Fotos: Selina Schrader Aufmacher Irma la Douce
Irma la Douce

Tour de France

Das Irma la Douce hat in der Potsdamer Straße eröffnet. Das Restaurant bereichert die mittlerweile international geschätzte kulinarische Meile mit französischer Küche

Nach Panama, dem Golvet und Sticks’n’Sushi also das Irma la Douce. Der Name ist der Komödie von Billy Wilder „Das Mädchen Irma la Douce“ entlehnt. Dabei geht es um eine Prostituierte, die von einem Polizisten ins bürgerliche Leben gerettet wird. In Erinnerung an die grünen Nylons von Shirley MacLaine sind wohl die grünen Vorhänge entstanden. Im Irma la Douce hat es Jonathan Kartenberg – auch Betreiber des Eins44 – samt seinem Team geschafft, ein gewisses Flair von französischer Weltläufigkeit zu inszenieren und die trüben Aussichten auszusperren.

Die Inneneinrichtung erinnert mit wenigen Details wie den großen Deckenleuchten an den Vorgänger, an die Brasserie Lumières. Mit den Spiegeln, Wand- und Tischleuchten entsteht eine gleichzeitig exklusive sowie komfortable Atmosphäre. Eindrucksvoll sind auch die Weinschränke auf der Rückseite des Restaurants, die rechts und links vom Kücheneingang stehen.

Irma la Douce 2

Der Service ist aufmerksam und schnell. Ein Glas Champagner ist in Sekunden zur Hand und auch die Felsen-Austern mit Melone, Crème Fraîche und Kaviar kommen sofort auf den Tisch. Ein feiner Einstieg, das perlende Getränk und der Bissen aus einer Mischung von leichter Rauchnote, zarter Süße und Meeresbrise.

Der Blick in die Karte macht gute Laune und in kurzer Zeit sind zwei Drei-Gänge-Menüs zusammengestellt, wobei der Hauptgang und das Dessert mit der Fotografin geteilt werden. Die geräucherte Makrele mit Früchtetee aufgegossen samt Sellerietupfen und Bete-Röllchen ist ein fruchtig-säuerliches Aromenspiel, während die zweite Variante der Vorspeise, die Entenleberterrine mit Dörrobsteis, Shiso, Pflaumenwein und einem Mutzen ausgesprochen sanftmütig und rundum schmeichelnd ihre Geschmäcker entfaltet. Ein Zwischengang ist eine Sous-vide gegarte, anschließend scharf angebratene Schwarzwurzel mit karamellisierten Pinienkernen, Birnenessig und Trüffeln. Das führt die Stilistik der Küche weiter fort. Die Seezunge Bourride, als Hauptgang konzipiert, ist auch als Zwischengang möglich. Der Fisch ist perfekt gegart, die Bourride vollmundig, das kleine Artischockenherz al dente. Die Algen vermitteln vielleicht etwas zu sehr eine kräftige Meeresbrise.

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Der Hauptgang, das Reh, einmal als Schulter geschmort, einmal das Filet rosarot gebraten, mit Kürbis und einer dunklen kräftigen Sauce aufgegossen, ist Beweis handwerklichen Könnens. Dazu gibt es luftige Churros mit Ras el Hanout. Es ist ein weiterer Beweis der Kunstfertigkeit von Küchenchef Michael Schulz, der in Berlin seine Erfahrungen im Golvet als Sous-Chef, davor im Restaurant Rutz, im Duke und im Vau gesammelt hat. Schulz, der – wie er selbst zugibt – nie in Frankreich war, offeriert eine Küche nach französischer Spielart, die durch die Qualität der Produkte überzeugt und den Küchenchef zu innovativen Kompositionen inspiriert.

Noch ein Blick in die Weinschränke. Deutsche und mehr französische Weine gibt es zu entdecken. Zuerst füllte der 2016 Riesling Marienburg Fahrlay von Clemens Busch die Gläser, die alle mit dem Label Irma la Douce graviert sind. Zum Wild gab es Marsannay Longerois von Jean Fournier aus dem Burgund. Das Dessert, der Savarin mit Mango, Kamille und Karotte setzte einen angemessenen Schlusspunkt für einen besonderen Abend. Denn Alltägliches findet man im Irma la Douce kaum. (emh)

Irma la Douce
Potsdamer Straße 102, Tiergarten, Tel. 030 23 00 05 55, www.irmaladouce.de, Di-Sa ab 18 Uhr, Vorspeisen ab 19 €, Zwischengänge ab 18 €, Hauptgänge ab 28 €, Desserts ab 12 €, Glas Wein ab 5 €