Fotos: Selina Schrader Aufmacher The Grand
The Grand

Im großen Stil

Manchmal sind es Umwege, die einen zum Ziel führen. Tilo Roth ist als Küchenchef zurück im The Grand. Er poliert die Adresse wieder kulinarisch ordentlich auf

Ein Freund aus Norddeutschland ist zu Besuch und will Steak essen. Wohin? Nicht, dass es nicht genug Adressen in Berlin für seinen Wunsch gibt. Doch atmosphärisch sollte es entspannt zugehen. Die Freundschaft hält schon ewig und es gibt einfach viel zu erzählen und wenig zu präsentieren. Da fällt einem ein, dass Tilo Roth wieder zurückgekehrt ist zu seiner früheren Wirkungs­stätte, dem The Grand. Das wurde mit ihm als Küchenchef 2014 zum Szene-Restaurant der Berliner Meisterköche prämiert. Danach hat er ein paar neue Wege eingeschlagen, die irgendwo im Nichts verschwunden sind.

Heute also wieder The Grand und Roth macht diese Adresse erneut zu dem was sie mal war. Nämlich zu einem Restaurant in dem klassische Gerichte einen besonderen Twist, eine feine neue Note bekommen. Genau an diesem Abend offeriert er eine Karte mit Horsd’œuvres. Die kommen ab zwei Personen auf den Tisch. So verlockend alle neun Varianten klingen, Vorsicht ist geboten. Denn wer alle bestellt, wird wahrscheinlich wenig Appetit auf einen Hauptgang haben.

The Grand 2

Eine große Platte kommt auf den Tisch. Darauf immer als Duo kleine Artischocken mit Caponata-Füllung, das ist Roths Klassiker schon seit Beginn im The Grand. Die Ziegenfrischkäsepralinen auf Oliventapenade mit Kirschtomaten sind eine nette, weniger aufregende Kleinigkeit, der Zarenlachs hingegen auf Rhabarber und Gurke sorgt für unerwartet lebendiges Aromenspiel – von salzig-mild bis herb-säuerlich. Ebenso macht die Kalbszunge mit Gemüsegelee, Wasabi-Mayonnaise und Nordseekrabben großen Spaß. Auch die Kombination von Schweinebauch mit Jacobsmuschel und Dörrobstconfit ist ein Beispiel der originellen Handschrift Rothscher Kochkunst. Der Klassiker, das Bœuf Tatar mit Wachtelei und grünen Bohnen macht einen runden Abschluss.

Steak? Das war ursprünglich der Grund des Besuchs, muss also sein. Ein Entrecôte vom Irish-Hereford-Rind und ein Filet von der japanischen Rinderrasse Kobe machte den Abend besonders und zufrieden. Zart, buttrig und mit einem deutlichen Eigengeschmack überzeugte die Küchencrew mit dem gekonnten Umgang von hochwertigem Fleisch. Die Beilagen, das Kartoffelpüree und die Portweinjus, sind ganz nebenbei eine Extraklasse. Fleisch sowie Beilagen bestehen auch alleine. (emh)

The Grand
Hirtenstraße 4, Mitte, Tel. 030 27 89 09 95 55, www.the-grand-berlin.com, Lunch 12 bis 15 Uhr, ein Gang 11 €, zwei Gänge 14 €, drei Gänge 18 €, Dinner 19-23.30 Uhr, Horsd’œuvres ab 2 Personen, 3 x 2 Portionen 38 €, Hauptspeisen ab 19,50 €, Steaks ab 26,50 €, Glas Wein (0,1 l) ab 6 €