Fotos: White Kitchen Food Aufmacher The NoName
The NoName

Getarnte Gourmetküche

Der Zugang zum The NoName wird einem nicht leicht gemacht. Die Kochkünste von David Kikillus hingegen sind ein gekonnter Einstieg in Hoch­genüsse

Weiße Vorhänge verhindern den Blick in den hellen Restaurantraum. Wohlüberlegt und nur nebensächlich als Gestaltungsmittel eingesetzt. Man will neugierig machen und vielleicht auch nicht einen falschen Eindruck erwecken? Aus der einst anarchistischen Kunstecke ist die Oranienburger Straße ein Negativ-Beispiel von Overtourism geworden. Im NoName will man an die damaligen wilden Jahre anknüpfen. Die Architektur der Räume erinnert zwar an die Gründerzeit mit eindrucksvollem Stuck und den fünf Meter hohen Decken. Den Raum jedoch dominiert eine Frauenfigur im Bondage-Stil an einer Wand. Dort befindet sich auch der Eingang zur Küche. Irritierend.

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Das NoName lebt durch Küchenchef David Kikillus samt seinem Team und durch den Restaurantleiter sowie hervorragender Weinkenner Steve Hartzsch. Kikillus ist eine Ausnahme-Erscheinung und -Koch, er hatte innerhalb kürzester Zeit einen Michelin-Stern in Dortmund erhalten, hat anschließend in der Welt und in deren Gourmetküchen sein Handwerk verfeinert. In Berlin wird er seinen Stellenwert finden. Das ist nach dem ersten Besuch unstrittig. Die zu Beginn servierten „Snacks“ stimmen schon mal auf das Menü ein. Der Saiblingskaviar mit Seeigel, Kombu und Alge hält sich überhaupt nicht mit kräftigen Aromen zurück. Das hauchdünne Scheibchen Wagyu auf Wachtelei federt den ersten Tusch cremig ab, während der Macaron aus grünem Apfel, gefüllt mit Gänseleber, mit fruchtiger Süße und cremiger Textur spielt.

Die Hauptgänge beweisen weiterhin Kikillus Philosophie: Konzentration auf das Wesentliche, auf das Produkt und auf handwerkliche Kunstfertigkeit. Sei es bei der Mieral-Taube, dem Langustino oder dem Zwischengang, einem Sorbet aus Estragon und Kamille. Steve Hartzsch überzeugt während des Abends mit Eloquenz und einer passenden Auswahl, vorrangig aus der alten Weinwelt. Neben einem 2017 Les Pichiaux, Noëlla Morantin, Touraine-Loire sowie einem 2016 Riesling GG ‚Rothenpfad‘, Clemens Busch, Pünderich-Terrassenmosel, servierte er Graute Käörns, ein Dinkel-Ale von der Brauerei Jan Kemker aus dem Münsterland. (emh)

The NoName
Oranienburger Straße 32, Mitte, Tel. 030 28 87 77 88, www.the-noname.de, Di–Sa ab 18 Uhr, sechs Gänge 85 €, acht Gänge 105 €, Glas Wein (0,1 l) ab 5,50 €, Flasche ab 42 €