Unter freiem Himmel
Der Le Pierre Rooftop Grill ist das Sommer-Pop-up auf der Dachterasse des Amano-Hotels Grand Central. An den Sommerwochenenden werden Aperitifs und gegrillte Schlemmereien serviert
Grillen auf Dächern ist in Berlin so eine Sache. Nicht selten werden jugendlich gebliebene Steakliebhaber auf Einmalgrill-Abenteuertour über Kreuzberger Dächern von blau uniformierten Helfern eingesammelt. Unsere Empfehlung: lieber gleich zum Hauptbahnhof fahren. Einen Katzensprung entfernt steht das Amano Grand Central Hotel und entzückt uns inmitten des Hauptstadttrubels mit seiner Dachterrasse. Die alleine ist schon einen Drink wert. Neuerdings wird hier aber am Wochenende auch gegrillt, in alter Amano-Manier ganz unkompliziert-mondän.
Wer von einer Dachterasse einen spektakulären Blick über die Stadt erwartet, wird nicht enttäuscht. Die Terrasse säumenden Mauern bieten Windschutz und beherbergen große Fenster, die den Blick Richtung Kanzleramt und Fernsehturm freigeben. Loungemöbel aus Holz und eine lange Bar laden zum Ankommen und einen ersten Aperitif ein. Aufgetischt wird rund um die beiden Gasgrills im hinteren Bereich. Und zwar nicht zu knapp: schon der erste Gang lässt uns im Grillhimmel schweben. Es gibt fruchtig-scharfe Gambas mit Piri-Piri und Limettenmayo, die selbst den härtesten Schärfekritiker begeistern, Romana-Herzen mit Sesam und Koriander und das erste gegrillte Fleisch des Dinners: Flanksteak vom US Beef, das simpel, aber dem Grillerherz gerecht werdend mit Knoblauchcreme und Fladenbrot serviert wird. Für den Hauptgang müssen wir erst Platz schaffen auf dem Tisch. Das Tomahawk-Steak für zwei wird stilgetreu mit Knochen und auf einer Holzplatte serviert und ist sowohl knusprig als auch zart. Zugegeben, bis der Knochen vom Service abgeräumt wird, knabbern wir immer wieder daran, so gut ist das Fleisch.
Die Küche bezieht die Cuts aus Argentinien, Australien, den USA und Frankreich. „Weniger wichtig ist uns wo es herkommt, Hauptsache ist, die Qualität entspricht unseren Erwartungen und denen unserer Gäste“, erzählt Küchenchef Lukas Opielka.
Wir sind begeistert als auch der Fisch serviert wird. Ein Wolfsbarsch, mit Zitronenscheiben gefüllt und en papillote gegart, ist wunderbar saftig. Beide Hauptgänge lassen sich durch die einzeln bestellbaren Beilagen ergänzen und variieren. Mit Riesenmaiskolben in Nussbutter wird es zu einem klassisch amerikanischen Grillerlebnis. Der Fenchel-Orangen-Salat ist ein feiner, leichter Gegensatz, gefällt uns aber sowohl zu Fisch als auch zu Fleisch. Das gegrillte Gemüse ist bissfest und spannend gewürzt, die Fenchselsamen bringen den Twist.
Ein Essen, das richtig Spaß macht. Darüber vergisst man fast, dass die Barkarte durchaus beachtenswert ist. Alle Amano-Bars sind fast schon berüchtigt für ihre Cocktails, auch hier gibts die Klassiker und solche, die es werden könnten, mit und ohne Alkohol. Die Weinkarte ist nicht ausschweifend, aber ordentlich bestückt. Acht Weißweine gibt es, von einem sehr besonderen Chardonnay aus Frankreich über Grauburgunder und Rosécuvee vom Kaiserstuhl. Letztere sind beide vom Weingut Kiefer, könnten unterschiedlicher aber nicht sein. Der Grauburgunder ist herrlich mineralisch und saftig, bleibt dabei ganz leicht und schmeckt so, wie Sonnenstrahlen schmecken könnten. Der Rosé mit dem hübschen Namen „Schmetterlinge im Bauch“ prickelt ganz leicht, ist beerig, unkompliziert und animiert, mit wenig Restsüße. Das auffällig freundliche Servicepersonal bemüht sich aber gern, auch außerhalb der Karte den passenden Tropfen zu finden. Das Dessert kommt und läutet das Ende dieses wunderbar stimmigen Grillabends ein. Keine blau uniformierten Helfer, sondern eine Crème brûlée, getoppt von einer klitzekleinen Madeleine, beendet das Festessen unter freiem Himmel – sozusagen der Zuckerguss des Abends. (Lea Tefelski)
Restaurant Le Pierre
Heidestraße 62, Moabit,