung?
Ich habe die Dynamik etwas unterschätzt. Wir haben weiterhin eine Wachstumsbranche. Wenn ich ganz ehrlich bin, befürchte ich, dass der Berliner Senat es schafft, aus einer Wachstumsbranche die Dynamik herauszunehmen. Jegliche Aktivität, die der Senat auf wirtschaftlicher Ebene zur Zeit in Berlin macht, ist eher absolut kontraproduktiv.

Du spielst auf den Mietendeckel an, dass Mieten auf einer bestimmten Höhe eingefroren werden sollen?
Ja, das hört sich ganz witzig an, führt aber in Berlin dazu, dass kein Mensch mehr im Immobilienbereich investieren wird und keiner mehr in seine Häuser investieren wird bei den Mieten. Die ganze Baubranche merkt heute schon, dass die Aufträge zurückgehen, gerade die kleineren Betriebe. Und was unverständlich ist: Dass die Linke ein Gesetz für Wohlhabende macht. Wenn die Mieten auf acht Euro zurückgehen, dann muss man sich doch mal fragen, wer zahlt hohe Mieten? Die Leute, die im Grunewald Wohnungen gemietet haben, im Prenzlauer Berg; alles Leute, die sich die Mieten erlauben können. Und die kommen jetzt in den Genuss, bei Mieten, wo sie sonst 15 Euro bezahlt haben, plötzlich nur noch acht Euro zu zahlen. Und Leute, die eher sozial schwach sind, die zahlen keine 15 Euro Miete. Das heißt, Leute, die sich das erlauben könnten, würden nach dieser Gesetzesvorlage in den Genuss von billigen Mieten kommen.


„Meine Erfahrung ist, so wie ich zum Amt gehe und ein neues Projekt vorstelle, komme ich mir in den Berliner Bauämtern vor, als ob ich ein Verbrecher bin.“

Macht sich diese kontraproduktive Senatspolitik in der Hotelbranche bemerkbar?
Meine Erfahrung ist, so wie ich zum Amt gehe und ein neues Projekt vorstelle, komme ich mir in den Berliner Bauämtern vor, als ob ich ein Verbrecher bin. Als ob ich dieser Stadt etwas Schlimmes antue. Die Grundeinstellung des Amtes ist erst einmal negativ, es wird alles skeptisch betrachtet. Die ganze Herangehensweise der Behörden gibt dir das Grundgefühl: das wollen wir nicht, das ist nicht erwünscht.

Ist das in London sehr viel anders?
Wenn ich dort vorsichtig anfrage, ob es möglich ist, unser Hotel-Gebäude aufzustocken, dann sagen die: Mit der Aufstockung haben wir kein Problem, aber was uns viel wichtiger ist, stocken sie noch etwas mehr auf, die Stadt braucht Dachterrassen. So eine Antwort ist hier nicht einmal ansatzweise denkbar. In London werden wir ermutigt, ein Projekt zu machen. Die Stadt will das mit uns machen und freut sich richtig darüber.

Im Sinne einer lebenswerten Stadt möchte ich nicht in London leben, ich möchte auch nicht die Mietpreise zahlen, die da gezahlt werden müssen. Sicherlich ist in Berlin lange Zeit viel versäumt worden. Aber wir sind uns doch einig, dass in der Immobilienbranche keine Samariter sind.
Das verstehe ich ja. In keiner Branche sind Samariter. Wenn ein Friseur anstatt 20 Euro 40 Euro bekommen könnte, dann würde er auch 40 Euro nehmen. Jeder, der für seine Dienstleistung mehr Geld bekommen kann, würde das machen. Niemand, der selbstständig ist, ist ein Samariter – in der Regel.
Ich finde die Mieten in London auch zu hoch, und auch um die Dynamik der Stadt voranzutreiben, brauchen wir bezahlbare Mieten, sonst kommt auch keiner nach Berlin. Ich finde bloß, dass die Instrumente die falschen sind. Auch wenn der Senat Vorkaufsrechte aufruft: Wenn jemand ein Haus kauft, dann schafft er dadurch keinen Wohnraum, keine zusätzliche Wohnung. Und das Wichtigste ist, zusätzliche Wohnungen zu schaffen. Gerade auch für Leute, die sich das nicht so leisten können. Damit sie nicht ins Umland gedrängt werden, musst du Instrumente schaffen, wo sozialer Wohnungsbau gefördert wird oder wo Dachgeschosse gegebenenfalls gefördert werden, wenn dadurch Wohnungen entstehen. Der Senat ist nicht in der Lage, zum Beispiel diesen Bereich der Ferienwohnungen einzudämmen.

