Fotos: FvF / Robert Rieger Aufmacher Kin Dee
Kin Dee

Zeitgemäß Thailändisch

Im Kin Dee garantiert Dalad Kambhu samt Team einen Abend voller neuer, kulinarischer Eindrücke

Von thailändischer Küche, von thailändischen Restaurants wie Berlin das bisher genossen hat, ist hier nichts zu finden. Doch! Eine Kellnerin gibt es, die den typischen Thai-Slang kultiviert und jedem Gast ein Grinsen auf das Gesicht zaubert. Aber ansonsten funktioniert thailändisch im Kin Dee ganz anders. Dalad Kambhu legt mit ihrem Tasting-Menü einen eindrucksvollen Beweis vor. Unterstützt wird sie dabei vom Erfolgs-Trio Moritz Estermann, Stephan Landwehr, Boris Radczun. Vor rund drei Monaten haben sie Roel Lintermans als Küchenchef ins Grill Royal geholt, jetzt kocht Sauli Kemppainen im Le Petit Royal und nun eben Dalad Kambhu im Kin Dee, ehemals Edd’s Thai.

Vielleicht erinnern sich noch einige an ihr Pop-up letzten Sommer im Dottir. Diejenigen werden sich wahrscheinlich freuen, dass auch wieder ein ganzer Fisch auf den Tisch kommt, in einer kraftvoll aromatischen Sauce, die nach frisch gemörserten Kräutern, Gewürzen und Tamarinde schmeckt.

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Die ambitionierte Köchin kommt zwischendurch an den Tisch und erklärt auf unaufdringliche Art, was ihre Philosophie ist und wie sie die einzelnen Gerichte zubereitet. Sie verwendet – wenn möglich – hiesige Gemüsesorten, auch wenn ein Wurzelgemüse wie Kohlrabi erst mal nicht viel mit Papaya gemein hat. Aber eingelegt schmeckt auch das gut – ist das noch thailändisch? Als kleiner Appetithappen macht er jedenfalls schon mal neugierig.

Der Glasnudelsalat versteckt unter verschiedenen Pilzen, die mal getrocknet, mal gedünstet, mal in der Pfanne kurz geschwenkt sind, entspricht schon sehr viel mehr den Erwartungen. Er ist ein Spiel mit Schärfe, Säure, den typischen Aromen der Thai-Küche. Vorsicht bei den grünen Einsprengseln, das sind sehr scharfe Chili-Stückchen. Danach kommt ein auf Rindfleisch getürmter Salat mit einer dunklen würzigen Sauce. Der Lachs als eine Art Ceviche zubereitet macht Spaß, der Schweinebauch ebenso, bei der Ente mit Massaman-Curry gewürzt könnten Diskussionen entstehen, ob das Fleisch zu durch oder genau richtig ist. Das geschmorte Lamm als Haxe kann nicht weicher sein, der Rosenkohlsalat wird schnell zum Favoriten. Einfache Dinge sind manchmal die Besten: rohe Blättchen in einer leichten Zitrussauce, dazwischen ein paar Nüsse.

Für die Weinkarte ist Moritz Estermann zuständig und dabei hält er die Balance zwischen trendigen Naturweinen und zuverlässigen Klassikern. Gerade jetzt ist es ein großes Vergnügen und eine seltene Gelegenheit dabei zu sein, an dem Prozess, in dem eine vielversprechende Ausnahmeköchin ihre Handschrift immer deutlicher zeigen wird. (emh)

Kin Dee
Lützowstraße 81, Tiergarten, Tel. 030 215 52 94, www.kindeeberlin.com, Menü 45 €, Softdrinks ab 6,50 €, Wein (0,1 l) ab 5 €, Fl. Wein ab 25 €