Fotos: Rebecca Crawford Aufmacher Palsta
Palsta

Kleines Stück Norden

Naturwein-Enthusiasten und Fans nordisch angehauchter Küche aufgepasst: Das Palsta im Schillerkiez ist für sie eine neue und gute Adresse und nicht nur für sie

„Ein kleines Stück Finnland in Berlin“ wollte die aus Helsinki stammende Besitzerin des frisch eröffneten Palsta in der Oderstraße in Neukölln schaffen. Übersetzt bedeutet der Name „Parzelle“ oder „kleines Stück Land“. Der Name beschreibt die Idee also völlig zutreffend. Ob die Lage direkt am Tempelhofer Feld mit einem Ort in der finnischen Hauptstadt vergleichbar ist? Das coole, gleichzeitig gemütliche Interieur, die entspannt-aufmerksame Art des Service­personals und die nordisch inspirierte Küche muten jedenfalls finnisch an. „Natural wines and Nordic food“, so das Konzept.

Palsta 1

Die Speisenauswahl ist überschaubar. Neben Kleinigkeiten, die man als Snack zum Wein bestellen kann, gibt es vier Hauptgänge zur Auswahl und zwei Desserts. Die Weinkarte bietet einige offene Positionen an und eine größere Auswahl an Flaschenweinen. Alles Naturweine, manche Orange. Der Schwerpunkt liegt auf Frankreich. Eine Überraschung: der offene Riesling vom Weingut Schmitt in Rheinhessen. Wenig Säure, angenehmer Trinkfluss. Ein Everybodys Darling, auch für Riesling-Verächter.

Auch die Kleinigkeiten aus der Küche gefallen: gutes Sauerteigbrot (gebacken von der Bread Station) mit Butter mit einem Hauch Petersilie, Wildsalami mit grobem Senf und Entenbrust mit Kirschen, dazu selbstgemachte Pickles (Karotten und Blumenkohl). Eine Wucht ist der Kartoffelsalat. Noch lauwarm, schön schlotzig, aber mit einer frischen Säure, dazu Rucola, Lauch und eine Creme aus Liebstöckel und kleine crunchige Teilchen, die an Buchweizen erinnern.


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Bei den Hauptgängen liegt der Fokus auf Fisch und Meeresfrüchten. Einziges Fleischgericht ist der zarte, aber leider ein wenig zu trockene Schweinebauch. Er kommt mit einer Art Apfelchutney, Mangold und Haselnüssen. Der Kabeljau ist perfekt gegart – außen schön angebräunt, innen noch leicht glasig – und wird begleitet von einer kräftig angebratenen Weißkohl-Spalte und Petersiliensauce. Beide Hauptgänge sind von der Menge der Zutaten reduziert und nordisch schlicht, lassen aber von der Stilistik auch mediterrane Einflüsse erkennen.

Das zeigt auch das Highlight des Abends, ein Koriander-Granité zum Nachtisch: erfrischend, mit Zitrusnote und deutlichem Koriandergeschmack minus Seifenaroma. Die nordische Küche wird hier also recht frei interpretiert. Das macht die Sache entspannt und ist passend zum Konzept der Weinbar. Wer tiefer in die nordische Küche eintauchen möchte, findet andere Vertreter in Berlin. Unschlagbar ist das Preis-Leistungs-Verhältnis.

Und manchmal hat der Gast die Gelegenheit, den verspielten Einfall des Sommeliers zu beobachten, Weinkorken auf die Glasnische über der Eingangstür zu werfen. (Michael Hetzinger)

Palsta
Oderstraße 52, Neukölln, Tel. 0176 66 69 75 42, www.facebook.com/palstawinebar, Mi-So 18-23.30 Uhr, Kleinigkeiten 2,50 bis 7 €, Hauptgänge 12 bis 14 €, Glas Wein um die 7 €, Flasche Wein von 25 bis 40 €