Du meinst z.B. die Angebote von airbnb?
Ja, da gibt es zwar Gesetze, aber anscheinend gibt es gar kein Personal, um die umzusetzen. Ich bin völlig deiner Meinung. Gerade für die Dynamik der Stadt brauchen wir bezahlbaren Wohnraum.

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Anderes Beispiel. Am Potsdamer Platz ist die Hälfte der Wohnungen tatsächlich bewohnt. Der Rest sind Zweit- oder Drittwohnungen, die nur ab und zu genutzt werden.
Ich glaube wir sind uns ja beide einig, dass es genug Instrumentarien in der Stadt gäbe, um mehr Wohnraum zu schaffen, ich bin bloß der Meinung, dass die Herangehensweise, die zurzeit praktiziert wird, nicht die richtige ist. Du musst auch, ob du es willst oder nicht, Investoren dazu bewegen in einer Stadt zu investieren. Der Staat kann das nicht alles alleine regulieren und auffangen. Und wenn du eine unternehmer- und investorenfeinliche Politik betreibst, wirst du irgendwann merken, dass gar nichts mehr passiert. Wir reden von extremer Wohnungsnot in der Stadt und dann weigert sich die Politik, die Ränder des Tempelhofer Feldes zu bebauen, wo wir wahrscheinlich von fünf Prozent oder weniger der Fläche reden? Das ist nur ein Beispiel. Sicherlich muss man Investoren regulieren. Aber so, dass der Investor Spaß hat und auch für die Stadt etwas Sinnvolles herausspringt. Das darf kein Gegeneinander sein, da muss man etwas Gemeinschaftliches machen. Das passiert hier nicht.

Ist es denn wirklich so anders als im Rest der Bundesrepublik? In München oder Düsseldorf?
Klar gibt es auch in München Vorschriften und ich muss den Brandschutz genauso einhalten wie hier, aber alleine wenn du auf eine Behörde gehst, ist der Approach, den du in anderen deutschen Städten bekommst, ein ganz anderer – auch in Leipzig. Die freuen sich, dass auf der Brachfläche direkt gegenüber vom Hauptbahnhof – wir bauen dort ja ein sehr großes Hotel – endlich etwas passiert. Und es ist nicht so, dass die sagen, macht was ihr wollt, Hauptsache es wird gebaut, die haben auch ihre Vorstellungen. Aber sie versuchen schon gemeinschaftlich etwas zu erarbeiten, was der Stadt entgegenkommt und womit der Investor Leben kann.

Wie könnte sich das ändern? Gibt es für dich in Berlin eine Partei, die man wählen müsste, damit sich etwas ändert?
Es ist jetzt nicht so, dass ich sage, wenn wir andere Parteien oder einen anderen Bürgermeister hätten, dann würde sich alles schlagartig ändern und besser werden. Die Probleme in Berlin sind nicht ganz neu und haben ihren Ursprung in einer Zeit, wo wir ganz andere Regierungen hatten. Klar muss man auch sagen, dass ein rot-rot-grüner Senat per se nicht ganz unternehmerfreundlich eingestellt ist. Politiker werden mit einem bestimmtem Wählerauftrag gewählt und der ist im Moment in Berlin nicht der, eine unternehmerfreundliche Politik zu betreiben.

Gab es bei den Häusern hier in Berlin beim Bau oder der Sanierung unterschiedliche Problematiken?
Ja, leider ja. Die Friedrichstraße war mit Abstand das schwierigste Projekt. Das war der einzige Altbau, den wir hatten. Wir sind ja in die Erde gegangen, wir haben ja dort das erste unterirdische Hotel Europas ...

... die Lobby, die Rezeption ist unten ...
... Lobby, Bar und Frühstücksraum ist unten im Keller. Das war ambitioniert und baulich eine Herausforderung.

