Fotos: Selina Schrader Aufmacher Ø27
Ø27

Döner mal anders

In Charlottenburg hat das Ø27 eröffnet. Ein Dönerladen, der mehr als das „Pide to go“ anbietet

Die Kantstraße ist bekannt für ihre vielen, durchweg guten, asiatischen Restaurants. Schön, dass es dort jetzt auch eine Alternative zu entdecken gibt. Im Ø27 werden Variationen des klassischen Döners serviert, sowohl mit als auch ohne Fleisch.

Über den Namen wurde im Vorfeld schon diskutiert, wie er wohl auszusprechen sei. Ø27: das ist kein dänisches o, wie erst vermutet, sondern das Zeichen für den Durchmesser der hier servierten Bowls. Die Bowls gibt es in verschiedenen Varianten, zum einen die „klassische“ Dönerbowl mit Fleisch, das deutlich feiner schmeckt als das, was man in anderen Fastfood-Läden serviert bekommt, außerdem Rotkohl, der mit Johannisbeeren mariniert wurde, Zwiebeln, die in fruchtigem Apfelessig eingelegt wurden und Gemüse. Der Salat ist so fein geschnitten, wie man es selten gesehen hat; echte Dönerfans wissen, dass das von Bedeutung ist. Je nach Variation wird das Kalbfleisch durch Huhn oder knusprige Polenta ersetzt, deren Würzung angenehm orientalische Noten von Zimt und Fenchelsamen aufweist, ohne aufdringlich zu sein.

Die Holy-Cauli-Bowl versucht dann auch gar nicht mehr ein Döner zu sein: gerösteter Blumenkohl mit Butter und Bröseln, eingelegter Fenchel, Rote-Bete-Tartar und Fetacreme auf Reis schmecken auch ohne Dönerbezug hervorragend. Dieser wird bei dem Döbimbap jedoch sofort wieder hergestellt. Frisch aus der libanesisch-asiatischen Fusionsküche kommt eine Bowl, die die Dönerzutaten um ein Spiegelei, gerösteten Sesam und scharfe, koreanische Sauce mit zarten Raucharomen erweitert – und erzeugt damit vielschichtigen Umami.

Neben den Schüsseln gibt es das Dönergedöns natürlich auch im Dürüm, hier aus Tortillas bestehend und in Pide; „to go“ geht also auch. Das Sitzenbleiben ist attraktiver, weil das Interieur eine Würdigung verdient. Laura Rave, die Innenarchitektin, die u. a. auch das Cookies Cream, Crackers und Data Kitchen gestaltet hat, durfte wieder ihr Händchen für eine stilvolle Gesamtgestaltung beweisen. Nun ist es eben keine durchschnittliche Dönerbude, sondern ein besonders schönes Schnellrestaurant mit einem Tresen aus edlem Marmor geworden. Das leuchtende Neonschild am Eingang lässt das Logo mit dem Zusatz „NOT YOUR ORDINARY KEBAB“ schon von der anderen Straßenseite erkennen.

Behnam Mashoufi und Babak Tajbakhsh Ø27

Wer nicht nur auf einen schnellen Lunch vorbeikommt, hat Zeit, die Beilagen zu probieren: Pommes, Fried Beet Potatoes, Polenta Cubes, Breadsticks und Pickles sind kleine Köstlichkeiten, die zusammen bestellt als eigenständiges Menü durchgehen. Besonders die Fried Beet Potatoes, eine Art Krokette mit Rotkohl auf Knoblauchsauce und Salsa und die Crispy Polenta Cubes auf Fetacreme sind beinahe eigene Minibowls, so komplex sind sie.

Da man noch immer auf der Kantstraße im als schick wahrgenommenen Westen von Berlin sitzt, stehen auf der Getränkekarte natürlich auch bekannte Namen. Der Miraval-Rosé vom Weingut Jolie-Pitt macht was her und wird gern dazu bestellt, der offene Grauburgunder von Stefan Meyer ist „einfach ein anständiger Wein“, sagt Babak Tajbakhsh, einer der beiden Geschäftsführer.

Die Küche führt kein geringerer als Philipp Kossack, der auch in den Küchen der Torbar, der Kantine Kohlmann und der Coda Bar kreatives Handwerk bewiesen hat. Klar, dass Behnam Mashoufi und Babak Tajbakhsh einen Koch dieser Couleur für ihren Fastfood-Traum engagiert haben. Was die beiden Gründer und Betreiber nämlich anfassen, wird richtig gut: Auch die Berliner Clubs Tube-Station und 808 gehen auf ihre Kappe. (Lea Tefelski)

Ø27
Kantstraße 143, Charlottenburg, Tel. 030 25 56 09 68, www.facebook.com/Ø27, tgl. ab 12 Uhr, Sandwich ab 6 €, Bowl ab 9 €, Softdrinks ab 2,50 €