Fotos: Selina Schrader Aufmacher Alma mia
Alma mia

Italienisch überarbeitet

Im Alma Mia ist alles anders, aber auch wieder typisch. Michael Balbiano hat nach eigenen Angaben die italienische Küche revisioniert

Noch ein Italiener in Charlottenburg? Das ruft erst mal nur ein Schulterzucken hervor. Dann in der Giesebrecht­straße? Da gibt es bereits unauffällige italienische Adressen. Doch auch das renommierte Il Calice hat in dieser Straße seinen Anfang genommen. Und genau in dessen ehemaligen Räumlichkeiten sind Michael Balbiano und Ehefrau mit Team vor ein paar Monaten eingezogen. Der Mann hat 2004 bis 2008 das Zoe in Mitte etabliert. Das erste komplett weiß eingerichtete Restaurant mit guter, origineller Küche.

Also hat das Alma Mia – Alma heißt die Tochter von Balbiano – eine Chance verdient. Das Innendesign ist schon mal luftig und spielt mit mediterranen Assoziationen, vom üblichen Italienschick keine Spur. Die Gäste sitzen auf Bänken an langen Holztischen und es finden sowohl Gruppen, als auch Paare ihren Platz. Im hinteren Raum sitzt man auf Stühlen oder direkt an der Wand. Manch Rücken wird es danken.

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Die Karte tut erst mal ganz klassisch italienisch. Doch Balbiano hat mit seinem Koch traditionelle Speisen „revisioniert“. Was das bedeutet, wird sofort bei Sarde in saòr rivisitate klar. Bei dem venezianischen Traditionsgericht werden Sardellen in einen süßsauren Essigsud mit Zwiebeln eingelegt. Bei Alma Mia kommen die Sardellen entgrätet, paniert und frittiert auf einer süßsauren Zwiebelcreme auf den Tisch. Diese Version spielt ähnlich mit den Aromen des Traditionsgerichtes, ist nur filigraner im Geschmack. Genauso bei Melanzane alla parmigiana tiepida e fredda. Diese Vorspeise wird dekonstruiert, zum Teil warm zum Teil kalt serviert; auf einem Tomatensauce sitzt die gewürfelte Aubergine, darauf eine dicke Scheibe italienischen Mozzarellas. Die Ravioli, gefüllt mit Tomaten und Brot, kommen mit Miesmuscheln, cime di rapa und einer hellen cremigen Sauce daher. Das ist ein ganz einfaches, unaufgeregtes Pastagericht.

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Dann ist gerade Kabeljau angesagt, hier wird saisonal gekocht, wie Balbiano nicht müde wird zu erklären. Das ordentliche Stück Fisch wird mit Parmesanchip und frittierter Fischhaut auf Blumenkohlcreme mit Sardellensauce serviert. Das zweite Hauptgericht ist Scamone d’agnello in crosta di miele, senape, pane ed erbe con patate e peperoni. Die Lammhüfte in einer Kruste aus Honig und Kräutern ist rosa gebraten und saftig zart, die gebratene rote Paprika und Kartoffeln runden den Gesamteindruck ab. Es sollte erwähnt werden, dass die einzelnen Gerichte zu zweit verspeist wurden. Die Portionen sind so bemessen, dass sie als einzelne Hauptgerichte den Gast satt machen. Will man aber mehrere Gänge verspeisen wie es in Italien üblich ist, sollte man teilen oder 50 Euro pro Person veranschlagen und sich von Michael Balbiano ein Menü zusammenstellen lassen. Und so reichte das Verlangen beim Nachtisch für zwei. Einmal der hausgemachte Mandel-Apfelkuchen mit Zimt sowie eine Zitronencreme mit einem Salat aus frischen Pfirsichen. Dazu sollte man entweder den Lugana Cà dei Frati Lombardei oder den Planeta Nero d’Avola aus Sizilien trinken. (emh)

Alma Mia
Giesebrechtstraße 19, Charlottenburg, Tel. 030 20 97 64 86, www.alma-mia.com, Mo-Fr ab 12 Uhr, Sa ab 18 Uhr, Speisen mittags 9,50 bis 13 €, Abendkarte 9,50 bis 26 €, Wein (0,1 l) 3,30 €, Flasche ab 17,50 €