Das musste aus Denkmalschutzgründen passieren?
Es gab zwei Gründe, warum wir das gemacht haben. Einmal versuche ich ja immer besondere Hotels zu bauen, ein besonderes Restaurant, eine besondere Bar oder Dachterrasse. Ich hatte die Pläne für die Friedrichstraße vorliegen. Alle Pläne mit dem Frühstücksraum und der Bar waren uncharmant und fühlten sich aufgrund der Größe nicht gut an. Es war kein Amano.

Das war ohne „Joseph“ und ohne „Stadtsalat“.
Nein, nein. Wo jetzt „Joseph“ oder der „Stadtsalat“ drin ist, wäre die Rezeption gewesen und nach hinten hin ein Frühstücksraum und gegebenenfalls eine Bar. Aber vom Grundriss her hat sich das nicht gut angefühlt. Dann hatte ich die Idee, den Hof zu nutzen und darüber ein Glasdach zu installieren. Damit hast du eine überglaste Rezeption mit Frühstücksraum und Bar, alles transparent, mit Heizung und allem drum und dran. Das hat die Stadt nicht genehmigt.


„Ich glaube, weil wir schon so viele ,nein‘ zu den unterschiedlichsten Ideen vom Bauamt bekommen hatten, haben sie zu dieser verrückten Idee ,ja‘ gesagt.“

Mit welcher Begründung?
Weil Höfe nicht überbaut werden dürfen. Und ein Glasdach ist eine Überbauung. Dann erinnerte ich mich an einen Apple-Store in New York direkt am Central Park. Da ist einfach so ein Glaskubus, da gehst du rein und läufst die Treppe runter oder fährst mit dem Fahrstuhl, und unten ist der Apple-Store. Das heißt, du hast oben nur eine dezente Anregung. Das fand ich beeindruckend und charmant. Damals dachte ich, mehr als nein kann das Bauamt ja nicht sagen. Ich glaube, weil wir schon so viele „nein“ zu den unterschiedlichsten Ideen von denen bekommen hatten, haben sie zu dieser verrückten Idee „ja“ gesagt. Grundvoraussetzung war, dass der Hof keinen Zentimeter höher gebaut wird als er ursprünglich war, es mussten genau die gleichen Höhenmaße, die gleiche Pflasterung eingehalten werden, das heißt, wenn der Glaskubus nicht wäre, würde es genauso aussehen wie früher.

Eine bauliche Maßnahme ist tatsächlich nicht erkennbar. Darf ich fragen, warum du dieses Projekt überhaupt gemacht hast? Wusstest du vorher, dass es so kompliziert wird?
Es muss doch auf der Welt auch noch irgendwelche Verrückten geben. Ich sage ganz offen: Ja, das ist verrückt, ja, das hat viel Geld gekostet, ja, das hat viel Zeit gekostet. Die Baumaßnahme hat auch dazu geführt, dass ich jetzt ein unglaublich top-liegendes Hotel habe und auch einen Grundriss habe, mit dem ich glücklich bin, mit dem ich arbeiten und leben kann. Ich plane Hotels, die ich zehn, zwanzig, dreißig Jahre betreiben will. Es macht für mich Sinn, einen hohen Aufwand in Kauf zu nehmen.

Wir haben die Berliner Bürokratie stark kritisiert. Nichtsdestotrotz hattest du die Möglichkeit individuelle und exklusive Häuser entstehen zu lassen. Was hat dich an Berlin gereizt, dass du diesen Wahnsinn auf dich genommen hast?
Nachdem ich vorhin über die Politik geschimpft habe, muss ich sagen, ich fühle mich in dieser Stadt extrem wohl. Ich mag auf der einen Seite die Lässigkeit der Stadt, in den letzten Jahren die Dynamik, die hier zugenommen hat und ich merke, ich bin Berliner. Ich bin zwar hier geboren, bin aber in Spanien groß geworden und mit 16 Jahren zurückgekommen. Seitdem lebe ich in der Stadt.

