Fotos: emh / HiPi Aufmacher W – Der Imbiss
W – Der Imbiss

Double u Gordon

Fast unbemerkt hat Gordon W. Zealot einen zweiten W – Der Imbiss aufgemacht. In einer der vergessenen Ecken Schönebergs

Durch Zufall passierte es dann doch schon mal. Nirgendwo gelesen, niemand hat es erzählt und anscheinend gibt es schon andere Medien, die darüber berichtet haben. Aber einem selbst ist der Imbiss des Kanadiers Gordon W. Zealot in Schöneberg nicht aufgefallen. Es ist auch nicht die schönste Ecke, das muss man schon deutlich sagen. Aber es ist im Augenblick eine der besten Adressen am Winterfeldtplatz, um einfach mal gut essen zu gehen.

Unbestritten ist es ein Imbiss! Jeder Gast holt sich seine Getränke und sein Essen selbst ab. Wie in der Kastanienallee offeriert auch Künstler und Koch Gordon seine einzigartige Fusion-Küche. Grundlage ist die indische Küche, variiert wird diese mit den Produkten, Gewürzen und Rezepturen aus Italien, Mexiko und Kalifornien. Ansonsten liegt der Schwerpunkt auf vegetarisch-veganen Gerichten. Das Brot, das Naan, kommt aus dem Tandoor-Ofen, der Lachs wird darin gegrillt, der Halloumi sowie der Tofu.

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Es lohnt sich, draußen vor der Tür zu sitzen. Denn selten bekommt man einen derartig vielschichtigen Einblick, was die Besonderheit dieses Kiezes ausmacht. Der geschniegelte Businessmann kommt nach Hause und holt sich später im Freizeitoutfit beim Späti sein Bier. Hier im Imbiss, der mit viel Hingabe und viel Tiki-Accessoires eingerichtet wurde, dreht es sich hauptsächlich um entspanntes Treffen und gemeinsames Essen mit Freunden und Bekannten.

Bei Gordon gibt es auf der Getränkekarte gerade mal einen Weiß- und einen Rotwein, einen Prosecco sowie Bier und Limonaden und „Gesundheitsgetränke“. Ehrlich gesagt: Es legt auch kaum ein Gast großen Wert auf umfangreiche Weinberatung. Als Gericht zum Einstieg eignet sich das Tasters-Menü. Auf einer Platte kommen verschiedene Currygemüse, Blumenkohl und Zucchini zum Beispiel, Dal, Chutneys, Joghurt und Naan auf den Tisch. Alles ist etwas verwegen angerichtet. Doch es schmeckt herrlich scharf-würzig, das Brot wird bis zum letzten Krümel in die Schälchen getunkt. Und dann bringt „Double u Gordon“, so sein Spitzname, noch Dosa nach draußen und ein Schälchen mit dem exotischen Gemüse namens Drumsticks. Diese länglichen Schoten wachsen am Moringa-Baum und gehören zur ayurvedischen Heilkunst.

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Der Mann aus Kanada ist seinem Kochstil und einer längst seltener werdenden Berliner Anarchie seit über 15 Jahren treu geblieben. Und in Schöneberg wird es wohl keinen Touristen in diese Ecke so schnell verschlagen. Was bedeutet, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis weiterhin so bleibt, dass die Gäste gerne miteinander ins Gespräch kommen, dass man mehr Zeit im Imbiss verbringt als man eigentlich wollte. Und sich einfach zuhause fühlt, in einem Stück ausgefransten Berlin, dass den Charme von spröder Normalität mit Würde durch die Nollendorfstraße trägt. (emh)

W – Der Imbiss
Neue Adresse: Fuggerstraße 20, Schöneberg, Tel. 030 21 96 44 64, www.w-derimbiss.de, tgl. 16.30-22 Uhr, Speisen von 6 bis 15 €, Getränke ab 3 €