Fotos: Selina Schrader Aufmacher ChungKing Noodles
ChungKing Noodles

Stadtbekannte Nudeln

Unter dem Motto ChungKing Noodles etablierte sie sich zuerst mit ihren Pop-ups als Köchin für eine authentisch chinesische Küche in der Berliner Foodszene. Jetzt hat Ash Lee ein Restaurant eröffnet

In bewundernswerter Konsequenz hat sie ihr Unternehmen entwickelt. Seit 2017 bringt sie Berlin die ChungKing-Nudeln näher bzw. auf den Tisch. Wer sie zum ersten Mal probierte, ahnt nicht, welche Schärfe­grade der südwestliche Teil Chinas zur Verfügung hat. Chili und Szechuan-Pfeffer sind die Hauptakteure. Und Profis können die Art der Schärfe unterscheiden und zuweisen. Chili ist angeblich süßer und wärmer, Szechuan besitzt eine kühle Schärfe. Aufmerksame Gäste können bei einem Besuch des jüngst eröffneten Restaurants in Kreuzberg wiederum beobachten, wer Newcomer und wer Routinier ist. Es ergibt immer Sinn, die süß eingelegte Gurke zu bestellen, die nimmt zwischendurch ein wenig die Schärfe.

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Der Service ist immer aufmerksam und rät jedem, die Nudeln mit zum Beispiel Schweinehack durchzurühren. Dann mischt sich alles mit der Chilisauce – die Lee nach eigenem Rezept durch das Anbraten getrockneter Chilischoten und verschiedener Gewürze selbst zubereitet –, mit den Frühlingszwiebeln, dem Kohl und kondensierter Soja-Sauce. Herrlich ist zu beobachten, wenn einige sich mit den Stäbchen vorsichtig von oben nach unten durcharbeiten. Dann kommt der Überraschungseffekt umso stärker. Es gibt aber auch am Nebentisch jemanden, der eine Extra-Portion Chili bestellt – und sie scheinbar gut verträgt. Er putzt sich nicht einmal die Nase. Übrigens: Taschentücher sind durchaus ein angemessenes Utensil für den Besuch im ChungKing Noodles. Die Nudeln sind übrigens auch selbst produziert und aus Demeter-Mehl.

Ein Großteil der Gäste trinkt das ChungKing Pale Ale, das aus der Zusammenarbeit von Ash Lee mit der Berliner Craft-Brauerei Motel entstanden ist. Doch der Wein aus dem Friaul und dem Piemont ist ein ebenbürtiger Partner zu den Nudel-Gerichten. Neben der klassischen Variante mit Schweinehackfleisch findet sich auch eine mit zart geschmorter Rinderwade oder vegan mit Tofu und Shiitake auf der Karte. Als Vorspeisen sind noch dünn geschnittene Kartoffeln in Chiliöl, Sojasauce und Knoblauch und eine pfeffrige Sichuan Sausage nach Familienrezept, produziert vom Berliner Wurstmacher The Sausage Man Never Sleeps, im Angebot. Das kommt beim nächsten Besuch auf den Tisch.

Und der ist garantiert. Denn auch die Inneneinrichtung von Martino Sacchi vom Architekturbüro Rhizomet, die offene Küche mit knallrotem Tresen schafft Vertrauen in die Zubereitung, die ausschließlich Ash Lee vornimmt – und zwar ununterbrochen kocht sie die Nudeln frisch und füllt eine Schüssel nach der anderen mit einem der köstlichen und authentischen chinesischen Gerichte.

Es lohnt sich ein früher Besuch, so ab 18 Uhr. Dann wirkt der hell und schlicht eingerichtete Gastraum puristisch und gleichzeitig beruhigend mit den unverputzten Wänden mit cremefarbenen Fliesen, hellrosa verfugt, kombiniert mit dem warmen hellen Holz der Tische, Hocker und Bänke. Ab 19 Uhr kann es sein, dass man ein bisschen warten muss, bis man an den Tischen einen Platz bekommt. (emh)

ChungKing Noodles
Reichenberger Straße 35, Kreuzberg, www.chungkingnoodles.berlin, Di-Sa 18-22 Uhr, Speisen ab 8,50 €