Hast du schon in dieser Zeit gewusst, dass du Hotelier wirst?
Nein, nach dem Abitur hab ich eine Hotelausbildung gemacht, aber nach der Ausbildung aufgehört, im Hotel zu arbeiten und habe dann BWL studiert. Wenn ich ehrlich bin, habe ich nicht einen einzigen Tag in meinem Leben als Angestellter im Hotel gearbeitet.


„Wenn ich ganz ehrlich bin, vom reinen Hotelgeschäft habe ich keine Ahnung. Ich weiß aber, wie ein Hotel sich anfühlen muss, was ein Hotel sexy macht und wie ein Hotel gestaltet sein sollte.“

Du hast also dein Wissen übers Studium aufgebaut und erweitert.
Nicht übers Studium. Ich bin in die Immobilienbranche gegangen, dann sind wir durch Zufall wieder in die Hotelbranche gekommen. Uns sind zwei Mieter Konkurs gegangen, da haben wir die Häuser übernommen. Das war die traurige Wahrheit. Wir haben die Häuser dann selber betrieben und gemerkt, wir können das. Vor dreizehn, vierzehn Jahren ging in dieser Stadt gar nichts. Keiner hat Bürohäuser gebraucht, Eigentumswohnungen hat zu dieser Zeit keiner gewollt, und Mietwohnungen, da waren die Mieten so niedrig, dass, wenn man neu gebaut hätte, sich das nicht gelohnt hätte. Deshalb lag die Fläche in der Auguststraße brach. Und wir hatten die Idee, nachdem wir zwei Hotels schon länger betrieben haben, es einfach noch mal zu probieren. Alles was ich über Hotels weiß oder nicht, habe ich durch die Erfahrung erworben, die ich hier im Hotel Amano gemacht habe. Wenn ich ganz ehrlich bin, vom reinen Hotelgeschäft habe ich keine Ahnung. Ich weiß aber, wie ein Hotel sich anfühlen muss, was ein Hotel sexy macht und wie ein Hotel gestaltet sein sollte.

Du hast jedes Haus individuell gestaltet. Aber was in allen Häusern zu finden ist, ist eine super Bar und manchmal ein Restaurant. Das Mani ist euer ...
... erstes Hotel mit Restaurant gewesen.

Israelische Küche ist dein Favorit. Fährst du immer noch viel nach Jerusalem und Tel Aviv?
Vor fünf Jahren hab ich dir schon von der israelischen Küche vorgeschwärmt. Da hat noch keiner groß davon gesprochen. Und heute vergeht kaum eine Woche, wo kein israelisches Restaurant aufmacht. Ich habe die Entwicklung schon damals interessiert in Israel verfolgt. Neue israelische Küche ist da auch erst so vor zehn, zwölf Jahren entstanden. Israelische Restaurants mit kreativer Küche haben sich unglaublich weiterentwickelt, Jahr für Jahr.

Welche Beziehung hast du zu Israel? Hast du dort Freunde oder liebst du das Land?
Ich habe dort Familie und habe selbst mal drei Monate da gelebt. Und ich habe dort viele Freunde. So viele, dass ich dieses Jahr dort vier Mal zu einer Hochzeit eingeladen bin.

Hast du Familie hier?
Meine Frau hatte zwei Kinder und wir haben jetzt noch zwei Kinder. Alle vier wohnen bei uns. Das kleinste ist zwei Jahre. Aber du siehst, vier Kinder, viele Hotelprojekte und ich sitze trotzdem ganz entspannt hier.

Du bist ein Glückskind. Es sind schon viele bei solch einer Belastung gescheitert. Bist du nicht manchmal ängstlich, dass das Glück auch mal zu Ende gehen könnte?
Ja. Für mich ist nichts normal. Für mich ist es nicht normal, familiär so viel Glück zu haben. Dass es geschäftlich so gut läuft, ist für mich auch keine Normalität. Man muss daran arbeiten. Das ist das, was ich meinen Mitarbeitern versuche klarzumachen. Das ist kein Zufall, das ist harte Arbeit und wir dürfen nie arrogant werden und denken, wir sind die Amano-Gruppe und es fällt uns alles in den Schoß.

