Fotos: Boujee Aufmacher Boujee
Boujee

Luxuriös aufgehübscht

Sergej Braude hat sich seinen Lebenstraum erfüllt. Nach einjähriger Bauphase hat das Boujee offiziell im Mai eröffnet

Ein ganzes Füllhorn an Ideen will der Berliner Modefachhändler aus St. Petersburg noch einbringen. Jedes Detail des Inventars ist wohlbedacht ausgewählt. Als warmer Kontrast zu den betongrauen Wänden, den Metallrohren und Glasdesignlampen, stehen die langen Esstafeln. Die wurden fürs Boujee eigens aus 200 Jahre altem Eichenholz einer abgerissenen Brücke in Südrussland maßgefertigt. In den ergonomischen Ledersitzen sitzt es sich komfortabel. Die Menükarte birgt vorwiegend italienische Spezialitäten in Kombination mit gehobener europäischer Küche.

Der befreundete Starkoch Christian Lorenzini konzipiert erste Signatures aus der Ferne, vor Ort kocht Chef Marco Semerano weitere Kreationen in der verglasten, offen einsichtigen Küche. Geplant ist auch ein Ofen für Pinsa – leichte, originell belegte italienische Brottaschen. Man moduliere noch am Serviceteam: von Kiew bis Rom soll alles international vertreten sein. Der wortgewandte Algerier Wahib Ech Chad präsentiert sich als Kapitän der Fläche und führt durchs Menü.

Mit der cremigen Erdnussbutter mit Zwiebelpulver zum Homemade Crunchy Brot startet es sich vielversprechend. Die mit Knoblauch sautierten Artischockenherzen auf Zitronenbutter mit frischer Minze schmecken erhellend südländisch. Die „Hot Stones“, drei Steine aus doppelt gebackenem Schwarzteig, sind mit rauchigem Scamorza, dezent herbem Wirsing und einem Hauch Süße (Küchengeheimnis) gefüllt. Zum Verzehr werden Handschuhe gereicht, um sie noch heiß aus dem Holzkästchen zu entnehmen.

Mehrmals die Woche komme ein Bärtiger vom Fischhandel Deutsche See für den „Fisch des Morgens“ vorbei. Immer frischen Fisch zu servieren sei eine Priorität im Boujee. Nicht ohne Showeffekt: der Wolfsbarsch wird in schwarz karbonisierter Salzlake gebacken, mit Absinth übergossen wird er am Tisch entflammt und filetiert.
Boujee 1 Eine Alternative: die Entenbrust mit bissfestem Zartgemüse. Die Orangensauce ist mit Green Pepper, Karotte und einem Hauch Zimt und Grand Marnier akzentuiert. Hingucker sind die Desserts. Ein ungebackener Käsekuchen versteckt sich unter einer Zuckerwattenhaube. Das Schokoküchlein mit Trüffel-Espuma wird aus einer doppelbödigen Cloche gezaubert.

Auch bei der Weinkarte hat sich Braude nicht lumpen lassen: Der Berliner Weinhändler Vini Grandi hat die Karte mit Feinstem bespickt. Zu den internationalen Vini gesellen sich spezielle Spumanti wie Franciacorta Schaumweine. Auffällig viele Süßweine wie ein Traminer 2012 Eiswein und ein Château d’Yquem 2009 finden sich auf der Kenner-Karte. Mit einem Preis um die 500 € ist der wohl die Krönung der guten Tropfen. Die sind alle aufgebahrt – nur der Weinberater ist noch nicht zugegen. Pour finir liegt bester Käse Heu gebettet in der Vitrine im Entrée neben der Espressobar. Hier begrüßt auch Braudes Sohn Alexander die Gäste. Gerade mal 20 und noch mitten im Studium, soll er das Restaurant maßgeblich leiten. Gerne lüftet er das Geheimnis um Boujee: das Wort klingt Französisch, wurde aber von US-Hip-Hoppern erfunden. Nicht ohne Eigenironie steht der Name für das „luxuriöse Aufhübschen eines Ortes“ – abseits des Gewöhnlichen. (Anke Sademann)

Boujee
Pariser Straße 18a, Wilmersdorf, Tel. 030 86 45 94 17, www.boujee.de, Mo-Sa ab 18 Uhr, Vorspeisen ab 7 €, Zwischengang ab 13 €, Hauptgang ab 14 €, Desserts ab 12 €, Bier 3,90 €, Wein (0,1 l) ab 5 €, Flasche ab 25 €