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Richwater & Mitchell

Er kocht wieder

Bodenständige Küche, gute Produkte, eine große Auswahl an deutschen Weinen und eine angemessene Preisgestaltung. Richwater & Mitchell machen Moabit um ein kulinarisches Highlight reicher

Anton kocht. Das war für jeden Berliner Foodie 2014 Pflichtprogramm. Anton Michel war gerade mal 22 Jahre jung und eröffnete nach seiner dreijährigen Lehrzeit im Vau und einem weiteren Jahr im Restaurant Tim Raue sein erstes Pop-up-Restaurant. Hier enstaubte Anton vier Monate lang deutsche Küche und punktete mit außergewöhnlicher Weinkarte. Antons Vater ist stadtbekannter Weinhändler.

Anton hat noch eine andere Seite. Seine Mutter ist nämlich Britin, Anton lebte einen Großteil seiner Kindheit in England. Gerade hat er seine Ausbildung als Sommelier abgeschlossen, und will nun den Berlinern, die neue Londoner Küche nahebringen.

In Moabit, nur wenige Meter vom Weingeschäft des Vaters entfernt, wurde die dekorative Ziegelwand mit dunklem Graugrün übertüncht und mit roten Vorhängen, rustikalen Holzstühlen und weiß eingedeckten Tischen ein gemütliches Restaurant geschaffen.

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Mit dem Aperitif geht es jedoch zunächst nach Cornwall. Ein knackig frischer Schaumwein bildet einen leichten Auftakt. Dazu werden Snacks serviert: Die knusprige Schweineschwarte und Mixed Pickles überzeugen, bei den Salbeiblättern im Tempuramantel fehlt die intensive Aromatik der Blätter.

Es geht weiter mit einer Auswahl an warmen Gerichten wie den Scotch Eggs. Das Ei im panierten Fleischmantel ist ein englischer Klassiker, gut gewürzt und hat Suchtpotential. Gelungen ist auch die Kombination von edlem Steinbutt mit cremigem Cole Slaw, hier darf man sich von der einfachen Anrichteweise nicht täuschen lassen. In der Kategorie „Hot“ erwarten den Gast dann Gerichte für den größeren Hunger. Sehr zu empfehlen ist das Chicken Kiev, das Dank einer Kräuterbutter-Füllung saftig und zart auf den Tisch kommt, der buttrige Kartoffelstampf und die grünen Erbsen gehören zum britischen Essen einfach dazu.

Eine Überraschung ist der gegrillte Knurrhahn. Die Tomatensauce mit feinen indischen Aromen ergänzt den auf den Punkt gegarten Fisch. Die dreifach gegarten Pommes mit Tartare Sauce bleiben nur nebulös in Erinnerung.

Anschließend auf ein Dessert zu verzichten, ist nahezu sträflich. Die Tarte mit karamellisierter Melasse schmeckt malzig, nicht zu süß, ist wunderbar cremig und schneller aufgegessen als man denkt. Lediglich das dazu gereichte Vanilleeis ist unerheblich.

An der Weinauswahl wird noch gearbeitet. Die ganz praktische Frage der Lagerung hindert das Team gerade daran, sie so umfangreich zu gestalten, wie man es sich vorgenommen hat. (Alexandra Laubrinus)

Richwater & Mitchell
Wiclefstraße 30, Moabit, Tel. 030 39 83 40 99, www.richwatermitchell.de, Kleinigkeiten ab 2 €, kalte Speisen ab 8 €, warme Speisen ab 6 €, Getränke ab 3,50 €