Stichwort harte Arbeit. Alle in deiner Branche heulen, dass es kein Personal gibt. Wie sieht es bei euch aus?
Genauso. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, alles super. Es ist die größte Herausforderung, wovor ich im Moment auch den meisten Respekt habe. Wie schaffe ich es, den Anspruch den ich habe, mit den Mitarbeitern, die wir zur Zeit zur Verfügung haben, zu erfüllen? Wir versuchen das zum Beispiel durch Schulungen zu erreichen. Weiterhin habe ich jetzt Mitarbeiterwohnungen geschaffen, damit Leute, die nach Berlin kommen, es leichter haben einen Job anzunehmen, ohne erstmal lange eine Wohnung suchen zu müssen. Und ich habe jetzt beispielsweise eine Schlüsselposition mit jemandem aus Spanien besetzt, den habe ich in Spanien kennengelernt und jetzt nach Berlin geholt.

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Also, wenn es National nicht so läuft, setzt du auch auf Internationalität.
Ja. Wo wir gerade ganz gutes Personal finden ist für die Bars. Weil wir da auch eine internationale Reputation haben. Das heißt, in einer Amano-Bar zu arbeiten ist auch gut für die Vita. Und – unter uns – was höchstwahrscheinlichlich noch viel wichtiger ist: es gibt doppeltes Trinkgeld. (lacht)

Viele sind auch von alten hierarchischen Strukturen abgerückt und haben gelernt, mit dem Personal anders umzugehen.
Das war bei mir nie ein Problem. Diese Hierarchien gab es bei mir in der Form nie. Meine Mitarbeiter haben Freiheiten, die sie in ganz wenigen anderen Hotels hätten. Ich habe ein großes Sommerfest für die Mitarbeiter gemacht, es gibt große Weihnachtsfeiern, sie können in den Restaurants essen gehen, um die Restaurants kennenzulernen, sie gehen in die Bars, um die Bars kennenzulernen. Ich fahre mit meinen Köchen und Service-Mitarbeitern einmal im Jahr nach Israel, damit sie auch mal die Sonne sehen (lacht). Nein, Quatsch, damit sie auch verstehen, was israelische Küche ist. Ich mache mit ihnen kulinarische Touren, mit Leuten, die mit uns über die Märkte gehen und uns alles erklären, die uns mit in fremde Küchen nehmen, wo wir uns alles ansehen können und mit Mitarbeitern reden können, und klar, das läuft alles unter dem Motto „Motivationsschub“.

Du hast gesagt, das operative Hotelgeschäft ist nicht gerade deine Spezialität. Deshalb brauchst du dafür auch professionelle Leute.
Jedes Hotel hat einen eigenen Direktor. Ich habe zwei Assistentinnen, mit denen ich ganz lange zusammenarbeite, die eine ist mehr für den F&B-Bereich und die andere ist mehr für den Hotelbereich zuständig. Und ich sage ganz offen, ich verstehe schon was von Hotels, aber wenn ich mich an die Rezeption stellen würde, ich wüsste nicht, wie ich jemanden einchecken sollte. Ich weiß auch nicht was eine gute oder schlechte Hotel-Software ist, da kenne ich mich nicht aus und da vertraue ich dann meinen Mitarbeitern.

Von wie vielen Mitarbeitern reden wir denn?
350. Ohne Housekeeping, das ist outgesourct.

Das ist eine große Verantwortung.
Wir arbeiten sieben Tage die Woche, 24 Stunden. Eine Rezeption muss drei Mal am Tag besetzt werden. Dadurch, dass wir sehr F&B-lastig sind, sieht man auch nicht, was im Restaurant- und Barbereich alles hinter den Kulissen passiert. Wir haben Köche, die den ganzen Tag nur vorbereiten. Bei einem Bankett haben wir zum Beispiel nur zwei Köche, das aber vier Köche schon den ganzen Tag vorbereitet haben, das sieht man alles gar nicht.

www.amanogroup.de
Hotel Amano, Auguststraße 43, Mitte
Hotel Amo, Friedrichstraße 113, Mitte
Amano Grand Central, Heidestraße 62, Moabit
Amano Home, Torstraße 52, Mitte
Hotel Mani, Torstraße 136, Mitte
Hotel Zoe, Große Präsidentenstraße 6-7, Mitte